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Zeitung << 2/2003 << Interview mit Angéla Dévity und Eszter Kovács


Regensburg, „die nördlichste Stadt Italiens“
Interview mit den Erasmus-Stipendiaten Angéla Dévity und Eszter Kovács

Autorin: Beatrix Tóth

Im Folgenden erzählen Angéla Dévity und Eszter Kovács, die das Sommersemester 2003 in Deutschland, in Regensburg verbracht haben, über ihre Erfahrungen und Erlebnisse.

Wie habt ihr von dem Erasmus Stipendium erfahren?
Eszter: Ich habe eine Freundin, die mir erzählte, dass es eine solche Möglichkeit gibt. Sie war auch im Ausland und sagte mir, dass sie zufrieden war und dass ich mich auch bewerben solle.
Angéla: Ich habe von dieser Möglichkeit an der Universität erfahren und habe mich beworben.

Wie waren eure ersten Erlebnisse?
Angéla: Die Organisation vom Akademischen Auslandsamt war perfekt, und Ellie Wunderlich, die uns betreute, tat wirklich alles, damit wir uns dort wohl fühlten. Wenn wir Probleme hatten, erledigte sie für uns alles. Es war sehr gut, dass wir zwei Wochen vor dem Anfang des Studiums in Regensburg ankamen, so hatten wir zwei Wochen, um alles kennen zu lernen. Wir hatten auch einen Orientierungskurs, wo uns erzählt wurde, was wir machen sollten, wenn wir krank sind, wie wir den Fahrschein entwerten müssen, usw. Das alles war sehr praktisch. In diesem Kurs haben wir gleich viele Leute kennen gelernt, die aus ganz Europa kamen. An der Stadt und an der Universität hat mich sehr fasziniert, dass diese Uni total multikulturell ist. Man kann dort eine ganz andere Denkweise und Mentalität erleben. Alle Studentenheime in Regensburg sind sehr gut, und als wir ankamen, bekamen wir unsere Zimmer in fünf Minuten. Wir konnten auch alles ausleihen, z.B einen Computer oder einen Fernseher. Zweimal in der Woche hatten wir eine Kaffeestunde an der Uni, wo wir andere ausländische Stipendiaten treffen und kennen lernen konnten.
Eszter: Am Anfang mussten wir sehr viele offizielle Sachen erledigen, z.B. Versicherung, Bankkonto. Auch darüber haben wir an diesem Orientierungskurs viele Informationen bekommen.

Habt ihr noch Kontakt zu den Studenten, die ihr in Regensburg kennen gelernt habt?
Angéla: Ja. Ich war z.B. in Prag bei einer Bekannten mit ein paar Leuten, und wir haben in einer Jugendherberge gewohnt. Und ich habe auch eine Einladung nach Finnland.

Was für Kurse habt ihr an der Regensburger Universität belegt?
Eszter: Ich habe solche Kurse versucht zu belegen, die bei meiner Diplomarbeit nützlich sein konnten. Leider gab es keine Lehrveranstaltungen, die für meine Diplomarbeit interessant gewesen wären. Mein Thema war zu spezifisch. So habe ich verschiedene Proseminare, ein Seminar zu Wirtschaftsdeutsch und ein Seminar zu Gegenwartsprache belegt. Und weil ich später unterrichten möchte, habe ich auch ein Didaktikseminar besucht.
Angéla: Mein Ziel war eigentlich mein Deutsch zu verbessern, deswegen habe ich auch Wirtschaftsdeutsch und Deutsch für Oberstufe belegt. Ich wollte auch meine Diplomarbeit schreiben und so habe ich eine Vorlesung über die Literatur der Jahrhundertwende belegt.

Gibt es Unterschiede zwischen der Regensburger Universität und unserer Uni?
Angéla: In Deutschland gibt es auch Bürokratie, aber nicht so wie bei uns. Man erledigt alles viel schneller, und die Leute sind sehr nett. In den Seminaren sind die Studenten viel aktiver als hier. Wir hatten auch Kommilitonen mit 30-40 Jahren, und da merkt man schon diejenigen, die mehr Erfahrungen haben. Die Bibliothek ist riesengroß und man bekommt alles, was man will, und wenn das Buch nicht vorhanden ist, kann man es von anderen Universitäten ausleihen.
Ezter: An einem Seminar nehmen nicht fünfzehn, sondern vierzig Leute teil, und trotzdem sind sie sehr aktiv und äußern sich gern und offen.

Habt ihr für die Seminare auch eine Note bekommen? Was musstet ihr dafür tun?
Eszter: In Proseminaren muss man meistens Klausuren schreiben und manchmal Referate halten. Man schreibt zwei Klausuren und bekommt eine Note. Im Seminar Gegenwartsprache haben wir mehrere Texte analysiert, Baumdiagramme gezeichnet und am Ende musste man eine Klausur schreiben. In anderen Seminaren musste man ein Referat halten und eine Seminararbeit schreiben.
Angéla: Wir beide haben Wirtschaftsdeutsch belegt, und da hatten wir zwei Klausuren, einen Wortschatz- und Grammatiktest, bzw. Leseverstehen. Ich habe auch Seminare zu Literatur- und Theaterwissenschaft besucht, und am Ende hatten wir eine Hausarbeit zu schreiben. Ich habe dort die Theatertheorie der Moderne und Thomas Mann bearbeitet.

Ich habe gehört, dass ihr eine Veranstaltung für Ausländer gehalten habt.
Angéla: Eigentlich war dafür Frau Wunderlich zuständig. Wir konnten Ungarn den anderen vorstellen. Frau Wunderlich hat die ganze Veranstaltung organisiert und an alle ausländischen Stipendiaten eine E-Mail geschickt: Sollten wir an dieser Veranstaltung interessiert sein, sollten wir uns vorbereiten um unser Land zu präsentieren.
Eszter: Wir haben einen Stand bekommen, wo wir verschiedene Plakate, Landkarten und Zeitschriften vorgestellt haben. Wir haben auch Palatschinken gebacken, etwa hundert. Es war sehr populär. Wir haben viele Informationsmaterialien über Szeged und Budapest verteilt, und auch das GeMa präsentiert, für das sich viele interessiert haben.

Wie wart ihr in Kontakt mit den deutschen Studenten?
Eszter: Im Wohnheim hatten wir eine gemeinsame Küche und dort habe ich manche Deutsche kennen gelernt. Einmal in der Woche hatten wir einen Stammtisch.

Wie habt ihr die Stadt kennen gelernt?
Angéla: Man sagt, dass Regensburg die nördlichste Stadt Italiens sei, weil man die italienische Renaissance überall in der Stadt erkennen kann. Die Stadt ist sehr schön, sie hat zwei Brücken über der Donau. Die eine sieht genauso aus wie die in Prag. Man sagt, nach Berlin hat Regensburg die meisten Kneipen und Restaurants in Deutschland, und das merkt man sicher: Da kann man alles essen.

Hat sich euer Deutsch in Regensburg verbessert?
Angéla: Im Sommer, als das Semester zu Ende war, habe ich in einer Bäckerei angefangen zu arbeiten, und dort habe ich sehr viel von den Leuten gelernt. Ich habe auch Tageszeitungen gelesen, und wenn ich etwas nicht wusste, habe ich Notizen gemacht.

Kann man als Student arbeiten?
Eszter: Für Studenten ist es erlaubt 90 Tage pro Jahr zu arbeiten. Wir haben auch eine Lohnsteuerkarte bekommen, und wenn man die hat, ist es sehr leicht einen Job zu bekommen.

Ihr habt 200 Euro im Monat von Szeged bekommen. War das genügend?
Eszter: Ich habe auch etwas Geld von zu Hause mitgenommen und was ich verdient habe, habe ich zurückgebracht. So war es genug, aber man musste immer darauf achten, was man kauft.