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Zeitung << 1/2005 << Das Nachtleben in Regensburg


Das Nachtleben in Regensburg
Eine Anleitung

Autorinnen: Irma Biebl, Steffi Hutstein, Julia Biebl (Regensburg)

Als Germanistik-Studenten sind wir es gewohnt, uns mit Goethe, Kafka und Mann zu beschäftigen - Essays und Hausarbeiten sind an der Tagesordnung. So mancher läuft da Gefahr, im Büchersumpf der Bibliothek zu versinken. Aber schon unsere literarischen Vorbilder haben gezeigt: Vielfalt ist des Denkers Trumpf!

Vielfältig ist auf jeden Fall das Angebot an Kneipen und Bars in Regensburg. Es eignet sich hervorragend dem drohenden Kreativitätsverlust vorzubeugen, und wieder Muße für das literarische Schaffen zu gewinnen. Eine Einführung in das Regensburger Nachtleben ist daher für Studienanfänger und vor allem auch ausländische Studierende von Vorteil.
Bevor es richtig losgeht, ist nach dem auszehrenden Unitag eine Stärkung vonnöten. Gut geeignet ist hierfür das kleine italienische Restaurant eines Regensburger Studenten. Jeden Dienstag ist Pasta-Happy-Hour. Bei angenehmer Hintergrundmusik und guter Unterhaltung kann man sich auf den Abend einstimmen. Das weitere Programm wird je nach Lust und Laune gestaltet. Steht einem der Sinn eher nach fruchtigen Cocktails, ist das nahegelegene Flannigan´s ideal: nette Barkeeper servieren den ganzen Abend zu Studentenpreisen. Hier geht bei Partymusik die Post ab, neue Bekanntschaften sind schnell geschlossen. Eine Bar etwas anderer Art ist die Apotheke. Vormals eine echte „patika“, kümmert sie sich heute eher um ein intellektuelles Publikum. Bei einer minimalistischen Einrichtung und alternativem Funk, fühlt man sich in die stylische Atmosphäre Berlins versetzt. Jeder Musikliebhaber kommt hier auf seine Kosten: abwechselnd zu 70er Jahre Musik oder Drum‘n‘Bass-Rhythmen eines Regensburger DJ‘s, kann man sich bedenkenlos an Eimern voller Erdnüsse bedienen und braucht sich auch um die Entsorgung der Schalen nicht zu kümmern. Typisches Kennzeichen der Apotheke ist ein mit Erdnußschalen überhäufter Fußboden.
Zu fortgeschrittener Stunde lädt die 10m entfernte Alte Filmbühne ein. Entgegen den Erwartungen – die Filmbühne befindet sich in einem Kellergewölbe – tritt man ein in eine Welt bizarrer Sinneseindrücke. Der Blick wird gefesselt von mit unzähligen alten Passfotos tapezierten Wänden, und kaum hat man die vielen Gesichter erforscht, verführt die kuriose Deckenbeleuchtung zu neuem Staunen. Braucht man eine Abwechslung vom Tanzen zur, je nach Wochentag variierenden Musik, bietet das Nebenzimmer die Möglichkeit zum Kickern und Cocktailtrinken.
Hat man weniger Lust zum Tanzen, sondern eher zum geselligen Beisammensitzen, ruft die Musikkneipe Sax. Das abwechslungsreiche Publikum sorgt nicht selten für eine Unterhaltung ganz anderer Art. Zwischen Punks und alternden Hippies amüsiert man sich mit jungen Weltverbesserern und anderen verwegenen Gestalten bei Bier, Chips und stapelweise Gesellschaftsspielen.
In der Universitätsstadt Regensburg mangelt es natürlich auch nicht an Studentenpartys. Ob direkt in der Uni, in Discos oder in der Alten Mälzerei – das Angebot ist vielfältig. Die Geisteswissenschaftler feiern ihre Feste meist in der Alten Mälzerei: in dem ehemaligen Brauereigebäude tummeln sich Germanisten, Politikwissenschaftler, Historiker, Soziologen und viele mehr zu den Klängen hiesiger Bands. Ein morgendlicher Kater ist vorprogrammiert! Auch Live-Musik-Veranstaltungen und Poetry-Slams in der „Alten Mälze“ haben mittlerweile Kultstatus bei den Regensburgern.
Kann man es nach diesem ausgiebigen Programm immer noch nicht lassen, lässt es sich in der Wunderbar bis zum Morgengrauen feiern. Wenn man über das Regensburger Nachtleben informiert, darf man die sommerliche Freiluftkultur nicht vergessen. Die bayerische Biergartentradition kann man in unzähligen alten Wirtsgärten so richtig genießen. Ist der Biergarten Zur Ente – des ältesten Gasthauses Regensburgs – ein Prototyp bayerischer Gemütlichkeit mit Brezen und Maßkrug, so wimmelt es im Spital-Garten im Oktoberfest-Stil.
In lauen Sommernächten versammelt sich an den vielen Plätzen der Stadt das Regensburger Jungvolk. Entweder lässt man sich in Straßencafés bewirten, oder verbringt den Abend mit selbst mitgebrachten Getränken vor der historischen Kulisse der alten Handelsstadt.
Meint man, das wäre schon alles, so erlebt man im Sinne Fontanes „Irrungen und Wirrungen“!
Das Regensburger Nachtleben hat noch viel mehr zu bieten, dennoch verspricht schon dieser kleine Einblick genug Abwechslung, um sich wieder mit alter Frische der Arbeit an der Uni zu widmen.
Der Versuch, die Kneipenvielfalt Regensburgs zu präsentieren, bleibt jedoch trotz allem ein unbefriedigender. Die Atmosphäre der unzähligen Bars und Lokalitäten kann man nur selbst richtig erleben. Deshalb ein guter Rat: „Do it yourself...“.