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Zeitung << 1/2004 << Das Márton-Áron-Wohnheim


Das Márton-Áron-Wohnheim
Institution für Studenten der ungarischen Minderheit

Autorin: Katalin Lackó

Das Studentenheim Márton Áron wurde im Jahr 1991 in Budapest gegründet. Das eigentliche Ziel war, denjenigen Jugendlichen, die als ungarische Minderheit in den Nachbarländern leben, in Ungarn Plätze zu sichern.

Seit 2001 gibt es auch in Szeged ein Márton-Áron-Studentenheim, in dem mittlerweile mehr als 150 Studenten wohnen: 125 Studenten kommen aus Serbien, 16 aus Siebenbürgen, 4 aus der Karpato-Ukraine, 5 aus dem ehemaligen Oberungarn. Es gibt insgesamt 51 Zimmer, die sehr schön und modern sind und alles haben, was wir brauchen: zu jedem Zimmer gehört ein Kühlschrank, ein Internetanschluss und auch ein Teppich. Zu jeder Etage gehört ein Gesellschaftsraum, wo man rauchen, fernsehen, sich unterhalten kann. Es gibt einen Fitnessraum für diejenigen, die trainieren möchten, und eine Bibliothek mit modernsten, notwendigen Büchern und Wörterbüchern. In jedem Jahr werden verschiedene Ausflüge in andere Städte Ungarns organisiert, worüber wir uns immer in unserer Zeitung „Garabonciás” informieren. Zeitweise organisieren wir Abende, an denen wir gemeinsam z.B. Kesselgulasch kochen. Das ist schon Tradition geworden. Unser Wohnheim liegt aber entfernt von dem Zentrum, was ein nicht unerhebliches Problem darstellt.
Die hier wohnenden Studenten erhalten das staatliche Stipendium des Bildungsministeriums. Dieses Stipendium sichert den Studenten einen Platz im Heim und daneben müssen sie auch Seminare belegen, die von der Universität anerkannt werden, wie zum Beispiel Englisch, Informatik, Geschichte, Europa-Studien. Es ist eine Bedingung, dass die Stipendiaten nach dem Absolvieren ihres Studiums in ihre Heimat zurückkehren. So erfüllt dieses Gebäude mehrere Funktionen: erstens ist es ein Studentenheim, zweitens fungiert es als ein kleines Institut: Es hat die Aufgabe, die Studenten darauf vorzubereiten, dass sie sich zu Hause als Vertreter der Intelligenzschicht betätigen.
Áron Márton wurde 1896 in Csíkszentdomonkos geboren. Während des Ersten Weltkrieges diente er in der Armee als Leutnant an der russischen Front. Später studierte er Theologie und wurde mit 43 Jahren katholischer Bischof in der Kirche Szent Mihály in Siebenbürgen. In den frühen 40er Jahren begann eine große Völkerwanderung: von Norden kamen die Rumänen, aus dem südlichen Siebenbürgen flüchteten 200 000 Ungarn vor der rumänischen Obrigkeit. Der Bischof wollte auf jeden Fall bleiben, er hatte nicht die Absicht, das Volk allein zu lassen. Obwohl viele es von ihm erwarteten, seinen Sitz nach Kolozsvár zu verlegen, blieb er trotzdem. Dank seiner Beharrlichkeit wurde er als geistig-moralischer Führer betrachtet. Mehrmals erhob er seine Stimme gegen die Judendeportationen und sprach sich für die Rechte der ungarischen Minderheit aus, wobei er für das Weiterbestehen von ungarischen kirchlichen und anderen Bildungsinstitutionen kämpfte. Dass das Kolleg nach einem katholischen Bischof benannt wurde, obwohl es kein kirchliches Institut ist, ist für diejenigen, die seine Geschichte kennen, nicht verwunderlich.
Die Person von Áron Márton ist zu einem Symbol geworden, er galt als verbindendes Glied zwischen den Ungarn und der ungarischen Minderheit. Das Kolleg ist im ständigen Kontakt mit den ungarischen Bildungs- und Wissenschaftsinstitutionen und mit anderen Organisationen zur Förderung der ungarischen Minderheit außerhalb Ungarns. Außerdem kooperiert es in der Fortbildung der ungarischsprachigen Pädagogen, die außerhalb Ungarns leben.
Unser Studentenwohnheim gefällt mir, das war von Anfang so. Es hat viele Vorteile und kann angenehm sein, wenn man mit Fremden oder sympathischen Studenten zusammenwohnt. Unbequem ist es wegen der Entfernung, es ist viel zu weit von der Stadt weg. Nach 23.00 Uhr abends kann man ohne Taxi nicht nach Hause fahren. Schade ist, dass wir getrennt von den anderen wohnen. Das klingt ein bisschen merkwürdig, als wären wir nicht gleichrangig.