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Zeitung << 1/2003 << Interview mit Claudia Teumer


In Deutschland ist der Unterricht kommunikativer
Interview mit Claudia Teumer

Autor: István Vidákovics

Claudia, du bist schon seit einem halben Jahr in Szeged. Wie fühlst du dich hier?
Sehr gut, die Stadt ist schön und nicht zu groß, alles gut gelegen.

Wie findest du deine Arbeit an der Uni?
Ist schon schön, außer manchmal, da ist es sehr mühsam mit den Studenten.

War es schwer in ein fremdes Land zu kommen, neue Kollegen, neue Leute kennen zu lernen?
Es war schön. Ich mache das gerne neue Leute kennen lernen. Und ich war vorher schon einmal Au-pair-Mädchen in der Schweiz, also, ich kenne das Gefühl in einem fremden Land zu leben. In Ungarn machte ich schon einmal Urlaub am Balaton, noch zu DDR-Zeiten.

Wie bist du auf die Idee gekommen nach Szeged zu ziehen und an der Uni zu unterrichten?
In Deutschland bekam ich keinen Job, also suchte ich mir einen im Ausland. Ich habe mich im Internet bei Herrn Bassola beworben, immer alles per E-Mail. Er kannte mich nicht persönlich, ich ihn auch nicht.

Hat sich deine Meinung, seitdem du hier bist, über die Leute in Ungarn verändert?
Ja, es hat sich geändert. Es heißt, die Leute in Ungarn sind gastfreundlich, sehr nett, sehr zuvorkommen. Es sind sie ja auch, aber es ist sehr schwer in Kontakt zu kommen mit Ungarn und Freundschaften zu schließen. Sie sind pessimistischer als die Deutschen.

Du hältst sowohl Lexikologieseminare als auch Sprachübung für Studenten ab dem ersten bis zum fünften Studienjahr. Was ist deine Meinung über die Studenten, über ihre Sprachkenntnisse?
Es erstaunt mich immer wieder, wie gut die Studenten im zweiten und dritten Studienjahr sprechen können. Viel besser als die im vierten und fünften.

Woran liegt das?
Die Studenten im vierten und fünften Studienjahr haben keine Lust mehr in einer Sprachübung etwas zu machen. Sie reden nicht mehr so viel. Die im zweiten und dritten Studienjahr sind motivierter. Und in eineinhalb Stunden kann man viel mehr machen als in 45 Minuten im vierten und fünften Studienjahr.

Gibt es einen Unterschied zwischen Studenten in Deutschland und in Ungarn?
Hier in Ungarn arbeiten Studenten mit, wenn man sie anspricht. In Deutschland ist es nicht so, dort redet man von sich alleine. Deshalb hat es mich sehr überrascht am Anfang, dass man jeden anprechen muss. In Deutschland ist der Unterricht kommunikativer ausgerichtet als in Ungarn.

Bald fährst du wieder nach Hause. Was für Pläne hast du für die Zukunft? Vielleicht kehrst du nach Ungarn zurück?
Nach Ungarn nicht, aber ich würde gerne Deutschland verlassen, wenn ich meine Familie und Freunde nicht dort hätte, und möchte irgendwo im Ausland eine Sprachschule gründen.

Alles Gute für die Zukunft und vielen Dank für das Interview.

Steckbrief
Name: Claudia Teumer
Geburtsort: Oschatz
Schulen: polytechnische Oberschule, Gymnasium
Studium: Französisch, Russisch und Deutsch als Fremdsprache
Hobbys: Leute treffen, Lesen, Kaffee trinken, Tanzen, sich weiterbilden
Zukunftsplan: Sprachschule außerhalb Deutschlands