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Zeitung << 1/2002 << Filmtipps


Filmtipps
Autorinnen: Molnár Piroska, Bankós Teréz

Berlin im Film
"Der Kritiker ist wie der Haremswächter im Harem, er weiß, wie man es machen soll, aber er ist unfähig zu tun." (Graffiti)

Ich habe eines Tages gehört, dass der gute Kritiker in der Premiere immer schläft, und erst nach der zweiten Aufführung die Kritik schreibt. Wenn dieses Faktum richtig ist, dann bin ich auch eine gute Kritikerin. Es war sehr peinlich, als meine Augen im Kino bei Berlinale immer zufielen. Leider habe ich die Filme nicht zweimal "gesehen", doch versuche ich eine Kritik zu schreiben. Das Leben ist eine Baustelle spielt in Berlin nach 1990. Die ganze Stadt wird umgebaut, überall stehen Gerüste und Kräne. Die menschlichen Beziehungen sind ebenfalls eine Baustelle: Lilo, die alleinerziehende Mutter mit ihrer Tochter Jenni, ihr Bruder Jan und ihr Freund Harri versuchen ein gutes Familienleben aufrecht zu erhalten, aber das geht sehr schlecht. Die Liebe ist auch nicht mehr so groß wie früher, Jan und Vera, Lilo und Harri, Jan und Moni haben jeweils eine andere Art von Liebesbeziehung und verschiedene Bedeutungen für das Wort Liebe. Moni ist mit dem HIV-Virus infiziert, Jan hat Angst davor, und lässt das Mädchen allein. Das kann nicht die wahre Liebe sein. Vera ist ein ganz anderer Typ, voll mit Leben, und sie rettet Jans Seele, sie schickt ihn zum Arzt. Jan ist HIV negativ. Die Beziehung zwischen Lilo und Harri hält nur der Sex zusammen. Harri mag die Tochter Jenni nicht. Die Werte, die früher funktioniert haben, verlieren ihren Sinn. Der Tod bekommt auch eine andere Bedeutung. In den zerstörten Familien sind das Leben und der Tod nicht mehr wichtig. Der Tod ist nicht so tragisch, nur ein wenig sinnlos. Lilo liebte ihren Vater nicht, sie geht mit dem Sterben ihres Vaters realistischer um und sucht seine Lebensversicherung. Jan wurde noch nicht mit dem Sterben konfrontiert. Es ist seltsam und neu für ihn. Die Suche nach den Jobs ist auch meistens schief gegangen. Ob es ihnen gelingen wird, ihr Glück, die Liebe zu finden, ist noch fraglich.
Die drei Geschichten des Films Nachtgestalten laufen parallel nebeneinander, manchmal überkreuzen sie sich. In der Nacht laufen Leute herum, die aus verschiedenen Gründen auf den Straßen sind. Eine Nacht von zwei Obdachlosen, die auch alkoholabhängig sind. In dieser Nacht erbettelt eine Frau 100 DM. Man sieht ihre Erlebnisse, wie sie in einem Hotel schlafen und baden möchten. Ein naiver Landarbeiter möchte eine Nacht in Berlin mit Frauen verbringen, trifft aber nur ein minderjähriges Mädchen, das drogenabhängig und noch dazu eine Prostituierte ist. Ein gestresster Geschäftsmann und ein achtjähriger Flüchtling aus Angola, die am Berliner Flughafen Tegel zusammentreffen und nach einigen Unfällen zusammenhalten müssen. Und das ist die Nacht, in der der Papst in Berlin ist. Zufall, päpstlicher Einfluss, Stress, Streit, und noch viele Sachen, die das Leben der Figuren verändern.
Bittersüße Liebe, Tragikomödie, Fragilität determinieren das Leben nach der Wiedervereinigung in Berlin. Schicksale, Möglichkeit haben, den richtigen Weg zu betreten, obwohl dabei sehr oft etwas schief geht. Die Hoffnung bleibt, aber die Hoffenden werden immer weniger.


Die wahre Legende
Der Herr der Ringe – Die Gefährten


Wahrscheinlich der größte Wunsch aller Abenteuerfans – und besonders der Tolkien-Fans – ist mit der Verfilmung des Herrn der Ringe in Erfüllung gegangen. Peter Jackson, ein zweitrangiger Horrorfilmregisseur versuchte das bisher Unmögliche: Aus dem dreiteiligen Monumentalwerk von J.R.R. Tolkien machte er einen ebenso dreiteiligen Film.

Die Vorbereitungen begannen 1995, als New Line Studio den Vertrag mit dem Regisseur unterschrieb. Schon für das Drehbuch brauchten die "neuen Väter" 3 Jahre, und Peter Jackson opferte insgesamt 6 Jahre seines Lebens dieser Trilogie. Das war auch nicht umsonst, denn er hat einen der besten Filme gemacht, was kaum mehr als 200 Millionen Dollar kostete. Die Dreharbeiten begannen im Oktober 1999 und endeten im Dezember 2000 in Neuseeland. Dieser Ort schien der perfekte Ort zu sein, um die Traumwelt von Tolkien zu verwirklichen.
Über den Film kann man im Allgemeinen nur Positives sagen: die Geschichte ist dieselbe wie im Buch von Tolkien, auch die Dialoge entsprechen fast überall dem Originaltext. Einige Szenen wurden natürlich ausgelassen – es ist doch nicht perfekt! – und andere wurden vielleicht übertrieben. Die Liebeszenen zwischen Aragorn und Arwen halte ich z.B. aus der Sicht der Geschichte für überflüssig. Die Darsteller wurden auch sehr sorgfältig ausgewählt. Elijah Wood spielt Frodo, den Hobbit, der die Aufgabe hat, den Ring zu vernichten. Sir Ian McKellen ist Gandalf, der Magier, der Frodo und seine Freunde führt und beschützt. Und auch die Heartbreaker-Typen sind hier zu finden: Viggo Morentsen (Aragorn, der Kämpfer) und Orlando Bloom (Legolas, der Elb) – sie sind mal süß, mal stark, mal liebevoll, je nachdem wie ihre Rolle es erfordert. Cate Blanchett spielt die Elbenkönigin Galadriel. Sie ist schön und gut, aber vielleicht doch nicht die richtige für diese Rolle. Das schwarze Schaf unter den Darstellern ist jedoch Liv Tyler, die in einen dritten Teil von American Pie besser passen würde! Von schönen und exotischen Ländern, geheimnisvollen Wäldern und dunklen Höhlen, von dem Kampf der Guten und Bösen bekommen wir genug zu sehen.
Der Film ist also wirklich sehr gut geworden. Damit sind vielleicht diejenigen nicht einverstanden, die ins Kino gehen und nicht wissen, dass der Film nach fast drei Stunden doch kein Ende hat! Auf die Fortsetzung müssen wir noch ein bisschen warten. Der zweite Teil kommt im Dezember 2002 in die Kinos und der dritte ein Jahr später. Aber das lange Warten wird sich bestimmt lohnen. Und wer es so lange nicht aushalten kann, soll das Buch lesen! Das macht mindestens genauso viel Spaß!