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Zeitung << 1/2007 << „Der junge Dichter Europas”


„Der junge Dichter Europas”
Übersetzungswettbewerb mit Dozenten des Instituts für Germanistik als Preisrichter

Autor: Mihály Arany

Die József-Katona-Bibliothek in Kecskemét, das Europe Direct Informationszentrum im Komitat Bács-Kiskun und das Institut für Germanistik der Universität Szeged schrieben einen deutsch-ungarischen Gedichtübersetzungswettbewerb mit dem Titel Der junge Dichter Europas aus. Die Veranstaltung wurde auch von dem Goethe-Institut Budapest unterstützt. Die Übersetzungen wurden vom Institutsleiter Dr. Géza Horváth und Dr. Attila Bombitz, dem Oberassistenten des Lehrstuhls für Österreichische Literatur und Kultur, bewertet.

Die Verkündung der Ergebnisse fand in der József-Katona-Bibliothek am 20. April 2007 statt. Dieses Ereignis bildete auch einen Teil der Veranstaltungsreihe, die von der Bibliothek und Europe Direct anlässlich der EU-Präsidentschaft Deutschlands vom 17. bis 21. April organisiert wurde, und in deren Rahmen man unter anderem Ausstellungen im Zusammenhang mit der deutschen Kultur besichtigen und Vorträge hören konnte. Durch die Veranstaltung wollten die Organisatoren die deutsche Kultur dem ungarischen Publikum näher bringen und damit auch das „europäische Bewusstsein” und die „europäische Denkweise” fördern. Die Teilnehmer der Bewerbung konnten aus drei Gedichten wählen und hatten auch die Möglichkeit, ihren Sinn für Sprache und Literatur mit der Übersetzung von allen drei Werken zu erproben. Die drei Gedichte waren: Hermann Hesses Gondel, Die große Fracht von Ingeborg Bach­mann und Ernst Jandls elegie „von der einsamkeit”. Es wurden von 49 Schülern insgesamt 79 Übertragungen eingereicht, mehrere versuchten zwei oder sogar alle drei Gedichte nachzudichten. Unter den Bewerbern waren junge „Dichterkandidaten” sowohl aus Grundschulen als auch aus Gymnasien. Die Bewerbungsarbeiten wurden bei der Ergebnisverkündung von Géza Horváth mündlich bewertet, der betonte, wie erfreulich es ist, dass sich so viele Schüler für die deutsche Sprache und Literatur interessieren. Als beste Übertragung des Gedichtes von Hesse beurteilten die Preisrichter die Übersetzung von István Vida (Kunszentmiklósi Református Kollégium, Baksay Sándor Gimnáziuma), das beste Bachmann-Gedicht stammte von Anett Simon (Dózsa Görgy Gimnázium, Szakközépiskola és Kollégium, Kiskunmajsa) und der beste Jandl-Übersetzer war Dávid Balogh (ebenfalls Dózsa György Gimnázium). Die Gewinner bekamen wertvolle Buchgeschenke und von unserem Institut auch GeMa-Exemplare und GeMa-DVDs.


Ingeborg Bachmann: Die große Fracht

Die große Fracht des Sommers ist verladen,
das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit,
wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit.
Die große Fracht des Sommers ist verladen.

Das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit,
und auf die Lippen der Galionsfiguren
tritt unverhüllt das Lächeln der Lemuren.
Das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit.

Wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit,
kommt aus dem Westen der Befehl zu sinken;
doch offnen Augs wirst du im Licht ertrinken,
wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit.

Ingeborg Bachmann: A nagy rakomány

A nyár nagy rakománya berakodva,
a Nap-hajó a kikötőben készen áll,
ha mögötted sirály csap le és kiabál.
A nyár nagy rakománya berakodva.

A Nap-hajó a kikötőben készen áll,
és a hajóorr-szobrok ajakán
játszik lemúrok mosolya, kaján.
A Nap-hajó a kikötőben készen áll.

Ha mögötted sirály csap le és kiabál,
nyugatról jön parancs: a hajó süllyed!
De te a fénybe fúlsz, nyitott szemed kidülled,
ha mögötted sirály csap le és kiabál.

(Übersetzt von Anett Simon)


Ernst Jandl:
elegie „von der einsamkeit”

oft sehe ich
im vorübergehen
die passanten an

nähme ihnen
die last des kopfes
gern ab

hielte dann
eine zeitlang
solch einen in der hand

um ihn zu streicheln
ihm durchs haar zu fahren
ihn an die nase zu tippen

an einem ohrläppchen
ihn sacht zu ziehen
ihm vielleicht

einen leichten
backenstreich
zu versetzen
drehte dann
ehe ich anfinge
mit seinen lippen

mich eingehend
zu beschäftigen
mich um

nach dem entschwundenen
eigentümer
dieses kopfes

Ernst Jandl: Magány

csak úgy bámulom
néha
a járókelőket

levenném szívesen
fejükről
terheiket

aztán egy ideig
tartanám
kezemben

hogy simogassam
hajába túrjak
s orrát érintsem

hogy fülcimpáját
finoman
meghúzzam

akár egy enyhe
pofonnal
suhintsam

s mielőtt szájával
tüzetesen
foglalkozni kezdenék

a fej eltűnt
gazdája
után fordulnék

(Übersetzt von Dávid Balogh)


Hermann Hesse: Gondel

Bläue über dir und Sonnenglut,
Unter dir die ewig stille Flut,
Auf dem schlanken, leichtbewegten Kiel
Trägst du Saitenklang und Liebesspiel.

Schwarz und ernst sind deine leichten Wände.
Süß, solang das frohe Heute lohnt,
Süß und seltsam ist der Traum vom Tod,
Von der Jugend und der Liebe Ende.

Meine jungen Jahre gleiten
Unbekannten Zielen zu
Durch beglänzte schöne Weiten,
Schlanke Gondel, rasch und leicht wie du.

Hermann Hesse: Gondola

Kék ég van feletted s a nap tüze,
Alattad az örök áradás halk vize,
Imbolygó-fűszál gerinceden
Szerelmet játszok és húrjaim pengetem.

Komor és komoly a te hab-falad.
Édes, míg érdemes e boldog nap,
Édes és furcsa az íze az álomnak,
Melyben ifjúság s szerelem elhalad.

Siklik, suhan ifjú korom
Sosemlátott célok felé
Át a csillámló horizonton,
Mint te, karcsú gondola, oly könnyedén.

(Übersetzt von István Vida)