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Zeitung << 2/2003 << Das „Arnie“-Wunder


Das „Arnie“-Wunder
„Austro-American Dream”

Autor: István Vidákovics

Am 7. Oktober 2003 wurde der ehemalige österreichische Bodybuilder zum Gouverneur von Kalifornien gewählt. Zum zweiten Mal gelang es einem Schauspieler aus Hollywood den Sessel des Gouverneurs im reichsten Staat der USA zu erobern. Er hat es Ronald Reagan nachgemacht, der es übrigens bis ins Weiße Haus schaffte. Für „Arnie“ besteht diese Möglichkeit nicht, denn laut eines Verfassungsgesetzes kann nur ein gebürtiger US-Amerikaner Präsident werden. Aber durch eine Verfassungsänderung wäre der Weg des „Gouvernators“ bis ins Weiße Haus geebnet. Warten wir ab!

Die mehr als 15,4 Millionen Wahlberechtigten in Kalifornien konnten bis 20 Uhr Ortszeit ihre Stimmen abgeben. Sie mussten über die Abwahl des amtierenden Gouverneurs Gray Davis entscheiden, und auch sein Nachfolger wurde gleich gewählt. In dem reichsten Staat der USA wurde Arnold Schwarzenegger zum neuen Gouverneur gewählt.
Die Erfolgstory der „steirischen Eiche“ ist mittlerweile jedem bekannt. Als Polizistensohn wurde er am 30. Juli 1947 in Thal bei Graz geboren. Sein Vater wollte aus ihm einen Fußballspieler machen, aber er fand Begeisterung am Gewichtheben, am Bodybuilding und besuchte so oft wie möglich Fitnesscenters. Mit 18 wurde er „Mr. Universe Junior“, mit 20 „Mr. Universe“ und ein Jahr später zog er nach Amerika. Als Schauspieler gab er 1970 sein Debüt im Film „Hercules“, aber der Erfolg blieb mäßig. Die ersten großen Erfolge feierte er als „Conan“ 1982. Seither ging die Filmkarriere immer aufwärts und in der Politik scheint er auch ein ganz Großer werden zu können. Bereits bei George Bush, dem Vater von George W. Bush, arbeitete er als Fitness-Beauftragter und unterstützte später auch die Kampagne des Sohnes des Ex-US-Präsidenten. Außerdem gehört eine gute Heirat auch noch dazu! 1987 führte er Maria Shriver, eine Nichte von John F. Kennedy und heute NBC Moderatorin, vor den Altar, die ihm mächtige Hilfe bei seiner Kampagne leistete. Wer so gut in Sport und Schauspielen und so gut verheiratet ist, könnte auch im Weißen Haus den verdienten Platz erlangen. Aber das ist noch weit weg! Im Moment ist der Austro-Amerikaner Gouverneur von Kalifornien, aber wie wurde er eigentlich gewählt?
In Österreich hätte der „Steirerbua“ keine Chance gehabt eine politische Karriere zu machen. Als ehemaliger Bodybuilder gehört er nicht zu dem Kreis, dem man eine politische Zukunft zugetraut hätte. Aber der „American Dream“ machte dies möglich. In Amerika hat fast jeder die Möglichkeit Gouverneur zu werden. Für eine Kandidatur sind 65 Unterstützungsbeweise aus der eigenen Partei und 3500 $ oder 10 000 Unterschriften nötig. 135 Kalifornier nutzten auch diese Möglichkeit, aber „der österreichische Kaiser von Kalifornien“ ließ alle, unter anderem den zweitplatzierten Demokraten Cruz Bustamante, hinter sich. Dies wurde nur durch die Abwahl des früheren Gouverneurs Gray Davis möglich. Zur Abberufung des Gouverneurs braucht man die Unterschriften von zwölf Prozent der Wähler der letzten Wahl und 60-80 Tage nach dem Unterschriftensammeln kommt es zur Recall-Wahl, wo man über die Abberufung des amtierenden Politikers und über seinen Nachfolger entscheiden kann. Solche Initiativen gibt es seit langem, nur diese wurde mit Erfolg gekrönt.
„Arnie“ wurde zum Gouverneur von Kalifornien, dem drittgrößten Staat der USA nach Texas und Alaska. Fast jeder dritte Einwohner ist spanischsprachiger Abstammung, wie dies aus den Namen der größten Städte wie Los Angeles, San Francisco, Sacramento, San Diego herauszulesen ist. Am 9. September 1850 wurde Kalifornien Mitgliedstaat der USA nach spanischer und später mexikanischer Besatzung. Zu dieser Zeit wurde dort Gold entdeckt, und so begann ein rascher Bevölkerungszuwachs. Seitdem ist der Staat die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt, mit Hollywood als Zentrum der Filmindustrie, und ist einer der wichtigsten Erdölförderstaaten der USA. Und dieses Land wurde zum „zehnten Bundesland von Österreich“.
Und was hat Arnold Schwarzenegger zum Erfolg geführt? Vielleicht seine Vielfältigkeit: In den Augen der wohlhabenden Kalifornier ist er ein Millionär, für die Bevölkerung mit spanischsprachiger Abstammung ist er ein Einwanderer, für die Jugendlichen ein Entertainer, für die Sportler ein Bodybuilder, für die Farmer ein „Bauernjunge, für die Geschäftsleute ein Geschäftsmann und für alle die Verkörperung des „American Dream“.