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Zeitung << 2/2002 << Was geht uns Europa an?


Was geht uns Europa an?
Polynationales Kolloquium in Bratislava

Autorin: Ágnes Gerõcs

Anfang Oktober hing an der Uni ein orangegelbes Plakat mit der Aufschrift Polynationales Kolloquium: “Was geht uns Europa an?“ in Bratislava vom 18-20. Oktober 2002. Wir fragten uns, was sich dahinter verbergen könnte und lasen weiter, dass je fünf Studierende aus Ungarn, der Slowakei und aus Tschechien gesucht wurden, die gern Deutsch sprechen und sich für das Thema Europäische Union interessieren. Wir, d.h. Zoltán Fehér, Ágnes Gerõcs, Enikõ Halász, Brigitta Szabó und Erika Torony nahmen daraufhin Kontakt mit unserer Lektorin Jasmin Gross auf, bekamen nach ein paar Tagen die Nachricht, dass wir teilnehmen dürften und erhielten sogleich unsere erste Aufgabe.

Wir sollten in länderübergreifenden Gruppen ein Referat vorbereiten. Jede Gruppe sollte aus einem tschechischen, einem slowakischen und einem ungarischen Studierenden bestehen und wir sollten den Kontakt bis zu unserem Treffen per E-Mail aufrechterhalten. Dies war für uns sehr interessant, weil keiner von uns bisher versucht hatte, ein Referat per E-Mail vorzubereiten. Die Teilnehmer jeder Gruppe erhielten im Vorfeld von den jeweiligen Lektoren dieselben Texte, und wir versuchten so, über eine Entfernung von mehreren hundert Kilometern unser Referat zusammenzustellen.

Der Freitagmorgen unserer Abfahrt war kalt und regnerisch. Wir trafen uns gegen neun Uhr am Szegeder Bahnhof. Wegen des schlechten Wetters war die Stimmung bis Budapest noch recht schläfrig. Im Zug nach Bratislava waren wir dann schon munterer und erzählten uns gegenseitig witzige Geschichten, so dass wir gar nicht merkten, wie schnell wir an der Grenze waren. In Bratislava wurden wir zum Glück sofort von unserem schweren Gepäck befreit (Gott sei Dank nicht von einem Dieb, sondern der Lektorin Dörte, die unsere Sachen ins Studentenwohnheim Družba brachte), sodass wir unbeschwert die Geschäfte in der Stadt in Angriff nehmen konnten. Danach gingen wir ins Goethe-Institut, wo die slowakischen Studenten schon auf uns warteten. So konnten wir uns nach wochenlangem E-Mail Kontakt endlich persönlich kennen lernen. Nachdem wir uns alle vorgestellt hatten, boten uns die slowakischen Studenten eine Stadtführung, die es uns ermöglichte, die Sehenswürdigkeiten der slowakischen Hauptstadt auf humorvolle Weise kennen zu lernen, und wir fühlten uns trotz der schrecklichen Kälte und Müdigkeit nach der langen Fahrt superwohl. Den Abend verbrachten wir in einem italienischen Restaurant, wo wir nach dem Essen in unseren jeweiligen Referatsgruppen die Themen für Samstag besprachen. Im Studentenwohnheim beendeten wir unsere Werke um ein Uhr nachts und fielen im wahrsten Sinne des Wortes ins Bett.
Am Samstagmorgen konnten wir also gut vorbereitet unsere Mammut-Konferenz beginnen. Die Zeit ging unglaublich schnell vorbei, und leider blieb für viele Dinge, über die wir noch gerne diskutiert hätten, keine Zeit. Die Referatsthemen waren alle sehr unterschiedlich und bunt, was ich sehr gut fand. So haben wir neue Einblicke gewonnen und konnten Probleme der drei Beitrittsländer Slowakei, Tschechien und Ungarn im Hinblick auf die Aufnahme in die EU diskutieren. Nachmittags besuchten wir die Ausstellung Europas Mitte um 1000 in der Burg, die ich als sehr positiv empfunden habe; ich meine damit, dass die Bearbeitung des ungarischen Teiles sehr objektiv war, und jeder, der die Geschichte Ungarns kennt und die Ausstellung gesehen hat, kann dies wohl bestätigen.
Meine Lieblingsaufgabe während der Konferenz war die Abschlussaufgabe am Samstagabend: Wir sollten ein Symbol für das zukünftige Europa entwerfen. Alle Gruppen lösten diese Aufgabe auf sehr kreative Weise. Wir zeichneten einen großen Suppen­topf und stellten neben den Topf verschiedene Gewürze. Die Suppe bestand aus den Mitgliedländern, die Gewürze waren die Kandidatenländer. Damit wollten wir zeigen, dass die Europäische Union zwar ohne die neuen Länder funktioniert, aber mit ihnen wesentlich besser schmecken wird. Eine andere Gruppe beispielsweise entwarf eine neue Landkarte, auf der sogar Ungarn einen Ozean hatte!
Abends gingen wir erneut gemeinsam essen. Höhepunkt war das Vorsingen: Jede Ländergruppe gab einige für ihr Land typische Lieder zum Besten.
Am Sonntag habe ich mich persönlich sehr wohl gefühlt. Die Grenzen zwischen den einzelnen Ländergruppen waren nicht mehr so scharf. Wir sprachen miteinander über die Lage der Universitäten und der Studenten in den jeweiligen Ländern. Auf diese Weise erfuhren wir viel voneinander, was meine Referatspartnerinnen und ich als sehr wichtig empfunden haben. Wir marschierten 2,6 km über den Donaustaudamm, neben dem sich auf einer kleinen Insel das Museum Danubiana befindet - im Dreiländereck zwischen der Slowakei, Ungarn und Österreich. So konnten wir darüber nachdenken, warum die Architekten das Museum auf diese Insel gebaut haben. Im Museum versuchten wir manchmal selbst Interpretationen für die modernen Kunstwerke zu finden, was keine leichte Aufgabe war!
Während der drei Tage machten wir auch einen internationalen Sprachkurs und legten dabei vor allem Wert auf die Begrüßungsformeln. Wir haben neue Wörter, neue Menschen und ein neues Land kennen gelernt. Wir haben erkannt, dass wir ähnliche Probleme, Gedanken haben. Wir wissen nun mehr über die EU und bekamen Informationen, die uns auch später noch nützlich sein werden.
Wir möchten uns bei den LektorInnen, die dieses Projekt organisierten, und bei der Robert-Bosch-Stiftung bedanken, dass wir an diesem Kolloquium teilnehmen konnten. Es war für uns alle ein wirklich fantastisches Erlebnis!