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Zeitung << 1/2004 << Ungarische Literatur im fremden Kontext


Ungarische Literatur im fremden Kontext
Die Arbeit geht weiter

Autorin: Szilvia Gál

Der zweite Band der Arbeitsgruppe Frankfurt '99 ist 2004 erschienen. Im GeMa 1/2003 berichteten wir von dem ersten Band, in dem die deutsche Rezeption der ungarischen Literatur auf der Frankfurter Buchmesse 1999 verarbeitet wurde. Im Gegensatz zu dem ersten Band wurde der zweite Band nicht von Studenten, sondern von verschiedenen Geisteswissenschaftlern geschrieben. Im Band „Magyar irodalmi jelenlét idegen kontextusban“ wurde die ausländische Rezeption der ungarischen Gegenwartsliteratur thematisiert.

Die Tätigkeit der Arbeitsgruppe Frankfurt '99 ist unter den Literaturwissenschaftlern weit bekannt. Dieser Begriff steht in engem Zusammenhang mit den Namen der Projektleiter, Árpád Bernáth, Professor und Leiter des Instituts für Germanistik an der Universität Szeged und dem Oberassistenten Attila Bombitz. Nach der Veröffentlichung des ersten Bandes hörte die Arbeit aber nicht auf und der vorliegende Band ist die Fortsetzung des ersten. Die zum größten Teil ungarischen Verfasser der Aufsätze, wie in ihren kurzen Lebensläufen am Ende des Buches zu lesen ist, leben im In- und Ausland und schreiben über die Vermittlung der ungarischen Literatur in den verschiedensten europäischen Sprachen wie z.B. Spanisch und Portugiesisch. Die überwiegende Mehrheit von ihnen sind solche Fachleute, die übersetzen oder sie arbeiten an verschiedenen Instituten für Hungarologie an Universitäten in Europa oder sind Personen, die ungarische Institutionen im Ausland leiten.
Der Band wurde der letztes Jahr verstorbenen Übersetzerin Judit Xantus gewidmet und das Buch enthält auch einen ihrer Aufsätze über die ungarische Rezeption in Spanien. Wie Mihály Ilia, Dozent des Lehrstuhls für Moderne Ungarische Literatur in Szeged, in seinem Vorwort geschrieben hat, versucht diese Auflage die Antwort auf eine der wichtigsten Fragen der ungarischen Literatur zu beantworten: Wie groß ist das ausländische Interesse für die ungarische Literatur? Und wie der Verfasser selbst bemerkt: es sei eine peinliche Frage eines kleinen Volkes. Diese Essaysammlung stellt zwar die ausländische Übersetzung der Belletristik in den Mittelpunkt, aber auch die Übersetzung der Essays sogar geschichtlicher oder ethnographischer Fachwerke werden diskutiert. Es gibt fünfzehn Texte, die nur die Tatsache der Übersetzungen fokussieren. Die meisten beschäftigen sich aber mit den kritischen Aufnahmen des Werkes und beurteilen sogar die Qualität der Übersetzungen oder verbessern die groben Missverständnisse. Einige Verfasser weisen darauf hin, wie die Übersetzungen der ungarischen Werke sind, ob die Übersetzung im Ausland auf die ausländische Literatur einen Einfluss ausüben konnte oder ob es eine Debatte auslösen konnte. Dieser Band ist auch ein Beweis dafür, dass die ungarischen Werke im Ausland und im Inland unterschiedlich bewertet werden können. Hier kann man beispielsweise den Erfolg erwähnen, dass die Werke, die im Ausland erfolgreich sind, in Ungarn als populäre Literatur gesehen werden.
Laut Bernáth können wir, wie er im Nachwort des Buches schreibt, aufgrund dieser Aufsätze ein allgemeines Bild bekommen und die Frage stellen, ob die ungarischen Bücher gute Übersetzer-, Verlags- und Kolporteurnetzwerke haben und ob es genügend Leser gibt, die diese Bücher kaufen. Bernáth weist auch auf die wichtige Rolle der in- und ausländischen Universitäten hin, zum Beispiel in der Verbreitung und der Förderung der ungarischen Literatur (wo es einen Lehrstuhl für Hungarologie gibt, ist auch ein heimatlicher Experte tätig) oder in der Ausbildung der Fachleute, die die ungarische Literatur im Ausland bekannt macht.
Der vorliegende Band ist – wie auch der erste Band – bei dem Szegeder Grimm Verlag erschienen. Kürzlich ist auch der dritte Band erschienen, dessen Thema die deutsche Rezeption der ungarischen Gegenwartsliteratur ist.