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Zeitung << 1/2006 << Mit Schuhen Sportgeschichte schreiben


Mit Schuhen Sportgeschichte schreiben
Die Geschichte von Adidas

Autorin: Anna Simon

Die lange und interessante Geschichte der Firma Adidas reicht bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Am 3. November 1900 wurde Adolf Dassler in Herzogenaurach, in der Nähe von Nürnberg, als Sohn des Schuhmachers Christoph Dassler geboren. Nach dem Abschluss der Schule machte er eine Schuhmacherlehre und übernahm 1920 den Betrieb seines Vaters. Schon in demselben Jahr stellte er seinen ersten Trainingsschuh aus Leinen her, da in der wirren Nachkriegszeit nur wenig Materialien zur Verfügung standen. Auch selbst ein begeisterter Leichtathlet, interessierte sich Adolf für das Sportleben der Welt; er war bei jedem bedeutenden Sportereignis dabei und schloss mit vielen Sportlern und Fachleuten Bekanntschaft. 1924 beteiligte sich auch sein Bruder Rudolf an dem väterlichen Betrieb. Das war das Jahr der Gründung der Gebrüder Dassler Schuhfabrik Herzogenaurach. Das Leitprinzip der Firma wurde die Herstellung der besten Produkte in der besten Qualität, um Verletzungen zu verhindern und etwas Dauerhaftes zu schaffen. Sie versuchten, für jeden Sportler das beste Schuhwerk zu entwickeln.
1928 war das erste Debüt von Dassler-Schuhen bei den Olympischen Spielen in Amsterdam. In dieser Zeit experimentierte er schon mit Spikes, also Nagelstollen und meldete die Sohle zum Patent an. Der erste Fußballschuh erblickte das Licht der Welt, 1931 kamen die ersten Tennisschuhe. In der Mitte der 30er Jahre produzierte Adi Dassler 30 verschiedene Schuhe für 11 Sportarten mit Hilfe von etwa 100 Angestellten. Die Firma wurde langsam die führende Schuhfabrik der internationalen Sportwelt. Die Olympiade in Berlin 1936 endete auch mit einem vollen Dassler-Erfolg.
In dem Getümmel des Zweiten Weltkriegs kaufte Adolf seine zweite Firma in der Heimatstadt Herzogenaurach. Die Nachkriegszeit bot gute Möglichkeiten für einen neuen Anfang mit noch besseren Ideen – ein neuer Grundstoff wurde zum Beispiel Gummi. 1948 war ein bestimmendes Jahr in der Geschichte des Unternehmens: die zwei Brüder Adolf und Rudolf entschlossen sich zur Trennung. Rudolf verließ die Firma und gründete seine eigene mit dem Namen Puma, die sich auch auf die Herstellung von Sportartikeln konzentrierte. Geschäftlich fanden die beiden Brüder nicht mehr zueinander und wurden Konkurrenten. Sogar die Stadt Herzogenaurach war über Jahre zumindest sportlich in zwei Lager geteilt. Es war undenkbar, dass aus derselben Familie Mitarbeiter in beiden Firmen tätig sein konnten. Aber ohne diese intensive Konkurrenz in dem technischen und kommerziellen Wettbewerb hätten vielleicht die beiden Firmen ihre internationalen Führungsrollen auf dem europäischen Sportmarkt nicht erreichen können. 1948 war auch das Jahr der Geburt des offiziellen Namens von Adis Unternehmen: aus seinem Spitznamen Adi und dem Nachnamen Dassler setzte sich der Name Adidas zusammen und innerhalb eines Jahres wurde das heute weltberühmte Markenzeichen, die drei Streifen, gebildet. Sie hatten zunächst vor allem die Funktion einer verstärkenden Stütze für den Schuh, wurden dann aber sehr schnell als Marke erkannt.
Der echte Durchbruch kam für die neustrukturierte Firma Adidas im Jahre 1954, als – durch das legendäre Endspiel gegen Ungarn – die deutsche Nationalmannschaft die Fußballweltmeisterschaft mit Adidas-Schuhen an den Füßen gewann. In dieser Zeit begann eine sehr schnelle Entwicklung im Sport, mit der die Firma Schritt halten musste. Nach ständigen Angebotserweiterungen in allen Bereichen der Sport- und Freizeitkleidung wurde Adidas in den 70er Jahren zum größten Sportwarenartikelhersteller der Welt. Trainingsanzüge, Bälle und Sportzubehör wurden produziert und das Dreiblatt erschien als neues Logo. Adi war auch der erste Unternehmer, der mit seinen berühmten Freunden Verträge zur Produktwerbung abschloss. Der Läufer Jesse Owens, der Boxer Muhamad Ali und der Fußballer Franz Beckenbauer sind nur einige der ganz großen Namen dieser Promotion. Nicht einmal der Tod von Adolf Dassler wegen Herzversagens konnte diesen Erfolg unterbrechen. Als Vertreter der nächsten Dassler-Generation übernahm Adis Sohn Horst die Leitung der Firma und setzte mit Hilfe von Adis Witwe Käthe die Vorstellungen und Pläne des ehemaligen Gründers fort. Mit der Erweiterung des Angebots um die Bereiche der Freizeitbekleidung und der Kosmetik erhielt Adidas auch den Titel des Globalführers nach dem unerwarteten Tod von Horst Dassler 1987.
Mit Robert Louis Dreyfus im Chefsessel erfuhr das Unternehmen 1993 strategische Veränderungen und warb um eine jüngere Zielgruppe. Als Zeichen dieser Veränderung erschien wieder das alte unverwechselbare Logo mit den drei Streifen. Seit 1995 sind Adidas-Aktien sogar an der Börse zu finden. Heutzutage meldet sich die Firma mit immer neueren Kollektionen, mit exklusiven Serien von Schuhen und Sportmode. Diese werden in limitierter Stückzahl produziert und in ausgewählten Geschäften angeboten. Design und Trend heißen bei diesen Kollektionen Tradition und Geschichte: die Klassiker von morgen sein. Durch eine Vereinigung 1998 entstand der auch heute rechtsgültige neue Firmenname: adidas-Salomon AG, seit 2001 mit dem neuen Leiter Herbert Hainer. 2003 eröffnete eine neuere Firma in Herzogenaurach und startete eine neue Promotionskampagne. Mitgewirkt haben Fußballer David Beckham, Basketballspieler Tracy McGrady und Läufer Haile Gebrselassie. Der frisch geschlossene Vertrag mit der Modedesignerin Stella McCartney 2005 wird sicher zumindest ebenso erfolgreich sein wie seine Vorgänger.
Beste Qualität, beste Sportwaren. Adis Visionen wurden verwirklicht. Er setzte Sport und Wettbewerb an erste Stelle, Finanzielles war Nebensache. Er war ein Philosoph und Erfinder, der eine Sportgeschichte schrieb – die bei weitem nicht zu Ende ist.


Die Schuhfabrik im ungarischen Martfû, deren Geschichte Anfang der 1940er Jahre begann, spezialisierte sich auf die Herstellung von aus Kunststoff und Gummi bestehenden Sportschuhsohlen. Die viertgrößte Gummifabrik Ungarns ist Zulieferfirma von Adidas und führt auch Entwicklungsarbeit mit Puma durch. Der erfolgreiche Film Das Wunder von Bern aus dem Jahre 2003 handelt von dem Endspiel der Fußballweltmeisterschaft 1954 zwischen Deutschland und Ungarn.