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Zeitung << 1/2005 << Interview mit Marco Winkler


Ein LekThor aus Deutschland
Interview mit Marco Winkler

Autorin: Dóra Preiszner

„Ich bin doch ein LekThor“, so stellte er sich zur Germanistenparty 2005 vor. Und es war tatsächlich so. Er spielte nämlich Thor, einen Hauptgott in der Germanischen Mythologie.

Wie finden Sie das Lehren an der Universität Szeged gegenüber dem Lehren in Deutschland?
Auf jeden Fall macht es mir hier sehr viel Spaß. In Deutschland hatte ich nicht so viele Erfahrungen im Unterrichten an der Universität gemacht. Unterschiede kann ich nicht so richtig feststellen. Es gibt hier sehr viele motivierte und gute Studenten.

Wie ist Ihre Beziehung zu den Kollegen bzw. zu den Studierenden?
So rundherum gut. Bei den Kollegen ist an erster Stelle natürlich mein Chef zu nennen: Prof. Bassola. Ein sehr angenehmer, freundlicher Chef, und auch zu den anderen Kollegen habe ich ein gutes Verhältnis. Und zu den meisten Studierenden auch. Ich hoffe zu­mindest, dass ich zu denen eine gute Beziehung habe. Und es freut mich auch bei vielen Studenten, wenn ich sie außerhalb der Universität treffe, zu extra Lehrveranstaltungen in gastronomischen Einrichtungen zum Beispiel.

Im Wintersemester 2004/2005 haben Sie Syntax gelehrt, im Sommersemester 2005 halten Sie u.a. ein Seminar über Germanische Mythologie. Was für Kurse möchten Sie den Studierenden noch anbieten? Vielleicht etwas über Sprachgeschichte?
Da ich von meiner wissenschaftlichen Herkunft aus der theoretischen Linguistik und aus der Logik komme, sind für mich diese Linguistik-Kurse und die Sprachtheorie überhaupt sehr wichtig. Ich möchte auch weiterhin gerade Syntax lehren oder auch andere Themen der formalen Sprachtheorie. Sprachgeschichte interessiert mich vor allem insofern, als sie vor der zweiten Lautverschiebung liegt, also vor allem die Indogermanistik und Altgermanistik. Da biete ich ja auch schon in diesem Semester etwas an. Ansonsten macht mir natürlich auch die Germanische Mythologie sehr viel Spaß, und auch andere Themen der Sprachübung, insbesondere landeskundliche Themen, beispielsweise Deutschland und Ungarn im Vergleich.

Sie schreiben gerade Ihre Dissertation. Was darf man darüber erfahren?
Ich schreibe seit einiger Zeit daran. Das Hauptthema ist die sprachtheoretische Kategorie Prädikat. Es geht mir hier darum, welche verschiedenen Konzeptionen es in der Geschichte der Linguistik gab, was denn ein Prädikat sei. Es gibt da recht große Unterschiede. Häufig wird über Prädikat auch sehr unreflektiert gesprochen und nicht darüber nachgedacht, was es denn eigentlich ist. Und mir geht es darum, verschiede Konzeptionen zu vergleichen, den Zusammenhang zwischen diesen Konzeptionen herauszufinden und auch zu rekonstruieren, und dann darzustellen, was man auch mit logischen Mitteln in der Linguistik erreichen kann, wenn man mit Prädikaten arbeitet.

Sie haben an der II. Linguistischen Tagung ungarischer Nachwuchsgermanisten im November 2004 in Szeged teilgenommen.
Es war mir eine große Freude, dass ich von den Organisatoren dazu eingeladen wurde, da es ja eine Konferenz der ungarischen Nachwuchsgermanisten war. Und da habe ich auch einige bisherige Ergebnisse aus meiner Dissertation vorgetragen. Es ging da vor allem darum, wie man mit logischen und anderen formalen Mitteln linguistische Paradigmen darstellen kann, insbesondere verschiedene sprachliche Phänomene, wie Diathesen oder Aspekte oder Ähnliches.

Sie waren schon einige Male beim Stammtisch. Wie hat es Ihnen gefallen?
Der Stammtisch gefällt mir sehr gut. Das Problem ist nur, dass meist sehr wenige Teilnehmer da sind, insbesondere nur sehr wenige Germanistikstudenten. Im Allgemeinen sind mehr Medizinstudenten oder andere da als Germanistikstudenten. Und das finde ich schon etwas bedauerlich. Die Frage ist, wie sich dieser Stammtisch entwickelt und in welche Richtung das gehen kann. Da muss man sicherlich auch konzeptionell darüber nachdenken, wie man diesen Stammtisch weiterhin gestaltet.

Was für Pläne haben Sie für die Zukunft?
Einfach weiter lehren, weiter Linguistik betreiben.

In Ungarn vielleicht?
Ich denke schon, dass es hier vielleicht noch weiter geht in Ungarn, insbesondere in Szeged. Ich hätte zumindest sehr viel Lust dazu. Und ich bin weiterhin gern bereit, in der Linguistik zu lehren und auch Sprachübungen zu machen.