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Zeitung << 2/2006 << „Dieses Jahr waren die Tutorien sehr gut besucht“
„Dieses Jahr waren die Tutorien sehr gut besucht“
Interview mit Tina Deist, der Tutorin aus Kassel
Autorin: Emma Sajben
Die Gastvorlesung Lexikologie von Prof. Dr. Ingo Warnke wurde im September und Oktober 2006 von einem vierwöchigen Tutorium begleitet. Die Tutorin erzählte dem GeMa von der Vorlesung und ihren Erfahrungen.
Wie kam dein Interesse für Lexikologie?
Ich war nie von reiner Grammatik begeistert, ich interessiere mich eher für Kulturwissenschaft und die Prozesse, wie die Sprache verarbeitet wird, und beschäftige mich gern mit unterschiedlichen Theorien, was Professor Warnke auch besonders fasziniert. Er betrachtet Lexikologie auch aus dieser Perspektive. Ich arbeite mit ihm schon seit anderthalb Jahren zusammen, zurzeit an einem Wörterbuch zur Lexikologie.
War diese kulturwissenschaftliche Perspektive auch in der Vorlesung irgendwie zu spüren?
Ja, besonders. Sowohl in der Vorlesung als auch in den Tutorien verarbeiteten wir das Thema Lexikologie in einem gesellschaftlichen Kontext. So haben wir die Sprache als Schlüssel und als Gefängnis definiert und betrachtet, weil sie uns die Welt sowohl öffnet als auch begrenzt.
Erzähl bitte den GeMa-Lesern kurz etwas über den Inhalt der Vorlesung und das damit zusammenhängende Tutorium!
Zuerst versuchten wir das Wort und den Wortschatz als Subjektbereiche der Lexikologie zu definieren und verglichen die verschiedenen Definitionen miteinander. Dem folgten die Sprachtheorien von Wittgenstein, de Saussure und Bühler, zwischen denen nicht nur Parallelen gezogen, sondern auch die Unterschiede festgestellt wurden. Zuletzt boten wir noch eine Kostprobe zum mentalen Lexikon an, was – wie ich es bemerkt habe – für die meisten Studenten hier in Szeged unbekannt war. Kurz und bündig ging es hier darum, wie unser Wortschatz im Gehirn organisiert wird.
Haben die Tutorien deine Erwartungen entsprochen oder gab es etwas, was dich entweder positiv oder negativ überrascht hat?
Was für mich eine völlig positive Überraschung war, war die Teilnehmerzahl an den Tutorien. Da ich nicht die erste Tutorin aus Kassel hier in Szeged bin, erkundigte ich mich natürlich darüber, wie es lief, und meine Kollegin beschwerte sich darüber, dass manchmal nur zwei-drei Studenten anwesend waren. Jetzt, in meinem Fall, war es ganz anders, vielleicht da es dieses Jahr eine Pflichtveranstaltung war. Die durchschnittliche Teilnehmerzahl lag bei 20-30 Personen. Obwohl die Veranstaltung am Montag um acht Uhr morgens begann, gab es immer viele aktive MitarbeiterInnen, was auch ihre Motivation lobt. Was das Ergebnis betrifft, kann ich mich auch nicht beschweren, weil der Durchschnitt bei 3,3 lag und nur eine einzige Person durchgefallen ist, was bei uns in Kassel als ein gutes Ergebnis gilt.
Du hast hier vier Wochen verbracht. Wie ist dieser Monat vergangen, wie hast du dich hier gefühlt?
Es war hier sehr angenehm, ich war gut aufgenommen. Was mich auch sehr freute, dass hier viele sehr gute Deutschkenntnisse haben, sprachlich lief alles reibungslos, was meine Aufenthalt hier besonders erleichterte. Die Stadt gefällt mir auch, ich bummelte viel in Szeged in meiner Freizeit.
Gab es vielleicht einige Unterschiede im Vergleich zu Deutschland, die du hier beobachten konntest?
Da ich die meiste Zeit an der Uni verbrachte, kann ich nur über diese Erfahrungen erzählen. Als ich die Prüfungsblätter korrigierte, bemerkte ich, dass die StudentInnen hier sich viel kürzer fassen als wir in Kassel. Also, wir schreiben alles auf, was uns einfällt, auch wenn es mit der jeweiligen Frage nicht zusammenhängt, aber hier war es nicht so typisch. Was mir leider auch auffiel, war, dass das Tutoriensystem in Szeged noch sehr unbekannt unter den StudentInnen ist. Hoffentlich wird es sich durch die Zusammenarbeit der beiden Universitäten (Kassel und Szeged) noch ändern.
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