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Zeitung << 1/2005 << Gespräch mit Vivien Flaisz
Drei Wochen in Polen mit dem THK der Robert Bosch Stiftung
Gespräch mit Vivien Flaisz
Autorin: Györgyi Turóczi
Vivien Flaisz, eine Germanistikstudentin der Universität Szeged, führte im Rahmen der Robert Bosch Stiftung ein Projekt durch. Nach Ungarn und Litauen nahm sie im Februar 2005 an einem Projektseminar in Polen teil. Was dort geschah, wie sie sich dort fühlte, darüber habe ich mit ihr gesprochen.
Stipendium der Robert Bosch Stiftung
2004 bekam Vivien ein einjähriges Stipendium von der Robert Bosch Stiftung. Das Ziel war, selbständig Projekte zu gestalten und Seminare in verschiedenen Städten von Europa durchzuführen. Die Stiftung hält es für wichtig, dass die mittel- und osteuropäischen Jugendlichen demokratische Spielregeln einüben und verantwortliche Aufgaben übernehmen (GeMa 2/2004). Nach den Sommerseminaren in Piliscsaba, der ersten Station des Projektseminars, fuhren die Teilnehmer nach Litauen. Sie beschäftigten sich hier mit Themen wie Zeitverbrauch und Konfliktmanagement. Die dritte Station war Polen, wo sich die Teilnehmer mit Führungskenntnissen, Seminarleitung lernen beschäftigten. Die Gruppenaufteilung, die schon in Piliscsaba bestimmt wurde, wurde beibehalten und Vivien arbeitete die ganze Zeit mit einem Mädchen und Burschen aus Polen und einem Mädchen aus Wladiwostok.
Volkstanz und die ostmittel-europäische Identität
Ihr konkretes Thema war der Volkstanz, der eine Form der Erhaltung der Nationalität, Identität ist. Ihr Ziel war, zu erreichen, dass Jugendliche aus verschiedenen Ländern gemeinsam tanzen, dadurch in die verschiedenen ostmitteleuropäischen Kulturen Einblick nehmen und die Kultur unseres Landes in das gemeinsame kulturelle Erbe integrieren. Zehn Jugendliche kamen aus verschiedenen Ländern zu ihnen, die aus mehreren Kandidaten anhand eines Aufsatzes ausgewählt wurden. Durch den Tanz erfuhren sie die Kultur anderer Jugendlicher.
Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, verschiedene Kulturen näher kennen zu lernen, zu werten und zu akzeptieren. Sie versuchten eine Antwort auf die Frage zu suchen, ob eine ostmitteleuropäische Identität existiert. Die jungen Leute sind davon überzeugt, dass sich eine einheitliche europäische Kultur herausbilden wird. Sie haben Glück, an solchen internationalen Projekten teilnehmen zu dürfen, da sie internationale Kenntnisse und Erfahrungen sammeln können, an denen es dagegen manch anderen Studenten bedauerlicherweise mangelt. Es wurde viel kommuniziert, was zusätzlich ein großer Vorteil ist, und dadurch hatten sie auch ihre Sprachkenntnisse verbessert.
Seminar in Stettin
Das Seminar in Stettin war folgendermaßen aufgebaut: am Vormittag beschäftigten sich die Teilnehmer mit der Theorie, unter anderem mit Fragen wie Was versteht man unter Nationalidentität?, Was bedeutet der Begriff Identität? und Existiert eigentlich eine ostmitteleuropäische Identität?. Es wurde untersucht, ob es Gemeinsamkeiten gibt, ob sie wichtig sind, was die Folgen dieser Gemeinsamkeiten sind und wo es Hindernisse vor der herauszubildenden Einheit gibt. Das sind wichtige, ernsthafte, aber unbedingt zu lösende Fragen. Bleiben sie ungelöst, könnte das zu Konflikten zwischen Nationen führen. Am Nachmittag wurde getanzt. Mit Hilfe eines Choreographen wurden Tanzschritte verschiedener Völker kombiniert und daraus ein so genannter mittelosteuropäischer Tanz zustande gebracht. Dieser neue europäische Tanz wurde auf die Bühne gebracht. Es wurde festgestellt, dass durch Tanz vieles auszudrücken ist. Inzwischen wurde viel gespielt, gelacht und Spaß gemacht. Am
Abend wurden verschiedene Unterhaltungsveranstaltungen organisiert, zur Auflockerung, zum Entspannen, zum gegenseitigen Kennenlernen. Das Lokal „Free Blues“ wurde aufgesucht und dort wurde auch ein neues Lied getextet: „Es ist so cool, es ist so geil, Mittelosteuropäer zu sein“. Außerdem besichtigten die Teilnehmer die Sehenswürdigkeiten der Stadt und besuchten den berühmten Wodkabetrieb „Starka“, wo der berühmteste polnische Wodka hergestellt wird.
Auswertung
Nach der Schlussparty und der Auswertung des ganzen Seminars fuhren die zehn Teilnehmer nach Hause, und die Leiter zu Grzegorz nach Grifyce, wo sie noch zwei Tage verbrachten. Sie arbeiteten dort fest weiter, weil nach einem Projekt immer die Verrechnung und die Verfertigung der Berichte ansteht. In Grifyce hatte Vivien die Möglichkeit zu erfahren, wie gastfreundlich die Polen sind. Es ist wahr: „Polen und Ungarn sind zwei gute Freunde, die gemeinsam den Wein trinken“. Das wurde den Polen erzählt und auch auf Ungarisch gelehrt. Um sich auszuruhen, ging die kleine Gruppe zum Baltischen Meer spazieren, dann fuhren sie nach Warschau, in die polnische Hauptstadt. Von dort fuhr Vivien dann mit fünfmaligem Umsteigen nach Szeged. Die Schlussveranstaltung des Kollegjahres wird im Sommer 2005 im Berlin organisiert, wo jeder seine Dokumentation der verwirklichten Projekte darstellen soll. Dort kommt es auch zu einer Gesamtauswertung, wo jeder über die Erfolge, Probleme und Misserfolge seines eigenen Projekts berichten muss. Dann bekommen die Teilnehmer auch ihre Bestätigungen.
Vivien gewann dieses Jahr viele neue Freunde und Bekannte, sammelte praktisches Wissen und Erfahrungen. Sie meint, dass es in ihrem bisherigen Leben das schönste und bunteste Jahr war. Sie ist der Meinung, dass jeder die Möglichkeit nützen sollte, ins Ausland zu fahren und andere Länder, andere Leute, andere Bräuche kennen zu lernen. Obwohl es einfach zu sein scheint, ist es trotzdem nicht so leicht. Aber es ist doch möglich, weil die Studenten heutzutage sehr viele Möglichkeiten im Rahmen verschiedener Programme haben, ins Ausland zu fahren und diese werden von immer mehr Leuten genutzt. Es lohnt sich, sich für ein so tolles Stipendium zu bewerben, weil man sich dabei weiter entwickeln und Erfahrungen sammeln kann, was für das spätere Leben und den Beruf wichtig sein kann. Zu weiteren Fragen kann man Vivien unter folgender E-Mail-Adresse erreichen: vivien_flaisz@yahoo.com.
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