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Zeitung << 2/2006 << Interview mit Stefanie Schwarz


Die erste Germanistiktudentin mit Erasmus aus Regensburg in Szeged
Interview mit Stefanie Schwarz

Autor: András Horváth

Stefanie Schwarz studierte im Wintersemeter 2006/2007 als Erasmus-Studentin an der Universität Szeged. Die Studenten im zweiten Studiengang kennen sie aus den Vorlesungen und Seminaren gut. Wir haben sie über ihren Aufenthalt und ihre Erlebnisse in Ungarn gefragt.

Steffi, wo kommst du eigentlich her?
Ich studiere in Regensburg, aber eigentlich komme ich aus Bruck, das 40 km von Regensburg entfernt ist. Wie hast du die Möglichkeit bekommen, in Ungarn zu studieren?
Ich gebe jetzt hier zu, ich wollte eigentlich anfangs nach England. Ich habe mich an einer Uni in Schottland, in Edinburgh beworben, aber weil ich keine Zusage gekriegt habe, hat mir meine Uni angeboten, nach Szeged zu gehen. Ich habe vorher nicht darüber nachgedacht, in ein Land zu gehen, dessen Sprache ich nicht spreche. Aber ich habe mir das Angebot angeschaut, und das hat sich gut angehört, und dann bin ich jetzt in Szeged. Gott sei Dank.

Warst du schon früher in Ungarn?
Vor etwa acht Jahren war ich mit meinen Eltern am Balaton auf Urlaub, aber sonst nicht.

Was studierst du in Regensburg?
Ich studiere Germanistik und Soziologie auf Magister. Ich mache aber kein Lehramtstudium. In Szeged kann ich aber Soziologie nicht studieren, nur Germanistik. Ich weiß nicht, ob das möglich wäre, in Englisch oder so, aber ich habe mich nicht erkundigt.

Was ist das Besondere für eine Deutsche daran, in Ungarn Germanistik zu studieren? Alle werdenden Germanisten streben danach, in einem deutschsprachigen Land Erfahrungen zu sammeln, du hast es umgekehrt gemacht.
Ja, das Besondere ist daran, dass man die ganze Germanistik aus einem anderen Blickwinkel mitkriegt. Es ist auch sehr interessant, nicht von Muttersprachlern zu lernen, aber im Großen und Ganzen entspricht es hier dem, was man daheim macht.

Hast du ein spezielles Interesse im Bereich der Germanistik? Hast du demgemäß deine Kurse in Szeged gewählt?
Also ich glaub, Linguistik gefällt mir auf jeden Fall besser in der Germanistik. Obwohl mir hier meine beiden Literaturkurse, „Kafkas Erzählungen“ und „Österreichische Geschichten in Literatur und Film“ schon wirklich sehr gut gefallen haben. Aber im Allgemeinen denke ich, dass mir Linguistik besser gefällt. Da ich auch noch Soziologie studiere, finde ich Soziolinguistik besonders interessant. Ach ja und Dialektforschung natürlich. Hätte ich jetzt beinahe vergessen. Wenn ich wieder in Deutschland bin, werde ich versuchen, Kurse dazu zu belegen. Ansonsten hat mir auch die Sprachgeschichte-Vorlesung schon gut gefallen, auch wenn es Sachen waren, die ich wohl schon einmal gelernt habe, aber schon irgendwo ganz weit hinten versteckt waren, und es war eben auch interessant, all dies aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, also aus dem der Nicht-Muttersprachler und dann auch die Vergleiche zum Ungarischen zu hören. Und der Kurs „Ungarn-Deutschland kontrastiv“ war ebenfalls sehr interessant, um ein bisschen etwas darüber zu erfahren, wie man jeweils die andere Kultur „empfindet“.

Kannst du dein Studium in Ungarn in das dortige integrieren?
Ja, ich muss hier Hausarbeiten schreiben, die ich auch daheim machen würde, und dann wird mir das anerkannt. Grundsätzlich wird es also akzeptiert, wie bei den ungarischen Studenten, die ein Semester lang bei uns studieren. Mir wurde nicht genau vorgeschrieben, welche Vorlesungen und Seminare ich hier belegen muss. Ich muss 30 Kreditpunkte haben, und dazu kann ich belegen, was ich will. Die deutschen Kurse werden mir anerkannt, aber ich kann auch andere Kurse wählen, speziell welche für die Erasmus-Studenten. Die meisten wählen ihre Kurse aus diesem Bereich, weil sie ihr Fach hier meist nur auf Ungarisch studieren könnten und kein Ungarisch können. Diese Kurse müssen nicht so viel mit dem eigentlichen Studien-Fach zu tun haben. Man lernt dort allgemeine Dinge über Ungarn, auch ungarische Geschichte und Volkskunde. Es werden aber auch Kurse von anderen Fakultäten angeboten, insofern sie auf Englisch sind, und dort studiert man auch mit ungarischen Studenten zusammen.

Hast du besondere Unterschiede zwischen dem deutschen und ungarischen Studiensystem beobachtet?
Mir ist es aufgefallen, dass hier den Studenten vorgeschrieben wird, eine bestimmte Punkteanzahl im Semester zu haben. Daheim in Regensburg ist nur vorgeschrieben, bis zu einer bestimmten Semesteranzahl eine gewisse Anzahl von Kursen zu belegen. Man kann sich eigentlich alles selber einteilen, also es wird nicht im Semester nachgeschaut, wie viel du belegt hast. Man muss bei uns nach dem vierten bzw. sechsten Semester seine ganzen Scheine haben, die man für die Kurse kriegt, die man gemacht hat, und dann wird man zur Zwischenprüfung zugelassen. Wenn du so viel schaffst, kannst du das Studium auch früher beenden.

Wie gefällt es dir in Szeged und allgemein in Ungarn?
Wirklich sehr gut. Ich habe auch andere Städte kennen gelernt, Budapest natürlich, und in Pécs war ich schon. Ich bin mit Freunden nach Subotica gefahren und in den Ferien nach Kroatien. Ich habe viele Nationen hier kennen gelernt, auch Deutsche und andere Erasmus-Studenten aus Frankreich, Italien, Spanien, Finnland usw. Durch mein Germanistikstudium habe ich auch Ungarn kennen gelernt. Sie sind sehr nett zu mir, gleich in meiner ersten Vorlesung hier sind sie zu mir gekommen und haben sich zu mir gesetzt.

Wie ist deine Beziehung zu der ungarische Sprache?
Ich besuche einen Kurs für Anfänger, und es ist sehr schwierig, aber mir gefällt es gut. Ich finde die Sprache sehr interessant und versuche natürlich vom Zuhören zu lernen. Es funktioniert schon einigermaßen, manchmal etwas zu verstehen, aber es ist doch schwierig. Das Problem ist eigentlich, selber etwas zu sagen. Es geht schon, wenn ich einkaufen gehe, aber mehr nicht. Ich hoffe, ich vergesse nicht wieder alles, wenn ich zurück bin. Ich habe vor, daheim Kurse zu besuchen, und ich will vielleicht auch wiederkommen.

Hast du manchmal auch Heimweh? Warst du im Laufe des Stipendiums zu Hause?
Nein, ich habe komischerweise überhaupt nicht Heimweh. Zwei Tage, nachdem ich hier war, hab ich mich total daheim gefühlt. Ich hätte schon heimfahren können und wollte um Weihnachten auch heimfahren, aber ich werde hier bleiben. Es gibt einige von den Erasmus-Studenten, die auch bleiben, und zusammen verbringen wir die Zeit hier.

Wohnst du in einem Studentenheim?
Nein, ich wohne in einer Wohnung mit einer anderen Erasmus-Studentin. Mir wurde im Rahmen des Programms kein Platz in einem Heim angeboten. Am Anfang des Semesters war es so, dass von dem International Office zwei Leute mit uns auf Wohnungssuche gegangen sind, und so haben alle nach einer Woche eine Unterkunft gefunden.

Habt ihr auch eine Studentenzeitung an der Uni in Regensburg?
Ich denke, wir haben keine. Es gibt aber ein Germanistentheater. Als letztes kann ich noch sagen, dass ich mich sehr wohl fühle hier, und dass ich wirklich froh bin, dass ich in Szeged bin und nicht in England. Es ist echt schön hier und macht Spaß, und ich möchte auch wiederkommen.