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Zeitung << 2/2003 << Interview mit dem THK-Kollegiaten Zoltán Fehér


„Bewerbt euch!“
Interview mit dem THK-Kollegiaten Zoltán Fehér

Autorin: Renáta Récsi

„Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden - es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun.“ (Goethe) Das Theodor-Heuss-Kolleg wird von der Robert-Bosch-Stiftung finanziert und möchte Jugendliche aus den Ländern Mittel- und Osteuropas ermutigen, sich in ihrem schulischen oder universitären Umfeld gesellschaftspolitisch zu engagieren. Im Prinzip kann sich jeder bewerben, der zwischen 18-24 Jahre alt ist. Die Studienleistungen zählen überhaupt nicht. Es können sich alle Studenten bewerben, die sozial engagiert sind. Im Kollegjahr 2003 fanden die zweiwöchigen Kollegseminare im Juli und August in Deutschland und Polen statt. Zoltán Fehér war ein Teilnehmer des polnischen Seminars.

Wo hast du das erste Mal von dem Theodor-Heuss-Kolleg gehört?
Die Bosch-Lektorin Jasmin Groß hat mir davon erzählt. Sie dachte, ich könnte mich dafür interessieren. Aber auch im Sprachübungsseminar hat eine Kollegiatin ein Referat über das Kolleg gehalten. Daneben habe ich mir die Homepage des THK angesehen, wo ich nachgelesen habe, was dieses Kolleg überhaupt ist.

Wie kann man sich bewerben?
Jedes Jahr werden hundert Stipendiatenplätze vergeben. Das THK organisiert fünf Sommerseminare in verschiedenen Ländern wie in Deutschland, Österreich und Polen. Man bewirbt sich für eines dieser Seminare, das man selber auswählt und schreibt einen Aufsatz zum Thema des Seminars. Natürlich muss man auch einen Lebenslauf und ein Motivationsschreiben abschicken. Man braucht noch ein Empfehlungsschreiben, das man zum Beispiel von der jeweiligen Bosch-Lektorin einholen kann. Die Bewerbungen kann man bis Mitte März entweder per Post oder elektronisch abschicken. Die nächste Frist läuft im März 2004 ab.

An was für einem Seminar hast du teilgenommen und wie hat das dir gefallen?
Ich war in Breslau/Kreisau in Polen. Es war das Seminar „Nationalismus im kulturellen Wandel“. Dieses zweiwöchige Seminar war wirklich toll! Es waren da sehr kompetente Jugendliche aus zwölf Ländern, mit denen ich mich schnell angefreundet habe. Wir haben in der ersten Woche Themen über Nationalismus, Globalisation besprochen. Es war interessant, wie das von Jugendlichen in anderen Ländern gesehen wird. Es gab auch jeden Abend Partys. Man ist oft nicht einmal ins Bett gekommen. Am Wochenende konnten wir an organisierten Freizeitprogrammen teilnehmen. Wir waren z.B. im Konzentrationslager Groß-Rosen, dann haben wir uns die umliegenden Städte angesehen. In der zweiten Woche haben wir ein Planspiel gemacht. Das war eigentlich ein Simulationsspiel. Wir haben eine Stadt gegründet mit Parteien, Lobbyorganisationen und natürlich einer Presse. Das Ziel war die Demokratie hautnah zu erleben und zu sehen, wie das funktioniert. Der Rest der Woche benötigten wir für das Projektmanagement. Dass jeder Kollegiat die Möglichkeit hat ein eigenes Projekt in seiner Umgebung durchzuführen, ist auch der Sinn des THK. Es ist wichtig zu wissen, dass das kein Muss ist. Falls jemand sagt, tut mir leid, ich habe keine Zeit, ist auch in Ordnung.

Du hast auch ein Projekt. Worum handelt es sich dort?
Ich arbeite mit einer Studentin aus Pécs, einer aus Bukarest und mit einem Studenten aus Novi Sad zusammen. Wir gestalten ein Projekt zum Thema politischer Bildung. Der Titel unseres Projekts ist „Europäisch denken“. Das Ziel des Projekts ist politisch aktive BürgerInnen für eine regionale Zusammenarbeit zu gewinnen.

Ihr hattet ein Projekttreffen in Pécs vom 8.-12. November 2003. War es erfolgreich?
Dieses Projekttreffen war eher eine Art Fortbildung. Wir bekamen Einblick in Zeitmanagement, Finanzen, Öffentlichkeitsarbeit, Konflikt- und Präsentationstechniken. Ich hatte auch die Möglichkeit, unser Projekt den Teilnehmern vorzustellen und sie haben mich auf eventuelle Fehler in meiner Präsentation hingewiesen. Ich habe auch eine Chance bekommen, einen eigenen Workshop zu leiten, nach dem Projekttreffen, beim MitOst-Festival (MitOst ist ein mittel- und osteuropäischer Sprach- und Kulturverein). Dies war ein Workshop für zukünftige Seminarleiter, die ein Seminar zur Europäischen Union gestalten werden. Ich selbst habe dabei nicht nur meine Erfahrungen bzw. Ideen weitergegeben, sondern auch sehr viel dazu gelernt, was ich bei meinem eigenen Seminar in Novi Sad verwenden kann.

Hat sich die Mühe gelohnt? Würdest du das auch anderen empfehlen?
Auf jeden Fall hat es sich gelohnt! Ich sage auch allen: "Bewerbt euch!", denn allein das Seminar ist ein unvergessliches Erlebnis. Man schließt Freundschaften, die auch lange nach dem Seminar erhalten bleiben. Ich freue mich schon jetzt auf das Seminar in Novi Sad und ganz besonders auf das zehntägige Bilanzseminar in Berlin. Ich erwarte gerne E-Mails von Interessen unter fezozo@freemail.hu

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

Internet: www.thk.de