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Zeitung << 2/2006 << Meine „Erasmus-Stadt”, Kassel


Meine „Erasmus-Stadt”, Kassel
Germanistikstudium an der Universität Kassel

Autorin: Ágota Orbán

Am 4. April 2006 fuhren wir zu zweit nach Kassel los. Während der langen Fahrt dachte ich an viele Sachen, die sich auf die ersten Eindrücke und auf den Empfang vom Studentenwerk bezogen. Ich wusste genau, dass diese vier Monate für mich einen wichtigen neuen Lebensabschnitt bedeuten würden. Diese Zeit war meinerseits mit großen Erwartungen verbunden, welche die Universität und auch mich selbst betrafen. Ich wollte das Auslandsstudium erfolgreich beenden und am kulturellen Leben der Erasmusstipendiaten aktiv teilnehmen. Glücklicherweise ging alles gut. Man kennt sich selbst, wenn man fähig ist, alleine im Ausland zu leben.

In den ersten Tagen organisierte die Universität für alle Erasmusstipendiaten eine Orientierungswoche . Die Tutoren hielten diese Studieneinführungstage und informierten uns über die Immatrikulation, über die Verwaltung des Studentenwerks, und es gab auch eine Studienfachberatung. Die Tutoren bemühten sich mit einem Begrüßungskaffee um einen guten Start und eine gute Studienatmosphäre. Jede Woche war ein internationaler Stammtisch im „Freudenhaus”, wo wir die deutsche Aussprache im Zuge von Partys mit Kasseler Bier übten.
Mit Hilfe der Tutorenführung machten wir eine Stadtrundfahrt, um die Innenstadt besser kennen zu lernen. Kassel ist die Documenta Stadt aufgrund der Kunsterfolge. Das Symbol der Stadt ist das Herkules-Denkmal, es steht auf dem höchsten Punkt des Areals des Schlosses im Schlosspark Wilhelmshöhe. Diese wunderbare Stadt vergesse ich nicht, besonders den Park „Orangerie”. Vielleicht wissen wenige, dass die traditionellen Grimm-Märchen aus der Gegend von Kassel stammen. Das Grimm-Museum gefiel mir am besten. Hier konnten wir in dem Märchenzimmer wieder Kinder sein.
Die Universität Kassel verfügt auch über eine Bereichsbibliothek für Sprach- und Literaturwissenschaften. Der Medienbestand der Bibliothek ist überwiegend frei zugänglich und nach Sachgruppen aufgestellt. Die Bibliothek bietet Zugang zu zahlreichen elektronischen Ressourcen, zu Online- Katalogen, Datenbanken, Volltexten.
Während meines Auslandsstudiums konzentrierte ich mich überwiegend auf die deutsche Literatur. Ich besuchte Seminare und Vorlesungen im Bereich der Mediovistik. Ich lernte einige Dozenten kennen, wie Frau Dr. Claudia Brinker von der Heyde, Professorin für mittelalterliche Literatur. Persönlich lernte ich von ihr sehr viel Neues. Wir hielten ständigen Kontakt miteinander. Ich hielt mit meinen neuen deutschen Kommilitonen ein Referat über das Thema Minnesang, das gute Ergebnisse brachte. Im Seminare lasen wir mittelhochdeutsche Originaltexte. Es gab Schwierigkeiten am Anfang, aber ich bekam Unterstützung von den Dozenten. Die Erfahrungen der Kurse werde ich für meine Diplomarbeit nutzen.
Ich hatte eine Vorlesung im linguistischen Bereich bei Herrn Prof. Dr. Vilmos Ágel, dem ehemaligen Professor der Universität Szeged. Die ungarischen Studenten konnten dank Herrn Ágel im Rahmen des Erasmus-Programms hier studieren. Er hat diesen Kontakt mit den beiden Universitäten zielgerichtet ausgebaut. Ich legte eine mündliche Prüfung bei ihm ab, die auch gut gelang. Ich nahm bei Herrn Prof. Dr. Achim Barsch an einem interessanten Kurs teil. Er beschäftigt sich mit der Medienpädagogik. Ich freute mich im September, als wir uns in Szeged wieder trafen. Er war Gastprofessor bei uns am Lehrstuhl für deutsche Literatur und hielt Vorlesungen über die Problematik des Medienüberflusses, zum Beispiel darüber, wie Kinder mit Werbung umgehen und über noch andere wichtigen Themen.
Während des langen Aufenthalts in Deutschland machten wir auch Ausflüge in die Nähe. Wir besichtigten die Universität und die Stadt Göttingen. Im Sommersemester lief die Fußballweltmeisterschaft, die eben die Deutschen organisierten. Ich traf viele Nationalitäten. Das ganze Land erlebte das Fußballfieber. Aus diesem Anlass waren wir auf dem Fan-Fest in Frankfurt am Main. Ich fühlte mich wohl in dieser Stadt. Wir verbrachten auch in der Hauptstadt Berlin einige Tage, in denen wir mit der Szegeder Offener-Kanal-Berlin-Gruppe die Sehenswürdigkeiten, unter anderem das Brandenburger Tor, das Holocaust-Denkmal, das Theater, die Oper und die Mauer anschauten.
Die Kasseler Monate bedeuten für mich ein unvergessliches Erlebnis. Ich danke allen meinen Unterstützern, die mir dieses Stipendium ermöglichten.