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Beiheft WS 2006/2007 << Unsere Bibliothek


Unsere Bibliothek
Gespräch mit der Bibliothekarin für Germanistik, Edit Bogdány

Autor: Mihály Arany

Das 50jährige Jubiläum des Neubeginns der Germanistik in Szeged betrifft nicht nur den Lehrstuhl, sondern auch die dazu organisch gehörende Bibliothek. Die Bibliothek, die bei der Arbeit am Lehrstuhl hilft, die das „Magazin des Wissens” ist, spielte immer bei Unterricht und Forschung eine außerordentlich wichtige Rolle. Das GeMa fragte Edit Bogdány, die Bibliothekarin der ehemaligen Lehrstuhlbibliothek, die jetzt für das deutsche und österreichische Material zuständig ist, nach ihren Erfahrungen.

Wie sind Sie zur Lehrstuhlbibliothek, zu dieser Arbeit gekommen?
Ich habe mich darum beworben und habe mit Herrn Bernáth damals darüber gesprochen, dass ich gerne hier arbeiten würde. Meine Bewerbung kam gerade rechtzeitig, und so wurde es möglich, ab Juli 1986 mit der Arbeit in der Bibliothek anzufangen. Dieser Zeitpunkt war eigentlich auch in der Geschichte der Bibliothek bedeutend, weil die Bibliothek in diesem Jahr eigene Räume bekam. Bis dahin waren die Bücher nämlich nur in den Zimmern der Professoren untergebracht, und gerade als ich hier angefangen habe, ist ein Teil der Bibliothek vom zweiten Stockwerk ins Erdgeschoss, in diese gesonderten Räume umgesiedelt worden. Dort habe ich auch meine Tätigkeit begonnen. Es war so viel bequemer und einfacher die Bücher zu handhaben und auch zu verwalten als früher. Ungefähr die Hälfte des Bestandes kam nur dahin, die andere Hälfte blieb weiterhin in den Zimmern; diese waren natürlich weniger zugänglich für die Studenten. Der wichtigste Gesichtspunkt war, dass die Bücher, die für den Unterricht und für den Studenten wichtig waren, dort untergebracht werden. So fing ich meine Tätigkeit in der damals neuen Bibliothek an.
Parallel mit diesen Arbeiten habe ich begonnen, Germanistik zu studieren. Meine Arbeit war natürlich sehr günstig, ich konnte an alle Bücher herankommen, die ich brauchte. Ich konnte auch Bücher vorschlagen, die wir kaufen sollten, weil ich unmittelbar gesehen habe, welche Bücher die Studenten brauchten, von welchen wir mehr brauchten, usw.

Was für eine Arbeit und welche Erfahrungen hatten Sie dort?
Ich hatte viele Aufgaben, weil diese Situation auch eine andere Handhabung erfordert hat. So kam es dazu, dass wir ein anderes System übernommen haben, das war das Regensburger System. Damals hatte nämlich die Universität eine Partnerschaft mit der Regensburger Universität, und ich war auch eine Woche dort, um zu sehen, wie das dort funktioniert. Ich habe viele Materialien mitgebracht, Mikrofiches und Kataloge. Die erste Aufgabe war, die Signaturen für die Bücher festzustellen, dann sie einzutragen, und in einer anderen Etappe wurden die Bücher mit diesen Signaturen versehen. Dazu bekam ich auch studentische Hilfe. Diese ganze Arbeit dauerte natürlich mehrere Jahre, wir hatten damals ungefähr 8000 Bücher da unten, und der Bestand wurde dann natürlich erweitert. Dies war ein großer Fortschritt, weil die Bücher nach dieser Arbeit in den Regalen thematisch aufgestellt wurden, so waren sie viel leichter zu finden. Früher waren die Bücher nur nach der Größe geordnet. Obwohl das sozusagen nicht das wichtigste Merkmal der Bücher war, war es aber damals praktisch. Auch heutzutage sind die Bücher in den Magazinen der neuen Bibliothek so geordnet, damit kann man nämlich viel Platz sparen.
In den erwähnten neuen Räumen der damaligen Bibliothek hatten wir einen Lesesaal, und dort waren auch fast alle Themenbereiche zu finden, aber auch solche Bücher waren dort untergebracht, die man nicht ausleihen konnte oder nur in der Nacht: Handbücher, Wörterbücher, Lexika usw. In dem anderen Raum waren die Bücher auch thematisch aufgestellt, das war eigentlich eine „Selbstbedienungsbibliothek”. Hier konnten die Leser und die Studenten selbst direkt in den Regalen suchen, die Bücher herunternehmen und ausleihen.
In dieser Bibliothek waren auch die Bücher des englisch-amerikanischen Lehrstuhls, zwei Institute also teilten sich diese Räume. Die Bestände waren natürlich gesondert verwaltet, wir haben aber doch zusammen gearbeitet, was auch vorteilhaft war. Zum Beispiel konnten wir die Ausleihe nämlich füreinander machen, die Anglisten hatten allerdings ein anderes System. Die Aufarbeitung war also eine große Arbeit. Als wir damit fertig waren, wurden die Bücher im Computer registriert. Ein Katalog wurde im Computer erstellt, dazu brauchten wir ein Programm, das wir auch von Regensburg übernahmen. In dieses Programm mit Namen „Isis” habe ich die Bücher hineingeschrieben. Das war natürlich viel praktischer als der Zettelkatalog, so konnte man viel schneller suchen. Dieser Prozess dauerte auch Jahre. Eine andere Neuerung war noch, dass wir die Ausleihe auch mit Hilfe des Computers gemacht haben. Das dazu nötige Programm wurde direkt für diese Bibliothek entwickelt. Das erfolgte ungefähr 1998.

Welche Erfahrungen haben Sie im neuen TIK-Gebäude?
2004 ist die Lehrstuhlbibliothek ins neue Gebäude umgesiedelt. Die Umstellung war nicht einfach, außer uns haben viele andere Lehrstuhlbibliotheken und auch die Zentralbibliothek im TIK einen neuen Platz bekommen. Bevor wir umgezogen sind, hatten wir viele Vorbereitungsarbeiten zu leisten. Wir arbeiten auch noch jetzt daran, diese kleinen Bibliotheken zu integrieren.

Ist die Situation jetzt im neuen Gebäude besser als vorher?
Diese Lage ist schon ganz günstig: man kann alles an einem Ort finden. Was nicht so günstig ist – und was natürlich den Bestand unserer ehemaligen Lehrstuhlbibliothek betrifft – ist, dass wir hier weniger Bücher in frei zugänglichen Regalen haben. Insgesamt gibt es hier aber natürlich viel mehr Bücher in freien Regalen als früher, weil die Zentralbibliothek auch einen großen Bestand germanistischer Bücher hatte, die mittlerweile integriert worden sind.
Der andere Teil der Bücher ist in den Magazinen zu finden, was bei den Studenten nicht so beliebt ist, weil man an die Bücher nicht so schnell und so einfach herankommen kann. Ich muss aber sagen, dass es immer noch sehr günstig ist im Vergleich zu anderen Bibliotheken, was die Studenten von Szeged nicht wissen. Vorige Woche hatten wir hier Gaststudenten aus Göttingen beispielsweise, und von dem sie begleitenden Professor habe ich erfahren, dass es in der Universitätsbibliothek Göttingen viel langsamer geht. Wenn man dort ein Buch vom Magazin bestellt, dauert es etwa einen Tag. Seitdem ich das gehört habe, erzähle ich es immer den Studenten, wenn sie sich über die Wartezeit beschweren. Ich war auch in der Nationalbibliothek in Wien, wo es auch länger dauerte, das gewünschte Buch auf diese Weise zu bekommen. Also muss ich sagen, dass die Verhältnisse hier wirklich sehr gut sind. Das ist eine sehr moderne Bibliothek mit vielen Möglichkeiten, mit vielen Geräten und mit einem Online-Katalog, mit schönen und bequemen Räumlichkeiten. Die Öffnungszeiten sind hier auch viel günstiger, sogar am Samstag ist die Bibliothek geöffnet und in der Prüfungszeit auch am Sonntag. Ich habe hier viel mehr Mitarbeiter, in der Lehrstuhlbibliothek musste ich alles alleine machen. Hier mache ich nur ein Teilgebiet, was auch vorteilhafter ist, da ich mich in meine Arbeit besser vertiefen und mich auf meine Aufgaben besser konzentrieren kann.

Wir können also sagen, dass wir mit der Übersiedlung gewonnen haben. Obwohl die Bibliothek vom Lehrstuhl sozusagen getrennt geworden ist, ist der Bestand integriert worden. Wie ist die Lage der Österreich Bibliothek?
Die Österreich Bibliothek ist jetzt auch im TIK untergebracht. 1991 wurde diese Sondersammlung als Geschenk der Republik Österreich eröffnet, sie war in der Zentralbibliothek auf dem Dugonics Platz untergebracht. Jetzt ist es genauso wie früher, aber ich bin jetzt auch für sie zuständig. Ich kann da auch Neuerungen beitragen. Ein Nachteil dieser Sondersammlung war nämlich früher, dass nur ganz wenige Bücher ausgeliehen werden konnten, und jetzt wird das geändert. Ich bin dabei, das zu ändern. Der Bestand umfasst zur Zeit mehr als 7000 Bände, es dauert also eine Zeit, bis ich über all diese Bände entscheide, welche in der Zukunft ausleihbar werden. Vor allem wird die Primärliteratur dazu geordnet werden. Dadurch kann man die Österreichische Bibliothek besser nutzen. Es wäre eine große Hilfe für die Germanistikstudenten, weil viele Bücher auch dort zu finden sind – und es gibt natürlich nie genug Exemplare.
Diese Bibliothek ist auch darum sehr gut nutzbar, weil wir jedes Jahr den Bestand erweitern können. Die Professoren des Instituts für Germanistik können eine Bestellungsliste zusammenstellen, so werden dann solche Bücher angefordert, die wirklich notwendig und wichtig für die Forschung und den Unterricht sind. Ich kann auch meinen Vorschlag dazu geben. Es gibt jedes Jahr ein Budget, und in diesem Rahmen können wir die Bücher bestellen, auch die neusten Erscheinungen aus Österreich. Diese wertvolle Sammlung wird von Wien, von dem Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten finanziert. Wir können uns darüber wirklich freuen, dass wir über sie verfügen.

Wie wird der Bestand der ehemaligen Institutsbibliothek erweitert?
Sie wird nicht gesondert behandelt, sondern gehört sie jetzt zur Zentralbibliothek. Die Erweiterung des Bestandes finanziert die Bibliothek. Sie hängt eigentlich davon ab, welche Mittel wir haben, wie viel Geld zur Verfügung steht. Die zuständigen Personen – d.h., die Professoren des Lehrstuhls – können ihre Vorschläge machen, welche Bücher zum Unterricht gebraucht werden. Dann ist die Zentralbibliothek daran, diese Bücher nach den Möglichkeiten zu besorgen.

Worauf werden Sie noch die Studenten aufmerksam machen?
Für die Studenten im ersten Studienjahr wird eigentlich alles erklärt, sie bekommen genügende Informationen, ich würde sagen, sie sollten auf diese Informationen achten, sie können ihnen nämlich sehr viel helfen. Es ist eine sehr große Bibliothek, die Orientierung ist nicht immer ganz einfach, aber die Studenten sollten die Möglichkeiten nutzen, oder besser nutzen und selbständiger werden. Dadurch können sie auch dazu beitragen, dass die Bibliothek besser funktionieren kann. Die Studenten sollten auch ein wenig Verständnis und Geduld aufbringen, denn man kann nicht immer alles sofort haben. Sie müssen auch einmal recherchieren, aber sie können natürlich ruhig die Mitarbeiter um Hilfe bitten, weil es dann gemeinsam noch schneller und besser geht.

Was bedeutet Ihnen Ihre Arbeit?
Ich arbeite hier sehr gern. Ich hatte ein wenig Angst vor dem Umzug, aber ich bin positiv überrascht worden. Wie gesagt, die Umgebung und überhaupt die Möglichkeiten sind hier sehr günstig, die Arbeitsbedingungen sind sehr gut. Es macht mir natürlich Freude, zwischen diesen Büchern zu arbeiten, die zu meinem Fach gehören. Ich bin hier auch auf diese Weise von neuesten Dingen und Erscheinungen informiert und kann auch meine Vorschläge machen. Ich mache das sehr gerne.