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Zeitung << 1/2003 << Übersetzer- und Dolmetscherausbildung


Übersetzer- und Dolmetscherausbildung am Institut für Germanistik an der Universität Szeged
Autorin: Éva Magyar

Heutzutage muss ein junger Mensch über ein wettbewerbfähiges Diplom verfügen, um sich auf dem Arbeitsmarkt behaupten zu können. Die Verleihung eines solchen Diploms war das Ziel unseres Instituts, als es eine Ausbildung für Übersetzer und Dolmetscher ins Leben gerufen hat. Wie erfolgt die Anmeldung? Was sind die Anforderungen? Was wird einem eigentlich beigebracht?

Die Anfänge
1996 hat das Institut für Germanistik an der Universität Szeged eine zweijährige Zusatzausbildung für Übersetzer und Dolmetscher angeboten: diejenigen Germanisten, die ihr drittes Studienjahr mit guten Ergebnissen abgeschlossen hatten, konnten sich um einen Platz des damals noch kostenlosen Kurses bewerben, erzählt die Leiterin der Ausbildung für die Sprachkombination Ungarisch-Deutsch, Claudia Sándor. Vier Jahre später wurde die Ausbildung postgradual angesetzt, was nicht nur die Erhöhung der Wochenstunden von neun auf vierzehn und die Einführung der Studiengebühr zur Folge hatte. Seit 2000 wurde nämlich der Kurs auch für Absolventen anderer Hochschulen und Studienrichtungen zugänglich gemacht. Der Kurs wurde letztes Jahr akkreditiert.

Die Ausbildung
Das Ziel der viersemestrigen Ausbildung ist den Studenten die wichtigsten Übersetzungs- und Dolmetscharten beizubringen, so Claudia Sándor. Im ersten Semester wird vor allem auf die Theorie großer Wert gelegt. Die Studenten lernen einerseits die wichtigsten Grundbegriffe, Modelle der Übersetzung, andererseits die einzelnen Dolmetscharten (Konsekutiv-, Simultan-, Verhandlungs- und Flüsterdolmetschen) kennen, die in den Seminaren mit Hilfe verschiedener Video- und Tonbandaufnahmen von Konferenzen und Kongressen in den gut ausgerüsteten Sprachlabors systematisch geübt werden. Die zum Dolmetschen unerlässlichen Fertigkeiten (Konzentrationsfähigkeit, Notizentechnik, Stresstoleranz) werden mit dazu geeigneten Aufgaben weiterentwickelt. Im ersten Semester dient das Material der kontrastiven Landeskundeseminare auch als Übungsstoff für die Dolmetschübungen. Die Studenten müssen sich den Wortschatz verschiedener Fachbereiche aneignen. Zu diesem Zweck wurde ein zweisemestriges Pflichtseminar, das Wirtschaftsdeutsch in den Lehrstoff eingebaut. Weiterhin werden jedes Semester Seminare verschiedener Fachrichtungen wie EU, Geschichte oder Recht angeboten. Das erste Jahr wird mit einer Zwischenprüfung abgeschlossen. Danach liegt es bei den Studenten, ob sie beide Studienrichtungen oder nur den Übersetzer weitermachen wollen.
Im zweiten Studienjahr werden neben den weiteren Dolmetschübungen übersetzerische Fähigkeiten beigebracht. Ungarische Stilistik, deutsche Phonetik und Lektorieren kommen noch in den vier Semestern als zusätzliche Übungen hinzu. Nach einer erfolgreichen Abschlussprüfung erhalten die Studierenden ein Diplom. Die obligatorische Stundenzahl ist vierzehn pro Woche, die an den Wochenenden gehalten werden.

Das Lehrpersonal
Die Leiterin der Übersetzer- und Dolmetscherausbildung des Instituts ist Claudia Sándor. Das Lehrpersonal besteht aus geübten, erfahrenen, prominenten Vertretern des Berufs. Das Niveau des Unterrichts wird von zahlreichen Experten des Themas erhöht. So waren z.B. Übersetzer wie Marianne Zserdin, Prof. Erich Prunc aus Graz und Dolmetscher wie Fiona Dow, Verena Grubermann, Christopher Pavis, Andrew Upton als Gastprofessoren an unserem Institut.

Anforderungen und Anmeldung
Um zum Studium zugelassen zu werden, müssen die Bewerber eine erfolgreiche Aufnahmeprüfung bestehen, wobei sie sowohl schriftlich als auch mündlich auf die Probe gestellt werden. Getestet wird, ob sich der Kandidat in seiner Mutter- und Fremdsprache fließend ausdrücken kann und ob er über die wichtigsten übersetzerischen und dolmetscherischen Fähigkeiten verfügt. Die beim Eignungstest erforderlichen Kriterien sind analytisches Denken, gutes Gedächtnis, kurze Reaktionszeit, Konzentration, Stresstoleranz beziehungsweise ein selbstsicheres und fundiertes Hintergrundwissen.
Bei der schriftlichen Prüfung sind vier Aufgaben zu lösen: 1. Übersetzung eines aktuellen ungarischen Textes von ca. 150-160 Wörtern ins Deutsche; 2. Übersetzung eines ähnlichen deutschen Textes ins Ungarische; 3. Zusammenfassung eines ungarischen Lesetextes von ca. 650 Wörtern auf Deutsch. Die Benutzung von Wörterbüchern und Wortlisten ist erlaubt; 4. Zusammenfassung eines fünfminütigen deutschsprachigen Hörtextes auf Ungarisch. Für die Arbeit stehen drei Stunden zur Verfügung.
Die mündliche Prüfung, die vor einer drei-fünfköpfigen Prüfungskommission abgelegt wird, besteht aus folgenden Aufgaben: 1. Interview oder Vorstellungsgespräch mit Sprüngen in beiden Sprachen; 2. Stellungnahme zu einem aktuellen Thema aus einer beliebigen Perspektive in ca. 3 Minuten; 3. Gesprächsdolmetschen.

Wettbewerbfähiges Diplom
Die Studiengebühr des viersemestrigen Kurses der Ausbildung für Übersetzer und Dolmetscher kostet zurzeit 100.000 HUF pro Semester, für Übersetzer 80.000 HUF. Ab nächstem Jahr wird das auf 120.000 HUF bzw. auf 90.000 HUF erhöht. Die Kosten der Aufnahmeprüfung betragen 5000 HUF. Die Gebühren können zwar etwas hoch scheinen, aber diese Investition wird später mehrfach rückerstattet.