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Zeitung << 1/2001 << Germanistikstudium - ein (Alp)Traum (?!)
Germanistikstudium - ein (Alp)Traum (?!)
Autorinnen: Teréz Bankós, Judit Straub
Germanistik: Was ist das eigentlich? Viele können sich diese Frage stellen, besonders die Schüler, die vor den Aufnahmeprüfungen stehen und in einem zweisprachigen Gymnasium lernen. Denn bestimmt denken diese Schüler nach – so glaubten wir zumindest –, dass sie vielleicht in dieser Richtung weiterlernen. In so einer Schule lernen sie schon lange Deutsch und sprechen auch gut Deutsch, und dann wollen sie sich vielleicht auch intensiver mit der Sprache auseinandersetzen. Das war zumindest unsere Vorstellung. Denn in unserer Zeit (ca. vor vier Jahren) meldeten wir uns für dieses Fach, weil wir Deutsch lernten und noch mehr lernen wollten. Da dachten wir, wir fragen auch die Schüler, die jetzt vor dieser Entscheidung stehen: Wollen sie Germanistik studieren? Und wenn wir schon dabei sind, fragen wir auch die Studenten, die im ersten Studienjahr sind: Sind ihre Erwartungen das Germanistikstudium betreffend in Erfüllung gegangen?
Wir ließen einen Fragebogen ausfüllen, im ersten Studienjahr im Fach Germanistik an der Universität Szeged und in der 12. Klasse einiger zweisprachiger Gymnasien. Das Ergebnis war – besonders für uns – ein wenig desillusionierend. Im Weiteren möchten wir die Antworten auf – nach unserer Meinung – einfache Fragen herausheben, die wir in einem Gymnasium hier in Szeged gesammelt haben. Eine viel persönlichere oder mehr subjektive Meinung möchten wir dazu nicht äußern, weil vielleicht nicht alle mit uns einverstanden oder vielleicht einige Leute beleidigt sein würden.
Die erste Frage war, ob die Schüler Germanistik studieren möchten oder nicht. Darauf bekamen wir fast überall ein eindeutiges NEIN als Antwort. Begründen konnten sie das meist gar nicht oder sie sagten, sie hätten ganz einfach keine Ahnung. Auch hatten die meisten keine Ahnung oder Vorstellung darüber, was sie vielleicht in diesem Fach studieren könnten. Diejenigen, die sich ein bisschen anstrengten, lagen auch gar nicht so falsch. Sie sagten z.B. Grammatik, Rechtschreibung, Sprachgeschichte, Literatur, Gedichtinterpretationen oder Landeskunde. Aber auf die Frage, was sie gerne lernen würden, konnte fast keiner die Antwort geben, auf die sich die Frage eigentlich bezog. Wir wissen jetzt schon, dass sie alle Jura, Handel oder Ökonomie studieren wollen, aber das hat mit Germanistik nichts zu tun.
Freundliche und menschliche Lehrer mit viel Verständnis und Professionalität
Doch was die Lehrer betrifft, da haben sie schon Erwartungen. Leider wissen wir nicht, ob sich das jetzt auf die Lehrer im Jura-, im Ökonomie- oder im Handelsstudium bezieht oder auf die im Fach Germanistik oder ganz allgemein: Sie sollten freundlich und menschlich sein, viel Verständnis haben, und Professionalität wäre auch nicht schlecht. Die meisten dieser Schüler wussten nicht, was sie mit einem Diplom in Germanistik machen könnten oder sie hatten ganz einfach keine Ahnung. Aber das soll kein Vorwurf sein, weil einige von uns diese Frage auch nicht beantworten könnten, oder?
Dolmetscher, Lehrer, Sprachforscher
Es gab aber Schüler, die versuchten, auch auf diese Frage eine vernünftigere Antwort zu geben: Dolmetscher, Lehrer oder Sprachforscher sind ziemlich zutreffende Vorstellungen. Etwas Ähnliches gilt auch für die Frage, was die Schüler werden möchten, nachdem sie Germanistik studiert haben. Was die Universitäten oder Hochschulen betrifft, haben sie keine Vorurteile oder bestimmte Erwartungen, aber fast alle wissen schon, wohin sie sich melden möchten.
Kein besonders positives Bild, oder? Mag sein. Oder waren wir zu subjektiv, was die Fragen und die Antworten betrifft? Sind wir auch viel zu despektierlich gegenüber den Schülern gewesen? Das auch nicht. Woran das auch liegt, dass die Gymnasiasten so abwertend gegenüber dem Germanistikstudium sind, liegt doch nicht an uns, ist aber auf jeden Fall wert, darüber nachzudenken.
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