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Zeitung << 1/2006 << Meine „Erasmus-Stadt”, Regensburg


Meine „Erasmus-Stadt”, Regensburg
Erlebnisse eines Stipendienaufenthalts am Donauufer

Autorin: Gabriella Szabó

Als ich am 4. Oktober 2005 an die Regensburger Universität kam, musste ich feststellen, dass man von Anfang an auf den eigenen Füßen stehen muss. Obwohl alle Mitarbeiter des Akademischen Auslandsamtes sehr hilfsbereit waren, mussten die Erasmus-Studenten ihre Wohnheime selbst suchen. Mein Zimmer war die erste positive Überraschung. Ich konnte in eines der Studentenheime in Regensburg einziehen, in dem ich ein Einzelzimmer mit Badezimmer und ganz neuen Möbeln bekam.

Neben dem Wohnheim Gesslerheim stehen noch zwei riesengroße ähnliche Studentenheime. Diese Tatsache bat eine großartige Möglichkeit für Partys. Jeden Dienstag veranstaltete man in einem Saal Gesslerheim-Partys für die Bewohner. Hauptsächlich Erasmus-Studenten waren dabei, so konnten wir verschiedene Menschen aus verschieden Nationen kennen lernen. Diese „multikulturellen” Partys haben mich sehr fasziniert, man konnte viele Freundschaften schließen. Es war sehr praktisch, dass wir zwei Wochen vor dem Anfang des Studiums in Regensburg einen Orientierungskurs hatten, wo uns erzählt wurde, was wir machen sollten, wenn wir krank sind, wie wir ein Girokonto eröffnen müssen, wie viel Stunden wir als Studenten arbeiten durften. Wir hatten eine Uni- und Bibliotheksführung und auch eine Stadtführung.
Regensburg ist ein Schmuckstück Bayerns, das man sehr schnell lieb gewinnt. Das Aussehen der Stadt wird hauptsächlich durch die Steinbrücke und den Regensburger Dom geprägt. Die vielen Türme zeigen, dass Regensburg einmal eine Händlerstadt war: je höher der Turm gebaut wurde, desto reicher war die Familie. Später wurden diese Türme als Abstellraum benutzt.
An der Universität nahm ich nicht nur mit Studenten die Verbindung auf, sondern auch mit Dozenten. Bei Herrn Dr. Harald Tanzer besuchte ich die Kurse „Theorie und Praxis des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache” und „Lehrwerke für spezielle Zielgruppen: Migranten”. Um eine Note zu bekommen, musste ich ein Referat (mit Overheadprojektor und Handouts) in beiden Seminaren halten. Diese zwei Kurse haben mich dazu gebracht, meine Diplomarbeit in Didaktik zu schreiben.
Ein sehr interessanter Kurs war „Schimpfwörter, Schimpfnamen, Schimpfreden”. In diesem Kurs lernten wir schwäbische Schimpfwörter, Personen- und Völkernamen, ihre Bedeutung in der Funktion als Schimpfwörter, Schimpfreden im Sport am Beispiel Fußball, kennen. In unserem Referat sollten wir diese Wörter etymologisch analysieren und die Erasmus-Stipendiaten sollten Schimpfwörter in ihrer Muttersprache vorbringen.
Ich hatte noch eine Vorlesung und ein Seminar in Literaturwissenschaft. Nach der Vorlesung über Goethes Faust I. musste ich eine mündliche Prüfung ablegen. Über „Postmoderne in der deutschen Literatur” habe ich ein Referat gehalten und eine Seminararbeit geschrieben. Ich besuchte den Kurs „Frauenbilder in mittelhochdeutschen Mären”, weil dieses Thema mich interessierte. Ich bekam dafür eine Unterschrift.
Ich legte einige Kurse auch in Deutsch als Fremdsprache ab. In dem Seminar „Wissenschaftliche Strukturen 1, Oberstufe I” be­schäftigten wir uns mit grammatischen Phänomenen, der Kurs „Hörverstehen für Geistes- und Sozialwissenschaftler, Oberstufe I” war ähnlich wie hier an der Universität eine Sprachübung.
Mein anderes Fach ist Medienwissenschaft, so war ich sehr neugierig, was für ein Angebot an Kursen es zu diesem Thema in Regensburg gibt. Ich fand den Kurs „Theorie und Praxis des Fernsehens” sehr nützlich, weil wir mit einer Gruppe von vier Studenten einen Magazin-Beitrag machen konnten. Zu leisten war dabei die Erstellung eines Exposés, die Organisation der Dreharbeiten, der Umgang mit der Kamera, Interviews, Schneiden des Filmes, Texten und Mischen, sowie die technische Fertigstellung. Durch dieses Seminar haben wir die wesentlichen ersten Erfahrungen im Bereich Fernsehjournalismus gesammelt.
Um Englisch zu üben, besuchte ich einen Englischkurs für Fortgeschrittene. Es war ein Kurs direkt für Erasmus-Stipendiaten und sehr komisch, da wir die englischen Wörter auf Deutsch erklären sollten. Am Ende entstand ein Wirrwarr der Sprachen.
Diese fünf Monate waren unvergesslich für mich. Wir haben mit anderen Studenten mehrere Ausflüge gemacht, zum Beispiel nach Erfurt, nach Weimar und nach Ulm. Die zwei Schlösser in Neuschwanstein und Hohenschwangau besichtigten wir bei wunderschönem Wetter, so schauten sie wirklich so aus wie in einem Märchen. Nach Regensburg, in „meine Erasmus-Stadt” werde ich im Sommer bestimmt zurückkehren.