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Zeitung << 2/2004 << Ein Bergbewohner im Tiefland in Harkakötöny


Ein Bergbewohner im Tiefland in Harkakötöny
Gespräch mit einem Österreicher in der ungarischen Puszta

Autorin: Barbara Tüske

Manfred Rottmar kommt aus dem österreichischen Dornbirn und hat sich in das ungarische Tiefland verliebt. Er ist der Stiefvater eines Schülers meiner Mutter, sie war seine Klassenlehrerin. Wir haben ihn in seinem Haus, auf einem Bauernhof in Harkakötöny mehrmals besucht. Er wohnt seit zehn Jahren in Ungarn, ist 60 Jahre alt und hat sich in eine ungarische Frau verliebt. In Österreich hat er eine eigene Firma, aber er möchte Ungarn nicht mehr verlassen. Er lebt sehr gesund und hat in Ungarn seine Ruhe gefunden.

Wie sind Sie darauf gekommen, dass Sie Österreich verlassen und sich in Ungarn niederlassen?
In Österreich gibt es große Berge, die mich behindert haben, meine Pläne zu verwirklichen. Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, dass man sich in seiner Umgebung gut fühlt. Die Berge bedecken den Horizont. Ich fühle mich unwohl, wenn ich die ganze Fläche nicht einsehen kann. Also, wir haben uns mit meinen Freunden entschlossen, einen Ausflug nach Ungarn zu machen. Wir sind mit einem Coupe gereist und haben uns an der ungarischen Landschaft ergötzt. Sie hat uns entzückt, wir haben im Coupe geschlafen. Wir haben gelebt wie die Nomaden. Ich habe mich entschieden, hier zu wohnen.

Sie wohnen auf einem sehr schönen Bauernhof. Warum gerade hier und nicht in der Stadt?
Die Fauna und die Flora sind hier einfach faszinierend. Ich kann nur daran denken, dass ich diese Landschaft nie mehr verlassen werde. Ich frage mich nur, warum ich nicht hier geboren bin. Diese Gegend beruhigt mich und übt auf mich eine sehr positive Wirkung aus. Die Stadt ist sehr hektisch, man kann sie mit dem Bauernhof nicht vergleichen. Durch dieses Leben auf dem Bauernhof wird man viel aktiver, diese ganze Umgebung entfesselt in einem die Energien. Sie hilft bei der Vollentfaltung des Menschen. Ich habe darauf großen Wert gelegt, dass ich einen solchen Bauernhof schaffe, der nirgendwo in der Welt existiert. Hier kann man reiten, angeln, jagen und mit einem Pferdefuhrwerk fahren. Ich habe ein sehr schönes Haus bauen lassen. Das Dach ist aus Schilf. Ich habe viele typische ungarische Tiere, die zum Leben eines Bauernhofs gehören: Gänse, Pferde, Geflügel, Ziegen und Hunde wie zum Beispiel einen Sennenhund und einen Schäferhund. Ich stelle auch Ziegenkäse her. Das Haus hat einen großen Garten. Mich beruhigt, dass alles so flach ist; keine Berge, ich kann also alles einsehen. In der Mitte des Bauernhofs habe ich einen entenförmigen, künstlichen See angelegt. Über diesen See führt eine Brücke und in der Mitte gibt es eine Insel. Auf dieser Insel steht eine kleine Hütte aus Schilf. Das ist sehr romantisch, darauf bin ich sehr stolz. Ich habe auch eine Kapelle bauen lassen, zum Gedenken an meine Mutter. Sie hat Hildegard geheißen. Ich habe auf meinem Bauernhof Störche, die ich sehr gern habe. Ich mag hören, wie sie klappern.

Sie haben auch mehrere erfolgreiche Unternehmen.
Ja, ich habe ein Unternehmen in Österreich, wir übernehmen Aufräumungsarbeiten. Und wir haben auch ein gemeinsames Unternehmen mit meiner Frau. Sie hat Schuhgeschäfte und ich wickle die Geschäfte ab, helfe ihr beim Verkauf. Wir haben extravagante Schuhe und ich kann sagen, dass es zum Glück sehr lukrativ ist. Außerdem habe ich noch drei Bauernhöfe, welche ich an Touristen vermiete. Diese haben verschiedene Farben: grün, blau und lila.

Haben Sie noch Zeit für Hobbys? Sie müssen ein vielbeschäftigter Mensch sein.
Ich mag reiten, Unkraut jäten, Musik hören, die Stimmen der Natur genießen. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich male. Meine Familie und meine Freunde anerkennen meine Bilder und sie ermuntern mich zu malen. Ich habe vor, im Sommer eine Ausstellung in Kiskunhalas allein zu veranstalten.

Im Winter ist eine gute Heizung sehr wichtig. Sie stellen selbst Briketts her. Kann man damit wirklich gut heizen?
Ja, Sie sind gut informiert. Ich habe eine Maschine, mit der wir Brikett herstellen. Statt Gas kann man damit gut heizen. Es ist viel billiger und sparsamer und genauso gut wie Gas. Es ist eine Energie, die man immer wiederaufbereiten kann. Briketts werden aus Stroh hergestellt.

Danke für das Interview. Ich hoffe, dass Sie noch viele Erfolge erreichen werden und ich wünsche Ihnen ein weiteres angenehmes Leben im ungarischen Tiefland.
Es war für mich auch ein angenehmes Gespräch.