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Zeitung << 1/2004 << Interview mit dem Gastprofessor Dr. Karlheinz Jakob


„Die Germanisten in Szeged sind gut ausgebildet“
Interview mit dem Gastprofessor Dr. Karlheinz Jakob

Autorin: Beatrix Tóth

Es ist nicht Ihre erste Erfahrung im Ausland als Gastprofessor. Sie waren z.B als Gastdozent auch an der University of Oxford. Wie ist unsere Uni im Vergleich zu dieser weltberühmten Uni?
Meine Auslandserfahrungen als Gastprofessor habe ich in England an der Universität Oxford gemacht und in Szeged, Ungarn. Der Vergleich zwischen diesen beiden Universitäten ist schwierig, weil sie ganz unterschiedliche Strukturen haben, aber eines kann man mit Sicherheit sagen, dass die Germanisten in Szeged besser ausgebildet sind als die in Oxford und besser Deutsch sprechen. Sie verfügen über bessere Deutschkenntnisse. Oxford hat einen Weltruf, aber dieser Weltruf ist nur gerechtfertigt und gültig für die besten Colleges dort. Ich war an einem normalen College und an diesem gewöhnlichen College herrschen durchaus ganz durchschnittliche Verhältnisse. Nicht alles in Oxford ist weltberühmt.

Warum haben sie ausgerechnet Ungarn als Gastland gewählt?
Ich bin nach Ungarn gekommen, weil zwischen dem Institut für Germanistik an der Technischen Universität (TU) Dresden und dem Lehrstuhl für Germanistische Linguistik hier in Szeged ein Kooperationsvertrag im Sokrates-Erasmus-Programm besteht. Wir haben einen Dozentenaustausch vereinbart, der nun schon zwei Jahre lang währt und noch einige Jahre währen wird. Ich bin selbst schon das zweite Mal hier und Herr Bassola war auch als Gastprofessor an der TU Dresden. Wir wollen diesen Austausch weiter pflegen. Ich habe Ungarn auch deshalb als Gastland gewählt, weil ich als geborener West-Deutscher erst seit zehn Jahren die Möglichkeit habe, viele Länder in Osteuropa kennen zu lernen und da habe ich mir die schönsten ausgesucht. Hierzu gehört nachweislich auch Ungarn. Ich bin sehr gern hier und begeistert von Szeged, Budapest und vom ganzen Land.

Sie halten die Vorlesung „Sprache im technischen Zeitalter” auch an der Universität in Dresden. Ist sie dort auch so beliebt wie bei uns?
Ich halte in Deutschland auch Vorlesungen und Seminare zum Problem „Sprache im technischem Zeitalter” und „Sprache und Technik”. Das findet an der TU Dresden auch großen Zuspruch, weil es eben in der Umgebung der Technischen Universität nahe liegt. Das Problem Sprache und Technik ist auch ein Schwerpunktthema von mir, mit dem ich mich seit der Zeit meiner Habilitation im Jahre 1991 andauernd beschäftige. Es ist ein verrücktes, exotisches Thema, weil sich die Germanisten im Normalfall nicht so sehr mit der Technik beschäftigen. Aber gerade deshalb, weil es so ein verrücktes, exotisches Thema ist, macht es Spaß. Auch der Großteil meiner Veröffentlichungen, also Monographien und viele Aufsätze, beschäftigen sich mit dem Problem „Technik und Sprachgeschichte” und „Technische Wortschätze”.

Sie haben wohl mehrere Forschungsgebiete. Haben Sie ein Lieblingsgebiet?
Neben dem Gebiet der Technik habe ich mich auch mit Dialektologie beschäftigt, mit Gruppensprachen, dann sowohl mit der Fachsprache der Naturwissenschaften, unter anderem mit der Terminologie in der Chemie, als auch mit der Sprachgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts. Aber ich bin immer wieder zu meinem Lieblingsgebiet Technik und Sprache zurückgekehrt.

Wie sehen Ihre Pläne aus? Wie lange planen Sie in Szeged zu bleiben?
Die Austauschprogramme sind jetzt verlängert worden und wir werden laut unseren Abmachungen noch mindestens bis in das Jahr 2007 weiterhin diesen Lehrkräfteaustausch zwischen Dresden und Szeged durchführen. Die Aufenthaltsdauer für diese Gastdozenturen beträgt leider immer nur zwei Wochen. Das ist sehr kurz. Aber es lässt sich nicht anders planen, weil die jeweiligen Termine von Semester und Semesterferien aufeinander abgestimmt werden müssen. Ich muss Ende März wieder in Dresden sein, weil bei uns das Sommersemester am 1. April beginnt. Ich habe diese zwei Wochen genutzt um nicht nur die Universität, sondern auch das Land kennen zu lernen. Wenn es mir möglich wäre länger bleiben zu können, würde ich gerne bleiben.