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Zeitung << 1/2007 << Ein linguistisches Paradies


IDS Mannheim und die Jahrestagung des Instituts für deutsche Sprache 2007
Ein linguistisches Paradies

Autorinnen: Beáta Csík, Katalin Izbéki, Eszter Tóth

Elf Studierende und zwei Doktorandinnen hatten die Möglichkeit, nach einem schönen viertägigen Aufenthalt in Heidelberg an der 43. Jahrestagung des Instituts für deutsche Sprache (IDS) vom 6. bis 8. März 2007 in Mannheim teilzunehmen. Die Reise wurde von Dr. Ellen Tichy und Tamás Kispál organisiert.

Nach unserer Ankunft in Mannheim hielt uns Herr Dr. Franz Josef Berens, einer der leitenden Mitarbeiter des Instituts, eine kurze Einführung in die wissenschaftliche Tätigkeit des Instituts. Wir wurden sehr herzlich empfangen, obwohl alle Mitarbeiter mit den Vorbereitungen für die kommende Tagung beschäftigt waren. Uns wurde ein kurzer Überblick von den Anfängen bis zur Gegenwart, sowie eine interessante Schilderung der laufenden und abgeschlossenen Projekte des Instituts vermittelt. Vielfältige Informationen konnten auch den ausgeteilten Prospekten entnommen werden.
Das 1964 gegründete Institut hat als die wichtigste und größte Einrichtung auf diesem Gebiet das Ziel, die deutsche Sprache in ihrem gegenwärtigen Gebrauch zu erforschen und zu dokumentieren. In den Abteilungen (Grammatik, Lexik und Pragmatik) werden überwiegend langfristige Projekte durchgeführt, die in größeren Forschungsgruppen erfolgen. Im Mittelpunkt der Tätigkeit der Abteilung für Grammatik steht die Erforschung der grammatischen Strukturen der deutschen Gegenwartsprache. Dabei werden auch andere Sprachen in sprachtypologischer Perspektive berücksichtigt. Für das sprachinteressierte Publikum wird grammatisches Wissen durch ein online zugängliches grammatisches Informationssystem erschlossen.
Die Abteilung für Lexik untersucht bestimmte lexikalische Bereiche, sowie den deutschen Wortschatz. Es sind zwei Programmbereiche zusammengefasst, die sich auf unterschiedliche Weise mit dem Wortschatz der deutschen Sprache beschäftigen (Programmbereich Lexikologie und Lexikografie, Programmbereich Korpuslinguistik). Die Abteilung Pragmatik untersucht das gesprochene Deutsch und das sprachliche Handeln in Gesprächen, deshalb versteht sie sich als zentrale Plattform für die wissenschaftliche Infrastruktur des Forschungsgebietes „Gesprochene Sprache“. Die Abteilung bietet umfangreiche Korpora von Gesprächsaufnahmen des Deutschen. Mit seinen Vortragsveranstaltungen, Tagungen und Kolloquien ist das IDS ein wissenschaftliches Zentrum sowohl für in- und ausländische Germanisten, als auch für sprachlich Interessierte.
Sprache - Kognition – Kultur zwischen mentaler Struktur und kultureller Prägung war das Thema der diesjährigen Tagung (6.-8. März 2007), an der wir auch teilgenommen haben. Die Veranstaltungsreihe ist dem „Jahr der Geisteswissenschaften” gewidmet. Dieses Jahr waren auch die Bereiche Kultur-, Kognitionswissenschaft, die Literatur- und die Geschichtswissenschaft neben der Linguistik vertreten. Die bekanntesten deutschen und ausländischen Professorinnen und Professoren (u.a. Angelika Linke, Klaus P. Hansen, Dmitrij Dobrovol‘skij, Manfred Bierwisch) haben sich mit ihren Vorträgen beteiligt. Darunter war besonders der Vortrag von Angelika Linke über ihre neuen Forschungen von größerem Interesse.
Durch die Initiative von Herrn Prof. Dr. Bassola und Herrn Prof. Dr. Ágel hatten wir und die Kasseler Studierenden die Gelegenheit, im Rahmen eines Gesprächs unsere Fragen an die Professorinnen Angelika Linke und Christa Dürscheid zu richten. Im Mittelpunkt standen die Schwierigkeiten des wissenschaftlichen Schreibens im Bereich der Syntax. Unsere Fragen dazu wurden von den Professorinnen bereitwillig beantwortet.
Das IDS arbeitet mit Projektgruppen und Einzelforschern auch von Hochschulen und Universitäten. Auch ausländische Germanisten sind an den verschiedenen Projekten tätig. Unter der Leitung von Prof. Dr. Péter Bassola sind Dr. György Scheibl und unsere Doktorandinnen, Viktória Dabóczi und Ágnes Túri an dem Projekt EuroGr@mm beteiligt. Die wissenschaftliche Tätigkeit wird in den drei Abteilungen und der Präsenzbibliothek von 108 ständigen Mitarbeitern und 51 Hilfskräften ausgeübt. Dazu kommen ca. 60 Gastwissenschaftler pro Jahr, die aus den verschiedensten Teilen der Welt die einzigartigen Möglichkeiten der Bibliothek des Instituts nutzen. Wir hatten die Gelegenheit, uns von dem reichen Bestand der Bibliothek ein Bild zu machen. Frau Eva Teubert, Leiterin der Bibliothek hat uns über sehr viele interessante Einzelheiten informiert. Der heutige Bestand umfasst mehr als 70 000 Bände und ca. 200 laufende Zeitschriften als Präsenzbibliothek in Freihandaufstellung. Zentrale Sammelgebiete sind alle Teilbereiche der gegenwärtigen germanistischen Sprachwissenschaft. Die IDS-Bibliothek ist im Gegensatz zu den Universitätsbibliotheken von Anfang an als Präsenzbibliothek konzipiert worden, was den Vorteil bietet, dass auch die seltensten Exemplare jederzeit und für jeden zugänglich sind. Die IDS-Bibliothek bemüht sich, auch schwer zugängliche Fachliteratur und so genannte „graue Literatur“, die in keinem Verlag publiziert wurde, verfügbar zu machen. Es ist kein Wunder, dass diese Anlage von den meisten Germanisten der Welt als „ein linguistisches Paradies” geschätzt wird.
Wir waren alle von dieser einzigartigen Sammlung beeindruckt, und einige von uns haben auch den festen Entschluss gefasst, in Zukunft das Institut zu Forschungszwecken wieder aufzusuchen.