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Zeitung << 2/2004 << Kommt Denglisch immer mehr in Mode?


Kommt Denglisch immer mehr in Mode?
Ein Seminarerlebnis über Anglizismen und Neologismen in der deutschen Sprache

Autorin: Judit Holló

Im Wintersemester 2004 habe ich das Seminar „Anglizismen und Neologismen“ von Gabriella Gárgyán besucht. Ich fand dieses Thema interessant und wollte darüber mehr wissen. In der deutschen Sprache gibt es (leider?) immer mehr englische Wörter und Neubildungen. Da diese Wörter in vielen verschiedenen deutschen Texten vorkommen, kann es nützlich sein, sie zu kennen.

In der ersten Sitzung bekamen wir eine Einführung und die wichtigsten Begriffe wurden erklärt. Im Seminar definierten wir die Anglizismen folgendermaßen: Sie bezeichnen Wörter, die aus dem britischen Englisch in eine nicht-englische Sprache abgeleitet werden. Neologismen nannten wir neugebildete sprachliche Ausdrücke, die zumindest einem Teil der Sprachgemeinschaft bekannt vorkommen werden und als Bezeichnung neuer Sachverhalte dienen. Alle Seminarteilnehmer mussten ein Referat halten. Die Themen wurden von der Seminarleiterin vorgegeben. Zu den Referaten standen uns bestimmte Artikel zur Verfügung.
Das erste und das zweite Referat hatten das Thema „Anglizismen und Neologismen im Allgemeinen“. Dabei wurde der Einfluss des Englischen auf den deutschen Wortschatz besprochen. Die Referenten behandelten die Neologismentypen (Neuwörter, Neubedeutung, Neubezeichnung) und sie erklärten, wie neue Wörter entstehen können (z.B.: aus Abkürzungen, durch Entlehnung). Das dritte und vierte Referat thematisierten „sprachgeschichtliche Veränderungen im deutschen Wortschatz“. Hier wurden der lateinische, griechische, französische und italienische Spracheinfluss erwähnt. Beim Thema „Computersprache“ sprachen die Referenten über den Computerjargon. Dazu benutzten sie auch einen Test. Bei der „Jugendsprache“ war es wichtig, die Tendenzen der deutschen Gegenwartssprache und die Entwicklungen im Bereich der Lexik und Semantik zu besprechen. Daneben wurden Funktionen, Grundprinzipien und Merkmale der Jugendsprache behandelt. Im Bereich „Wirtschaftssprache“ kamen die Unternehmungskommunikation und die verschiedenen Geschäftsbereiche zur Sprache. Zu diesem Thema mussten wir auch Anglizismen im Internet suchen und zum Seminar mitbringen. Eines der interessantesten Themen war die „Modesprache“. Dabei wurden verschiedene Frauen- und Modezeitschriften behandelt und mit anderen Zeitschriften verglichen. Als Ergebnis stellten die Referenten fest, dass in Frauenzeitschriften mehr Anglizismen vorkommen als z.B. in einem Nachrichtenmagazin. Im Referat über „Lehnsyntax, Lehnphonetik und Lehnmorphologie“ wurde dargestellt, welche Bereiche auf welche Weise durch Entlehnungen aus dem Englischen betroffen sind. Zum Referat „Germanismen im Englischen“ brachte die Referentin Beispiele aus der Bergbausprache, Schneidersprache und aus dem Bereich des Theaters (z.B. Zink, Wolfram, flicken, Vorbühne).
Ich hielt mein Referat über das Thema „Anglizismen und Neologismen in der Lexik: Medien- und Werbesprache“. Dazu benutzte ich den zur Verfügung stehenden Artikel „Aliens in der deutschen Pressesprache?“ von Christine Krause-Braun. Nach der Erklärung der wichtigsten Begriffe versuchte ich bei der Kategorisierung der Anglizismen nach Entlehnungstypen, die Begriffe „äußeres und inneres Lehngut“ klar zu machen. Zum äußeren Lehngut gehören einerseits Null-Substitutionen wie Video-Datei oder Profi aus Profi-Karriere, anderseits Teil-Substitutionen wie TV-Zuschauer oder Care-Paket. Zum inneren Lehngut gehören Lehnbedeutungen wie einfrieren aus freeze, Lehnwendungen wie offener Konflikt aus open conflict und Lehnübertragungen wie Torjäger aus goal getter. Außerdem sprach ich in meinem Referat über Wörterbuchangaben anhand des erwähnten Artikels: „Webster’s Third new International Dictionary of The English Language“ behandelt die Regellosigkeit in der Orthographie, Komposita mit Bindestrich oder zusammengeschrieben. „Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache“ stellt den aktuellen Wortschatz des modernen Deutsch möglichst umfassend dar. Das „Duden-Fremdwörterbuch“ enthält Wörter, die zwar zur deutschen Sprache gehören, aber als Fremdkörper in diesem System wahrnehmbar sind. Anglizismen im Deutschen, alte und junge Anglizismen sowie Spontanbildungen sind schließlich Untersuchungsobjekte des speziellen „Anglizismen Wörterbuchs“. Neben dem Referat mussten wir auch eine Seminararbeit über ein freigewähltes Thema im Bereich Anglizismen und Neologismen bis zum Ende des Semesters abgeben. Für mich war das Thema „Anglizismen und Neologismen in der Jugendsprache“ am interessantesten (vgl. dem Rahmentext aus dem Märchen „Schneewittchen“).
Es gibt immer mehr Anglizismen und Neologismen in der deutschen Sprache, deswegen lohnt es sich, mehr über dieses Thema zu erfahren. Denjenigen, die sich für dieses Thema interessieren oder einfach ihre Kenntnisse über englische Wörter und Neubildungen in der deutschen Sprache erweitern möchten, kann ich dieses Seminar wärmstens empfehlen.

Auszug aus dem Märchen „Schneewittchen“ in moderner, jugendsprachlicher
Übertragung:


„Die ganze Story fing damit an, dass Whitys schwerreicher Alter es nicht ohne Weib aushalten konnte und sone geile Alte in die Bude brachte. Das war ne unheimliche Chaotin, nur Schminke und Klamotten in der Birne. Und wenn sie ein anderes Weib sah, was dufter aussah als sie selber, dann wurde die rattendoll. Die Whity sah wahnsinnig scharf aus, deswegen wollte die Alte sie um die Ecke bringen. Selber hatte se aber Schiss, deswegen kaufte sie nen Typ. Der strich dann die Dollar ein, ließ Whity aber laufen. Die – clever wie se is – setzte sich dann zu 7 Mackern ab, die irgendwo im Wald sone Art Kommune aufgemacht hatten. Als die da einlief, waren die gerade aber auf Achse. Whity musste sich wohl unbedingt was zu beißen zwischen die Malmer schieben und einen kippen, und dann hatse sich hingehauen, weil sie knallmüde war.“ (Uta Claus; Rolf Kutschera: Total tote Hosen. 12 bockstarke Märchen. Eichenborg Verlag 1988)