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Zeitung << 1/2002 << Interviews mit Stipendiaten

Interviews mit Stipendiaten
Autorin: Eszter Kesiár

„Das Leben ist eine große Gelegenheit,
und es ist sehr schade,
wenn der Mensch das erst zu spät erkennt.“

(Hazrat Imayat Khan)

Dem Zitat kann ich nur zustimmen, wenn ich an uns junge Germanisten und an unsere Stipendienmöglichkeiten denke. Mit diesem Interview möchte ich eine Serie beginnen, aus der man hoffentlich nützliche Informationen und lebendige Erzählungen über das Studieren im Ausland bekommt.


Takács Mónika (3. Studienjahr) hat ein Semester in Dresden studiert.

Wie kamst Du auf die Idee in Deutschland zu studieren?
An der Wand unseres Instituts sah ich das Plakat vom DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst). Es war eine kurze Information über das Programm. Ich habe unsere DAAD-Lektorin, Frau Dr. Margarete Ott aufgesucht. Die Aufgabe war klar: das Thema auswählen, einen deutschen Professor zur Betreuung suchen und die Bewerbung schreiben. Dann braucht man nur auf die Verständigung von der MÖB (Magyar Ösztöndíj Bizottság) zu warten und wenn sie die Bewerbung akzeptieren, schicken sie diese ans Zentrum des DAAD.

Was war dein Bewerbungsthema?
Fachsprache der Medizin. Medizin, denn ich bin Krankenschwester von der Ausbildung her. Fachsprache, denn ich interessiere mich besonders für Linguistik.

Was hattest du vor der Abfahrt zu erledigen?
Vor allem musste ich für meine Unterkunft sorgen. Ich suchte das Dresdener Studentenwerk auf. Das ist eine Organisation für Jugendliche, die Ausstattung und Unterkunft besorgt und verschiedene kulturelle Programme anbietet. Sie waren sehr hilfreich. Ich habe meine dortige Unterkunft noch von zu Hause aus besorgen können. Dann brauchte ich noch das Visum, und in Deutschland hatte ich eine Versicherung abzuschließen.

Was war deine erste Tätigkeit an der Universität in Dresden?
Aus dem Vorlesungsverzeichnis musste ich auswählen und Kurse belegen. In manchen Kursen hat man Prüfungen abzulegen, aber meistens braucht man nur einen Teilnahmeschein. Die Uni bietet nämlich eine Menge interessante Kurse an und mir ist die Wahl nicht einfach gefallen.

Was denkst du, was hast du gelernt?
Was das Studium betrifft, hatte ich die Möglichkeit, neue Quellen zu entdecken, nützliche Materialien zu sammeln und dazu von den deutschen Dozenten alle Hilfe zu bekommen. Und was die „nutzlose“ und „unwichtige“ Seite meines Stipendiums betrifft, da kann ich nur unvergesslich schöne Erlebnisse aufzählen. Wir, die Stipendiaten aus Osteuropa, hatten zwei Tutorinnen, die alle Probleme aus dem Weg schaffen und klären wollten. Sie halfen uns in allen Fragen, sie organisierten Ausflüge, so langweilten wir uns also nie.

Wie würdest du das deutsche Unileben charakterisieren?
Die Studenten in Deutschland wollen ihre Studienjahre möglichst verlängern und die Uni ist viel lockerer als bei uns. Dies sind offensichtlich die Gründe dafür, dass die deutschen Studenten ein bedeutend aktiveres gesellschaftliches Leben führen. Aber man darf nicht vergessen, dass sie in einer viel glücklicheren Lage sind, da ihre infrastrukturellen Institutionen wesentlich moderner sind, z.B. günstige Copy-Karten für Studenten, zahlreiche PC-Pools. Und nicht unwesentlich: sie achten besonders auf die ausländischen Studenten. Ich kann also jedem nur empfehlen, um ein Stipendium anzusuchen. Es lohnt sich hundertprozentig.


Várszegi Éva (5. Studienjahr) war im Wintersemester 2001 mit einem dreimonatigen DAAD-Kurzstipendium in Köln.

Du hattest Informationen vom schwarzen Brett und aus dem Internet. Wie ging es dann weiter?
Ich habe die DAAD-Lektorin Frau Ott aufgesucht. Von ihr habe ich das Verzeichnis der Dozenten an deutschen Hochschulen bekommen, aus dem ich Horst Lohnstein ausgewählt habe. Er beschäftigt sich in Köln mit Semantik. Er ist ein bekannter Professor. Auch an unserer Uni wird aus seinen Arbeiten unterrichtet. Ich habe Glück gehabt: er war hilfreich und hat mir geantwortet. Ich habe ihm mein Studien- und Forschungsvorhaben geschickt und er hat mir eine Einladung geschrieben. Das war der erste richtige Schritt. Dann brauchte ich zwei weitere Gutachten von meiner Universität. Schließlich musste ich das Bewerbungsformular ausfüllen und ins MÖB (Magyar Ösztöndíj Bizottság – Ungarische Stipendienkommission) schicken. Sie stehen in Kontakt mit dem DAAD. Nachdem meine Bewerbung angenommen worden war, wurde die Kölner Universität verständigt. Dann brauchte ich mich nur noch zu immatrikulieren.

Was hast du genau in Köln gemacht?
Ich musste zwar keine Kurse besuchen, aber es gab eine Menge interessanter nützlicher Lehrveranstaltungen, die ich nicht auslassen wollte. Bei einer solchen Forschungsarbeit wie für Diplomarbeit spielt der Bibliotheksbesuch eine sehr wichtige Rolle. Häufig habe ich im Internetraum verschiedene Artikel gesucht und öfter mit Prof. Lohnstein diskutiert.

Was kannst du über deine dortigen Erfahrungen berichten?
Bei der Ankunft gab es einige Komplikationen, da das Kölner Studentenwerk gar nicht hilfsbereit war. Ich musste mir für die ersten Tage selbst eine Jugendherberge suchen. Das war nicht einfach.

Wie war deine Beziehung zu den anderen Studenten?
Ich habe oft mit den anderen Kursteilnehmern gemeinsam gearbeitet. Es gab einen Filmklub an der Uni dreimal die Woche und im Allgemeinen bietet die Kölner Uni ein reiches Programm für die Studenten.

Wie würdest du diese drei Monate bewerten?
Ohne Zweifel hat es sich gelohnt. Ich habe mich wohl gefühlt. Es war eine riesengroße Hilfe für meine Diplomarbeit und ich habe nützliche, wertvolle Verbindungen geknüpft. Ich habe viel Neues gelernt und schon bekannte Dinge aus einer anderen Perspektive kennen gelernt.