Startseite | Impressum | Zeitung | Beiheft | Archiv nach Autoren | Archiv nach Rubriken








Zeitung << 1/2003 << Zeig dein Gesicht!


Zeig dein Gesicht!
Studierendenworkshop ’Zivilcourage in der heutigen Gesellschaft’

Autorin: Renáta Récsi

Vom 21.-23. März 2003 fand ein Wochenendseminar an der Katholischen Péter-Pázmány-Universität in Piliscsaba statt. Es wurde von Bosch-LektorInnen aus Gyõr, Pécs, Piliscsaba, Szeged und Szolnok organisiert.

Das Plakat dieses Workshops Zivilcourage mit dem Untertitel Zeig dein Gesicht an der Universität weckte sofort mein Interesse. Eine der Szegeder Organisatorinnen dieses Seminars, unsere Bosch-Lektorin Jasmin Groß stellte mir in einigen Sätzen das Programm dar, und mein Interesse blieb. Darum entschied ich mich, mich zu diesem Workshop zu melden. Außer mir fuhren noch Henrietta Diós, Zoltán Fehér, Sarolta Fogarasi und Piroska Molnár mit den Szegeder Bosch-Lektorinnen Jasmin Groß und Dominik Kretschmann (Bosch-Lektorin an der juristischen Fakultät der Universität Szeged).
Schon die Reise nach Budapest war am Freitagmorgen sehr angenehm, wir unterhielten uns die ganze Zeit. Unser Empfang im Haus der Ungarndeutschen war nett. Dann gingen wir sofort an die Arbeit. Unsere Leiter erfanden zunächst einige Aufgaben, wodurch sich die Teilnehmer aus verschiedenen Städten schnell kennen lernen konnten. Daneben besprachen wir, welche Erwartungen wir an das gemeinsame Wochenende haben. Wir sollten davon auch ein Plakat in gemischten Gruppen anfertigen. Am späteren Nachmittag schauten wir uns eine Theateraufführung mit dem Titel „Die Weiße Rose“ an der Universität ELTE in Budapest an. Das Stück handelt von einer Gruppe junger Studenten, die im Jahre 1943 an der Universität München studierten und das deutsche Volk mit Flugblättern gegen den Krieg wachrütteln wollten. Sie wurden aber erwischt und verhaftet. Diese Darstellung hat uns sehr beeindruckt. Dem folgte eine Ausstellung über diese Studenten. Nach dem phantastischen Abendessen nahmen wir an einem noch phantastischeren Konzert teil. Um 22 Uhr kamen wir auf dem Campus der Philologischen Fakultät der Universität Piliscsaba an. Die zahlreichen Gebäude der Universität und ihre lateinischen Namen wie Ambrosianum oder Stephaneum erinnerten mich an Umberto Ecos Werk „Der Name der Rose“.
Der zweite Tag gehörte der Arbeit. Wir hatten mehrere Workshops zum Thema Zivilcourage. Wir lernten, was eigentlich Zivilcourage bedeutet, was zivilcouragiertes Verhalten ist und wie man sich in einer alltäglichen Situation verhalten sollte. Wir erfuhren, dass Zivilcourage ein prosoziales Handeln im Alltag ist, und dass es eine große Verantwortung ist, unsere Konformität aufzugeben und die spontanen Konflikte, wie unfaires Verhalten oder Diskriminierung, mutig zu lösen. Es wurden lustige Aufgaben organisiert, wo auch die Gruppenarbeit wichtig war. Wir sollten z.B. eine Geschichte zu Bildern erfinden. Wir hatten auch interessante Diskussionen. Wir erzählten unsere zivilcouragierten Geschichten und besprachen bestimmte Situationen. Dabei fühlten wir uns sehr gut. Neben den Workshops hatten wir auch andere Programme. Wir hörten uns den Vortrag von MdB (Mitglied des Bundestages) Kerstin Griese zum Thema „Bedeutung von Zivilcourage in der Politik“ an, der für uns sehr interessant war. Wir hätten bis zum späteren Abend mit ihr diskutieren können. Außerdem konnten wir einen Rundgang auf dem Campus der Universität Piliscsaba machen. Unsere Zeiteinteilung war perfekt: zwischen den Workshops hatten wir eine halbe Stunde Kaffeepause, so ermüdeten wir fast nie. Aber als wir uns schließlich doch sehr müde fühlten, erfand Dominik eine sehr lustige und denkwürdige Turnübung, den „Weißen Hai“, indem wir die Mordszene des Horrorfilms „Der Hai“ spielten: das Mädchen schwimmt und der Hai folgt ihr. Vor der unvergesslichen Abschlussparty war unser Abendprogramm der Film „Das Experiment“ (mehr über den Film im GeMa 2/2002). Der Film passte sehr gut zu unserem Hauptthema, er war ganz schwer und belehrend. Darum finde ich, dass es besser gewesen wäre, wenn wir den Film später besprochen hätten. Am Sonntag hatten wir den letzten Workshop, zum Thema „Zivilcourage kann man lernen – aber wie?“. Mit Hilfe von Rollenspielen lernten wir ganz viel darüber. Dem folgte ein Resümee über die drei Tage. Wir konnten unsere Meinungen frei äußern und nach dem gemeinsamen Abschiedessen reisten wir nach Szeged ab.
An diesem Wochenendseminar lernten wir nicht nur viel von unseren LeiterInnen, sondern unterhielten uns auch sehr viel mit ihnen. Sie waren nett, lustig, verspielt und setzten keine Grenze zwischen ihnen und uns Studenten. Wir möchten den OrganisatorInnen dieses Projektes und der Robert-Bosch-Stiftung danken, dass wir an diesem Seminar teilnehmen konnten. Das war für uns alle ein unvergessliches Erlebnis!