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Zeitung << 1/2005 << „Malerische Ansichten...”


„Malerische Ansichten...”
Ungarische und österreichische Veduten aus dem 19. Jahrhundert in Szeged

Autorin: Szilvia Gál

Im Rahmen der Festveranstaltung des Szegeder Lehrstuhls für österreichische Literatur und Kultur, „50 Jahre Österreichischer Staatsvertrag“ wurde eine Ausstellung aus den Werken österreichischer Maler und Grafiker aus dem 19. Jahrhundert im Italienischen Kulturzentrum in Szeged organisiert. Der Leihgeber der Bilder und Lithographien war das Kunsthistorische Museum der Stadt Budapest, dessen Generaldirektorin-Stell­vertreterin Dr. Beatrix Basics auch die Kuratorin dieser Ausstellung war.

Wenn jemand zwischen 31. Mai und 15. Juni 2005 die Ausstellung „Malerische Ansichten…” im Szegeder Italienischen Kulturzentrum am Dugonics Platz besichtigte, war er maß­geblich an einem einzigartigen Erlebnis beteiligt. In zwei Räumen wurden überwiegend Graphiken und Lithographien ausgestellt, die einen klaren Überblick nicht nur über die ziemlich bekannten ungarischen, österreichischen Landschaften vor etwa 150 Jahren, sondern über den damaligen künstlerischen Geschmack und malerische Techniken gaben. Das Italienische Kulturzentrum mit seinen weiten und hellen Sälen und seiner Atmosphäre sicherte eine heimliche und ruhige Umgebung für die Kunstwerke.
Wie dem Informationsblatt an der Wand zu entnehmen war, genoss das Landschaftsbild lange Zeit nicht den ersten Platz in der Rangliste der akademischen Kunstformen. Es verbreitete sich als selbständiger Zweig der Malerei erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Verewigen der Landschaften stand mit den damaligen modischen Fahrten im Zusammenhang, die Welt und die Natur näher kennen lernen zu können, da unter den Fahrenden auch viele Künstler waren. Sie wollten die natürlichen Schönheiten, historischen Sehenswürdigkeiten der europäischen Städte durch ihre Bilder für die Zukunft bewahren. Ein Zentrum der künstlerischen Bildung war damals die Wiener Akademie, wo man, als das Landschaftszeichnen als Kunstform schon akzeptiert wurde, es zu unterrichten begann. Immer mehr Künstler beschäftigten sich in Folge mit der Landschaftsmalerei und Landschaftszeichnerei, als deren ge­eignete Kunstform sich die reproduzierende Grafik erwies. Diese neue Darstellungsform der Gebäude, Burgen und Schlösser bediente einen neueren Zweig des Landschaftsbildes: die historische Landschaftsdarstellung. Die Bilder wie „Der Salamonturm bei Vischegrad“, „Die Burg von Beckó“ oder „Schemnitz“ (ung. Selmecbánya) stellten die aus der ungarischen Geschichte gut bekannten, berühmten Orte dar. Diese historischen Gedenkstätten wurden in Alben und Serien meist mit Bildbeschreibung vorgestellt. Die Namen der Meister, die einen Auftrag bekamen, diese Regionen zu malen/zeichnen, waren hauptsächlich Österreicher wie Jakob Alt, Johann Nepomuk Ender, Thomas Ender und Ludwig Rohbock. Sie waren bisher dem Szegeder Publikum meist unbekannt. Die Lithographiereihe von Alt begleitet zum Beispiel die Donau von der Quelle bis zum Meer in Bildern. Interessanterweise war der Auftraggeber des Wiener Johann Nepomuk Ender István Széchenyi. Im Jahre 1838 gab der Zwillingsbruder Thomas Ender ein Album über die ungarische Donau heraus. Die Donau und ihre Umgebung inspirierten auch andere: Der Engländer Georg E. Hering zeichnete eine berühmte Serie mit diesem Inhalt. Einer der populärsten Künstler ist Rohbock, dessen Band damals in mehreren Auflagen erschien. Auf den ausgestellten Bildern erschienen am meisten die Ansichten von Pest und Ofen und den umliegenden Orten, wie Érd oder Vác im 19. Jahrhundert. Diese Ausstellung vermittelte eine sentimentale Nostalgie allen, die sich nach der Harmonie der Vergangenheit sehnen, die aus den Bildern strahlen.