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Zeitung << 1/2004 << Konrad-Duden-Preisträger in Szeged


Konrad-Duden-Preisträger in Szeged
Prof. Dr. Hans-Werner Eroms als Gastprofessor an der Universität Szeged

Autorin: Beatrix Tóth

Am 21. und 22. April 2004 hat Prof. Dr. Hans-Werner Eroms Gastvorträge an der Universität Szeged gehalten. In seinem interessanten Vortrag „Die Erweiterung der Dependenzzone” war für uns Germanistikstudenten viel Neues über die Dependenzgrammatik zu hören.

Zuerst hat Hans-Werner Eroms über die Eigenschaften und Vorteile von Dependenzgrammatiken gesprochen. Er sagte, dass es eine klassische Grammatiktheorie sei, und dass die Entscheidung über die Rektionsrichtung am Beispiel der Nominalphrase bei DP oder NP liege. Weitere Eigenschaften sind z.B. die lexikalische Primärperspektivierung, Dependenz versus Rektion und die Übertragung auf alle Wortarten. Zu der dependenziellen Regelung in der obersten Satzzone sagte Eroms, dass eine Konstituente eine Phrase sei, wenn sie einen lexikalischen Kopf hat, der bis zu einer Endgrenze expandiert werden kann. Danach sprach er über die Priorität des Verbs und über die Verbindung von Konstituenz- und Dependenzstrukturen. Bei der Behandlung der Motivation für die Aufnahme von „S” (für den Satz) in das Dependenzstemma betonte Eroms, dass „S” hier kein Kategoriensymbol wie das „S” in den Konstituentenstrukturgrammatiken ist. Dieses über die Vereinigung sämtlicher Phrasen des Satzes Hinausgehende ist die Kennzeichnung der vereinigten Phrasen als Aussagesatz, Fragesatz, Aufforderungssatz, Wunschsatz oder als Ausrufesatz (S.; S?; S!; S-; S\). Diese Zeichen haben den Status und die Funktion von Quasi-Wörtern, die mit den angegebenen Bedeutungen signalisieren, wie die durch das finite Verb organisierte Phrasenmenge zu bewerten ist. Schließlich sprach Eroms über die Vorteile eines dependenziellen Startsymbols über V (Verb). Die Dependenzgrammatik verfügt damit über ein Startsymbol, das den Satz als solchen kennzeichnet. Sätze begegnen uns als konkrete Einheiten stets mit satzmodaler Qualität. Thematisiert wurde noch die Gewinnung einer weiteren Strukturstelle im Satz unter S über V und die Gewinnung weiterer Strukturstellen neben und/oder über S.
Die Vorlesung von Prof. Eroms war auch deshalb interessant, weil sie uns nicht nur über die üblichen Begriffe der Dependenzgrammatik informiert hat. Für Studierende, die sich für Linguistik und insbesondere für die Dependenzgrammatik interessieren, war es aufregend, etwas mehr und ausführlicher von den Dependenzstrukturen zu erfahren.

Dr. Hans-Werner Eroms, Professor für deutsche Philologie und Sprachwissenschaft in Passau ist in der nationalen und internationalen Germanistik hoch anerkannt. Seine Forschungen decken ein weites Themenspektrum ab und behandeln grundlegende Fragen des Gegenwartsdeutschen. Seine Hauptarbeitsgebiete sind Syntax, Textlinguistik, Stilistik, Orthographieentwicklung, Dialektologie, historische Linguistik und öffentlicher Sprachgebrauch. 2002 wurde ihm der Konrad-Duden-Preis im Rahmen einer Feierstunde im Mannheimer Schloss verliehen. Er ist der 22. Träger des Preises, mit dem die Stadt Mannheim zusammen mit dem Mannheimer Verlag Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG (Dudenverlag) alle zwei Jahre GermanistInnen auszeichnet, die sich um die deutsche Sprache und ihre Erforschung besonders verdient gemacht haben. Der Konrad-Duden-Preis wurde 1960 zum ersten Mal verliehen. Preisträger damals war Leo Weisgerber aus Bonn. Seit dieser Zeit wurden 24 Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler mit diesem Preis ausgezeichnet.