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Zeitung << 1/2001 << Partygaudi in Szeged


Partygaudi in Szeged
Autorinnenen: Mariann Bradák, Szilvia Drahó, Gyöngyi Héjja

Wir erinnern uns noch genau daran, als wir als Studienanfänger nach dem während der ersten Woche erlebten Schock, der vor allem durch die Kursbelegung verursacht wurde, uns entspannen wollten. Nach unserer Erfahrung war die beste Methode dafür an einer Party teilzunehmen. Ein relativ großes Problem tauchte aber sofort auf: Wie hätten wir den für uns geeigneten Ort finden können, wenn wir schon bei der Auswahl des Busses von der WG zur Uni und ganz am Anfang sogar bei der Bestimmung der richtigen Richtung in Schwierigkeiten geraten sind? Da wir intellektuelle Wesen sind, haben wir bald entdeckt, dass der Stadtplan eine große Hilfe dabei leisten kann, aber er sagt doch nichts zum Thema Unterhaltung. Nach einigen misslungenen Partys in verschiedensten Klubs haben wir endlich die Orte gefunden, die uns wirklich gefallen. Um euch diesen mühsamen Weg zu ersparen, haben wir eine kleine Sammlung der meistbesuchten Klubs und Kneipen zusammengestellt. Obwohl wir nicht alles, was hier erwähnt wird, gern haben, haben wir versucht über die Gegebenheiten und Besonderheiten zu berichten.
Wie die Bedürfnisse sind auch die Vergnügungsorte verschieden. Einige stehen auf wilde nächtliche Partys, anderen reicht es aber aus, sich in eine gemütliche Kneipe zu setzen, um mit den Freunden und Bekannten eine angenehme Unterhaltung zu führen. In Szeged findet jeder das, was ihm gefällt: Kneipen, Klubs und Diskos stehen zur Verfügung. Werfen wir zuerst einen Blick auf das Kneipenleben.
Nyugi ("Beruhige Dich" - wir sind Germanisten, oder?) ist der Ort, der am nächsten dem Gebäude der Philologischen Fakultät steht (Vitéz u. 28.). Nach einer ermüdenden oder langweiligen Vorlesung kann man hier Ruhe finden. Hier triffst du bestimmt Leute aus dem Seminar, das du seit einigen Wochen nicht mehr besucht hast, um nachzufragen, ob dieser Kurs überhaupt noch existiert. Wenn ja - und das ist der wahrscheinlichste Fall -, dann bekommst du die nötigen Informationen aus erster Hand über die Liste der Pflichtlektüre, deren erste Tausend Seiten du schon bestimmt gelesen hast. Natürlich kannst du dich hier nicht nur mit dem "Lernen" beschäftigen! Du kannst in deine Kindheit zurückkehren: "Gazdálkodj okosan!" und "Ki nevet a végén?" - die berühmtesten Gesellschaftsspiele der 80er Jahre - warten nur auf dich. Neben einer guten Musik - die du selbst für 50 HUF aus dem Angebot des Musikgeräts auswählen kannst - ist ein eventuelles Verlieren leichter zu ertragen.
Wenn du aus dem Unigebäude austretend zufällig nach links abbiegst und nicht mehr in der Lage bist dich umzuwenden, um im Nyugi landen zu können, geht's ins Mojo (Alföldi u. 1.). Unsere Erfahrung ist es aber, dass es sich nur in dem Fall lohnt, hier einen zu kippen, wenn du mindestens eine Stunde frei hast: eine halbe Stunde reicht vielleicht für die Bestellung und eine andere fürs Bezahlen. Wenn du sogar wagst, etwas zu essen, dann sollst du damit rechnen, dass das Weizen für das Mehl des Pizzateiges noch fröhlich ein Sonnenbad auf der Wiese nimmt und das Schwein zur Bolognese-Soße noch gar nicht geboren wurde. Als Vorteil kann mindestens betrachtet werden, dass du dich vor der Theke nicht so fühlst wie bei der Kursbelegung. Aber ihr wisst doch, die Geschmäcker sind verschieden. Dessen ungeachtet ist die Einrichtung gemütlich und sehr eigenartig.
Alle Germanisten kennen wohl das Irinyi-Gebäude und seine Umgebung. Wer könnte die lustigen Phonetikstunden in der Pilotkabine vergessen? Aber hier befindet sich auch der von Studenten meistbesuchte Ort, das ist aber weder die Unimensa noch der Copy-Shop, sondern die Studentenselbstverwaltung (HÖK). Nach einem schweren AStA-Prozess, wenn du stundenlang um 10 HUF gekämpft hast, brauchst du unbedingt schnell etwas, was deine Aggression gegen deine Bürofreunde stillt. Der dafür geeignetste Ort heißt Egri Borozó. Aber Achtung! Wenn du zu nervös bist, kann die Treppe nicht nur auf-, sondern schon abwärts erhebliche Schwierigkeiten bereiten. Wenn du endlich glücklich angekommen bist, kannst du aus verschiedensten Weinsorten wählen. Du wirst dich bestimmt nicht täuschen, denn diese Weine haben schon etwas mit Trauben zu tun! Hier triffst du immer eine gute Gesellschaft. Wein und Freunde: Was braucht man noch, um seine Probleme zu vergessen?
Wenn wir schon das Thema Wein angesprochen haben, muss noch ein Ort erwähnt werden, nämlich Tokaj-Eger Borozó (Brüsszeli krt.). Nicht nur die Namen der Kneipen, sondern auch die Qualität der Weine und die Gefahr beim Eintreten sind ähnlich. Der Unterschied besteht darin, dass sich diese Kneipe nicht im Zentrum befindet und hier kein fürchterliches Gedränge herrscht. Aber man soll auch nicht denken, dass es vor Leere gähnt! Man wird einfach nicht zerstampft. Ideal für ein Plauderstündchen mit den Kumpeln unter angenehmen Umständen: stimmungsvolle Beleuchtung, leise Musik, holzgetäfelte, nach Eiche riechende Wände, pures Weihnachten-Feeling! Manchmal reicht es aber nicht aus, die ganze Zeit mit dem wohlbekannten Freundenkreis zu verbringen. Man will neue Leute kennenlernen, sich vom Alltag befreien, also sich einfach austoben. Egal auf welchen Musikstil du stehst, findest du sicher eine Diskothek oder einen Klub, wo du dich wohlfühlst. Ein Vorteil des Großstadtslebens ist, dass sich das Nachtleben nicht auf einen einzigen Tag beschränkt; du kannst sogar täglich ausgehen, wenn du endlich dein Stipendium bekommen hast und deinen Stundenplan vorausschauend nur für Nachmittag geplant hast.
Wenn dir die Seminare und Vorlesungen nicht ausreichen, unsere Dozenten zu sehen, scheint für dich die beste Alternative der JATE Klub (Toldy u. 2.) zu sein. Auf diese Weise kannst du sie näher kennenlernen und bald wirst du verstehen, warum die meisten ihre Stunden am Nachmittag halten. Auf Songs von verschiedensten Arten kann man in beiden Räumen des JATE Klubs tanzen. Neben den wöchentlich veranstalteten Programmen wie z.B. Mi-Csoda Buli! (Oh, was für eine Party!) mit DJ. Apfel (hoffentlich soll es nicht mehr übersetzt werden!) am Samstag oder der Studentenabend am Donnerstag, bietet der Klub fast monatlich Konzerte an. Das Lieblingsprogramm aller armen Studenten sind aber die Fachschaftspartys am Montag, da diese - wenn du deine BTK-Eintrittskarte nicht verloren hast - kostenlos sind.
Aber wenn dir die finanzielle Seite kein Problem bedeutet und du auf die heutige Modemusik versessen bist, dann lass die Wände im Sing Sing (Mars tér) wackeln! Wir haben eine Theorie zur "Etymologie" der Benennung „Sing Sing”: Die Diskothek trägt nicht ohne Grund den Namen des berühmten Gefängnisses; die Erklärung steckt aber nicht darin, dass es sich in der Nähe des Gefängnisses Stern (Csillag Börtön) befindet, sondern es weist vielmehr auf die gefängnisnahe Atmosphäre hin, die die im Kerker eingeschlossenen, halbnackten Go-Go-Girls auslösen. Also wenn du nicht aus dem Rahmen fallen willst, ist volle Kriegsbemalung empfehlenswert!
Nur ein fünfminütiger Spaziergang und du landest in einer anderen Welt. Hier empfängt dich ein Füstifecske-Feeling (Rauchschwalbe-Feeling): Überall laut singende, schwingende Leute, denen die Musik der alten ungarischen, dörflichen Feste Spaß macht. Der charismatische Bariton des Sängers erfüllt den ganzen Raum: "100 forintnak 50 a fele" (Die Hälfte von 100 HUF ist 50) oder "Megdöglött a bíró lova" (Das Pferd des Richters ist gestorben) usw. Und dies alles kannst du mittwochs im Soho Music Club (Londoni krt. 3.) finden. Donnerstags steigt hier eine IQ-Party und auch an Wochenenden kannst du einiges erleben.
Wieder ein anderer Stil erwartet dich im Kis-Bajor. Neben der gewöhnlichen Disco am Samstag findet hier mittwochs eine Nostalgie-Party mit den besten ungarischen und ausländischen Hits der 70er und 80er Jahre statt. Fast wie das Sláger Rádió! Eines sollst du dir aber vor Augen halten: Nach 9 Uhr hast du keine Chance mehr, einen Sitzplatz zu finden, vielleicht nur in der verstecksten Ecke neben einem Pechvogel.

Wir hoffen, dass du jetzt einen Überblick über die Möglichkeiten hast. Wir wissen aber, dass die persönlichen Eindrücke sehr wichtig sind, deswegen probier einmal wenigstens einige selbst aus, wenn du es bisher nicht getan hast.