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Zeitung << 1/2001 << Österreichische Architektur


Österreichische Architektur
Autorin: Szilvia Hajdu

Szeged, Komitatshaus, 14.11.2001

Als ich eintrat, erblickte ich gleich die Bilder. Ich wusste, wovon es handeln wird, trotzdem erwartete ich eine Ausschreibung, die einige Zusatzinformationen über das Thema der Ausstellung geben würde. Sowohl für die Anordnung als auch für die Perspektiven der Fotos war die Einfachheit charakteristisch. Schwarz-weiße Bilder setzten die architektonischen Arbeiten des Jahrhundertbeginns von Adolf Loos und Otto Wagner fest. Ich muss bekennen, dass mir diese Namen früher nicht bekannt waren. Was soll man in solchen Fällen tun: nachforschen.... Otto Wagner wurde 1841 in Wien geboren. Er überwand den Historismus und wurde durch seinen "Nutzstil" zum führenden Wiener Baumeister der Jahrhundertwende. Von 1894-1912 arbeitete er als Professor an der Kunstakademie in Wien. Dort waren unter anderen Joseph Hoffmann, Adolf Loos, Joseph Maria Olbrich seine Schüler. Mit der Planung der Stadtbahnanlagen prägte Wagner bis heute das Stadtbild von Wien. Wagners Bauten zur Wiener Stadtbahn mit ihren ornamentalen Eisenkonstruktionen sind Dokumente des Jugendstils.
Später wurde seine Arbeit schlichter. Sein revolutionärster Bau ist das Wiener Postsparkassenamt. Sowohl der Innenbau als auch die mit Marmor verkleidete Außenfassade erinnern schon sehr an die moderne Architektur des 20. Jahrhunderts.
Im 19.Jahrhundert wuchs Wien zu einer Metropole heran, daher war es notwendig, moderne städtische Verkehrsmittel zu entwickeln. Das Konzept der Stadtbahn stammt von Otto Wagner. Er schuf in den Jahren 1899-1901 den Hofpavillon als "private" Stadtbahnstation für den Kaiser, der diese Station aber nie benützte.
Im Komitatshaus von Szeged wurden Bilder über die wichtigsten Bauten von Otto von Wagner ausgestellt, z.B. die Kirche am Steinhof, die mit ihrer Monumentalität sehr beeindruckend ist oder die Wientalbrücke, die durch Kreis- und Quadratmotive charakterisiert ist. Adolf Loos wurde 1870 in Brünn (Mähren) geboren. Er studierte in Dresden und zwischen 1893 und 1896 lebte er in den USA. Er wurde besonders durch die Stahlskellettbauten der Chicago School beeinflusst. Das von ihm im Jahre 1920 entworfene Haus Steiner in Wien gehörte zu den ersten Stahlbetonhäusern in Europa. Das Loos Haus wurde 1910/1911 nach seinen Plänen erbaut. Die Bauten von Adolf Loos sind durch einen klaren, geometrischen Stil mit kubischen Formen und die Verwendung edler Materialien gekennzeichnet. Das Café Museum wurde 1899 von ihm entworfen. Die günstige Lage zwischen Akademie der bildenden Künste und Technischer Hochschule machte das Kaffehaus bald zum Treffpunkt vieler Künstler. Loos entwarf alle Möbel selbst. Die American Bar wurde auch von ihm gestaltet und heißt heute Kärntnerbar. Die Buchhandlung Manz besitzt auch typische Jugendstilmerkmale. Von der Tiefenpsychologie Siegmund Freuds beeinflusst, sollte durch die besondere Bauweise das Unterbewusstsein angesprochen werden: das Geschäft ist zum Beispiel trichterförmig gestaltet. Er beeinflusste besonders in Deutschland, Österreich und Frankreich weite Kreise der europäischen Avantgardearchitektur.