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Hammermäßig?
Deutschland sucht den Superstar

Autorin: Annamária Széll

„Deutschland sucht den Superstar” (DSDS) ist ein Wettkampf zwischen Sängern, die um den Titel Superstar kämpfen. Aus 10 000 Kandidaten wählt man die zwölf Finalisten aus. Dies ist die gleiche wie die in Ungarn unter dem Titel „Megasztár” bekannte Sendung. Die Serie läuft auf RTL jeden Samstag Abend. DSDS I. wurde Woche für Woche von 10 Millionen Zuschauern deutschlandweit gesehen. Die Show wurde zum Teil des Alltagslebens, alle sprachen darüber, wochenlang hat man in den Zeitungen über kaum etwas anderes gelesen. Die zwei Moderatoren wurden durch die Show auch sehr berühmt. Die Rolle der Moderatoren ist sehr wichtig in Deutschland. Die wunderschöne Michelle Hunziker wurde in der Schweiz in Lugano geboren und hatte schon mit 17 Jahren einen Modellvertrag. Sie wurde durch die Ehe mit dem italienischen Popstar Eros Ramazotti bekannt. Nach der Scheidung von Ramazotti geriet sie in Vergessenheit, aber seit November 2002 ist sie als Moderatorin so berühmt wie nie geworden. Viele sagen, sie sei die schönste Frau im TV. Ihr Partner in der Sendung ist Carsten Spengemann. Er spielte vor DSDS eine Rolle in einer populären Seifenoper.
Die Jury besteht aus vier Personen: Thomas Stein (BMG-Chef), Thomas Bug, Shona Frazer und Dieter Bohlen, der ehemalige Kopf von Modern Talking. Er ist sogar der Produzent der Sendung. Sie kritisieren die Kandidaten von Angesicht zu Angesicht. Manchmal müssen sie recht harte Kritiken erleiden: „Damit würdest du nicht mal in der Fußgängerzone Geld verdienen” (Thomas Stein), „Höchstens das Niveau eines Schulfestes” (Shona Frazer), „Du hast ganz schlecht gesungen” (Dieter Bohlen). Manchmal aber lobt die Jury auch wie etwa Dieter Bohlen mit seinem Lieblingswörtchen: „hammermäßig”. Jede Schwäche der Finalisten stellt sich heraus und wird in den Medien ausgeschlachtet. Juliette (Nr. 2. der ersten „Superstar”-Staffel) hat sich die Brüste zur Steigerung des Selbstbewusstseins vergrößern lassen.
Die Kandidaten geben alles auf, sogar ihre Persönlichkeit. Sie wollen um jeden Preis Superstars werden. Brauchen wir das? Brauchen wir noch mehr neue Stars? Es gibt so viele neue Gesichter in den Medien, auf MTV und VIVA. Es gibt aber keine großen Persönlichkeiten mehr. Diese neuen Stars sind nach demselben Schema zusammengebastelt. Sie sind alle superschön und perfekt. Superfrauen und Supermänner. Ob sie wirklich eine Stimme haben oder ihre CDs nur mit dem Computer gemacht werden, weiß man nicht. Diese „Superstars” sind austauschbar, sie sind einander so ähnlich.
Viele denken, dass der einzige Gewinner der DSDS Show nur Dieter Bohlen ist, der den Gewinn einstreicht und es ihm egal ist, wer seine Lieder singt. Ich persönlich mag Bohlens Lieder nicht. Wenn ein Modern Talking Hit im Radio läuft, schalte ich schnell aus. Zu Weihnachten wurde Dieters Haus ausgeraubt. In der Sendung TV Total hatte danach Stefan Raab gesagt: Alle drei Akkorde wurden ihm gestohlen. Die Lieder (We have a Dream, Magic of Music, We believe in Miracles usw.), die Bohlen den Superstars geschrieben hatte, kann man mit einem Wort charakterisieren: Kitsch. Jemand nannte einmal Bohlens Lieder einfach „Bohlensche Hippy Happy Kompositionen”. Wer die Serie gewinnt, wird wirklich Superstar? Alexander hat DSDS I. gewonnen und hat einen Vertrag bekommen. Alexander war der erfolgreichste Single-CD-Interpret in Deutschland im Jahre 2003, hat sich aber im internationalen Vergleich lächerlich gemacht. Herr Bohlen, das ist doch hammermäßig!