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Zeitung << 1/2001 << Über meine Rechte


Über meine Rechte
Autorin: Zsuzsanna Szalay

Natürlich kommt der Kontrolleur! –„Es tut mir leid, ich habe mein Semester-Ticket zu Hause vergessen, ich weise es in drei Tagen vor.” „Aber ist es sicher, dass Sie es zu Hause vergessen haben?”, schaut er mich mit einem höhnischen und misstraurischen Blick an. (Nein, ich mache nur Spaß!) „Ja, leider habe ich es zu Hause vergessen”. „Ihren Personalausweis, bitte!”
Ich bin mir über meine Rechte im Klaren, ich weiß, dass ich nicht verpflichtet bin, meinen Ausweis ihm in die Hand zu geben, aber ich will mich nicht streiten. Ich gebe ihm den Ausweis. Er fängt an zu schreiben. Er schreibt lange. Inzwischen entdeckt seine Kollegin einen anderen „blinden Passagier”, der aber seinen Personalausweis nicht übergeben will. Mein Kontrolleur tritt heldenhaft dazwischen: er teilt dem Fahrgast mit, dass er verpflichtet sei seinen Personalausweis zu übergeben. Na ja, bis jetzt habe ich mich zurückgehalten: „Entschuldigen Sie, mein Herr, aber das Gesetz lautet nicht so!”
Er starrt mich mit seinen blutunterlaufenen, gelblichen Augen an. Ich sehe, am liebsten würde er mir den Kopf einschlagen. Im nächsten Augenblick brüllt er schon. Ich soll den Mund halten. Wenn es mir nicht gefällt, dann kann ich auch aussteigen. Und ich soll in meinen Rechten nachschauen, daß ich kein Recht habe. Schließlich bekomme ich die Bescheinigung über die Strafe, und noch einen dreckigen, fettigen, zerknüllten, in seiner Glanzzeit wahrscheinlich gelben Zahlschein, was mich verpflichtet 2500 Ft Strafe zu bezahlen, wenn ich mein Semester-Ticket in drei Tagen immer noch nicht gezeigt habe und die Fahrkarte nicht bezahlt habe.
Meine Daten auf dem Kupon beweisen: ich fuhr ohne gültigen Fahrschein. Obwohl ich nicht in Kaposvár, sondern in Kapuvár geboren bin, unterschreibe ich, weil ich mich nicht streiten will und mein Semester-Ticket ohnehin zu Hause vergessen habe.