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Zeitung << 2/2003 << Tempus


Tempus
Ein Vortrag des Gastdozenten Prof. Dr. Klaus Welke an der Universität Szeged

Autorin: Anna Zomborcsevics

Der Name Klaus Welke sollte für jeden Germanistikstudenten aus der Pflichtliteratur bekannt sein. Der Syntaktiker hat unter anderem Valenz- und Kasustheorie 1988, Deutsche Syntax funktional 2002 geschrieben. Seit zwei-drei Jahren beschäftigt sich Klaus Welke mit dem Tempus, wie er uns am Anfang des Vortrages, den er den Germanistikstudenten der Universität Szeged am 24. September 2003 gehalten hat, mitteilte. Wir konnten an einem interessanten und gut verfolgbaren Vortrag teilnehmen.

Ein Tempus hat viele Bedeutungen. Seine Grundfragen sind: Wie verwendet man Tempora? Wie kann man sie beherrschen? Welke unterscheidet die objektive und subjektive Situationszeit und Evaluationszeit.

Perfekt und Präteritum
Zum Ausdruck der Vergangenheit verwendet man in der Umgangssprache eher Perfekt. Auch seine Aussprechbarkeit ist einfacher. Es gibt Schwierigkeiten in der Aussprache des Präteritums vor allem in der 2. Person Singular. Perfekt und Präteritum haben ganz andere Bedeutung. In der Hochsprache sollte man im fortlaufenden Erzählen und in narrativen Texten Präteritum verwenden, sonst Perfekt. Perfekt im Präteritumkontext wird wohl in der Presse verwendet. Perfekt dient zum Konstatieren eines Sachverhaltes, was später erklärt, erzählt wird. Deutsch änderte sich im Laufe der Sprachgeschichte von einer synthetischer zu einer analytischen Sprache. Zu Präsens und Präteritum sind neue Tempora gekommen. Perfekt wurde zum einfachen Präteritum. Aus einer synthetischen Konstruktion entwickelte sich das heutige Perfekt. Welke unterscheidet zwei Situationszeiten. Die eine gilt für den Sprechzeitpunkt, die andere für den jetzigen. Beispiel: Der See ist gestern zugefroren. Präteritum in Zeitungsberichten kann imperfektive Bedeutung haben. Im Geschehen innen wird etwas geschildert.

Präsens und Futur
Zukunft ist zusätzlich ungewiss. Im Deutschen wird Futur mit Modalverben, Präsens, Konjunktiv, Imperativ und mit Verben mit Zukunfts-Inferenz ausgedrückt. Die Hochsprache bevorzugt den Gebrauch des Futurs, die Umgangssprache eher den des Präsens. In der Alltagssprache ist für den Ausdruck der Zukunft Präsens die förmlichere und gewähltere Variante. Futur ist der markiertere Ausdruck. Beim Futur ist auf Grund der Periphrase die Betonung des Hilfswortes möglich und damit die Verstärkung der Tempusaussage, die das Präsens so nicht ermöglicht. Präsens ist die nachdrücklichere und dadurch die gewissere Variante. Für den Ausdruck der entfernten Zukunft wird Futur verwendet. Zum Ausdruck der Vorgangshaftigkeit verwendet man epistemisches „werden“, wenn vorsichtige Behauptung, Annahme, Vermutung in der Frage ist. Wenn der Sprecher „werden + Infinitiv“ verwendet, will aber sich damit nicht auf einen zukünftigen Sachverhalt, sondern auf einen gegenwärtigen (bzw. vergangenen) beziehen. Der Sprecher behauptet typischerweise etwas, was zum gegenwärtigen Zeitpunkt zwar noch nicht verifizierbar ist, was aber dennoch wahr ist, was also zu einem zukünftigen Zeitpunkt verifiziert und nicht falsifiziert werden wird. In dem Fall muss sich der Sprecher seiner Aussage nicht ganz sicher sein.
Hoffentlich wird Klaus Welke mit seiner Forschungsarbeit am Tempusgebrauch unser Studium leichter machen. Die Informationen, die er uns mitteilte, waren sehr nützlich und bemerkenswert.