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Zeitung << 1/2007 << Medien und Sprache – Germanistik und Kommunikationswissenschaft


Medien und Sprache – Germanistik und Kommunikationswissenschaft
Zukunftsfächer an der Universität?

Autorin: Mónika Hevesi

Es ist heutzutage schwer solche geisteswissenschaftlichen Fächer zu wählen, mit denen man nach der Universität einen guten Arbeitsplatz finden kann. Obwohl gute Sprachkenntnisse unentbehrlich sind, sind sie alleine zu wenig. Zusätzliche Fachkenntnisse auf einem anderen Gebiet sind notwendig. Viele Jugendliche möchten etwas im Zusammenhang mit Medien studieren und verbinden das meistens mit einem philologischen Studium.

Eines der beliebtesten Fächer an der Universität Szeged ist Kommunikationswissenschaft. Diese wird – nicht überraschenderweise – am meisten mit einer Sprache kombiniert, wie zum Beispiel Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch, Italienisch oder Serbisch. Die Mehrheit der Studenten dieser Fächer verfügt über ein gutes Sprachgefühl und ist kontaktfreudig, sie beschäftigen sich gern mit anderen Leuten. Einige von ihnen möchten Lehrer oder Dolmetscher werden, die anderen wollen ihr Glück in der Medienlandschaft versuchen. Ich fragte eine ehemalige und zwei jetzige Germanistikstudenten, die Kommunikationswissenschaft als zweites Fach gewählt haben, über ihre bisherigen Erfahrungen und ihre Zukunftspläne.

Adrienn studiert seit 2005 diese Fächer, weil Medien und Kommunikation heutzutage eine wichtige Rolle spielen, und sie viele Möglichkeiten auf diesem Gebiet sieht. Daneben denkt sie, dass die Sprachkenntnisse unentbehrlich seien: „Ungarn ist ein kleines Land und wir können mit unserer Sprache nichts anfangen. Wir müssen einfach Fremdsprachen lernen. Und neben Englisch ist die deutsche Sprache auch sehr wichtig.“ Über die Unterschiedlichkeit der beiden Fächer sagt Adrienn, dass die Kommunikationswissenschaft mit der Praxis mehr zu tun habe als die Germanistik. Sie hält den Lehrstoff der Kommunikationswissenschaft für viel praktischer – sie hat zum Beispiel auch Soziologie gelernt – und beurteilt die Germanistik eher als theoretisch. In ihrem zukünftigen Job möchte sie auf jeden Fall beide Fächer verbinden.

Klaudia studiert auch seit zwei Jahren Kommunikationswissenschaft und Germanistik. Als sie sich für ein Fach an der Universität entscheiden musste, hat sie daran gedacht, dass es jedenfalls nützlich ist, neben einwandfreien Deutschkenntnissen auch etwas Praktisches zu besitzen. Und dafür erschien ihr die Kommunikationswissenschaft eine gute Wahl zu sein. Sie hält, wie Adrienn, dieses Studium für praxisorientiert und meint, dass man in dem Germanistikstudium darauf Wert lege, Theorie zu unterrichten. „Aber es gibt einige Lehrveranstaltungen, die eine Ausnahme bilden“, fügt sie hinzu. Es sei ihrer Meinung nach heutzutage unerlässlich, mindestens eine Fremdsprache so gut zu beherrschen, dass man sich in jeder Situation zu helfen weiß. „Das gilt nicht nur zum Beispiel für eine Reise, denn es hilft einem, leichter eine Arbeitsstelle zu finden.“ Sie möchte nach der Uni lieber etwas mit dem Deutschen anfangen und vielleicht als Übersetzerin oder Lehrerin arbeiten. Um ihre zukünftigen Pläne zu verwirklichen, hält sie es für wichtig, mehrere Fremdsprachen zu sprechen, praktische Kenntnisse zu erwerben und ihr Selbstvertrauen zu stärken.

Viele beginnen ihr Studium mit zwei Fächern. Es kann aber auch erst im Laufe des Studiums zu einem Wechsel kommen. Enikõ bestand die Grundprüfung in Germanistik erfolgreich, aber sie brach ihr Germanistikstudium nach drei Semestern ab. „Die linguistik- und literaturspezifische Ausbildung ist nicht für mich geeignet. Das Niveau ist außerordentlich hoch, aber ich war ein bisschen verwirrt. Statt Forschungsarbeit interessieren mich die Schulung meiner umgangssprachlichen Sprachkenntnisse und die wirtschaftliche Fachsprache.“ Sie wählte damals außer Germanistik noch kommunikationswissenschaft, denn dieses Fach verflechte sich eng mit dem Fremdsprachengebrauch, und die beiden würden einander verstärken. Sie sieht den größten Unterschied zwischen den beiden Fächern darin, dass die Kommunikationswissenschaft eine multidisziplinäre Wissenschaft sei, wohingegen die Germanistik einen verhältnismäßig eingegrenzten wissenschaftlichen Bereich betreffe. Sie meint, es sei eine Banalität, dass man heutzutage ohne Verbindung der Fach- und Sprachkenntnisse in keinem beruflichen Sektor Lorbeeren ernten könne. Enikõ hat keine eindeutigen Zukunftspläne, aber sie möchte sich mit Marketingkommunikation oder Journalismus beschäftigen. Sie hält die folgenden Eigenschaften in Bezug auf ihre Zukunftspläne für wichtig: gute Fähigkeiten im Vortrag und Schreiben, psychologische und volkswirtschaftliche Kenntnisse. „Wir lernen diese und entwickeln sie. Die Englisch- und Deutschkenntnisse sind auch sehr wichtig. Ich bereite mich auch jetzt auf die deutsche Oberstufenprüfung vor.“
Seit 2006 können sich die Abiturenten für kein Fächerpaar mehr an der Universität melden. Die Studenten des ersten Studienjahres können aber – wenn sie gute Ergebnisse haben – nach dem ersten Semester ein so genanntes Minorfach wählen. Das ist ein kleineres Modul innerhalb des Hauptfaches. Diese parallele Ausbildung beginnt im Herbst 2007. Die Studenten können also Germanistik als Hauptfach und Medienwissenschaft (ehemals Kommunikationswissenschaft) als Minorfach haben oder umgekehrt.

István hat schon zwei Semester Germanistik erfolgreich absolviert und wird von diesem Semester an auch Medienwissenschaft studieren. „Ich konnte kaum zwischen Medienwissenschaft und Geschichte wählen. Es ist heutzutage notwendig, so vielseitig und innovativ wie nur möglich zu sein, und wegen dieser Abwechslung, die die Kommunikationswissenschaft hoffentlich bietet, habe ich meine Entscheidung schließlich getroffen.“ Er möchte nach der Uni als Lehrer arbeiten und Medien beziehungsweise Deutsch unterrichten, hat aber Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit des neuen zweistufigen BA- und MA-Diploms. Er denkt, was die Berufschancen betrifft, dass Fachkenntnis und Schlagfertigkeit eine wichtige Rolle spielen würden, aber die guten Beziehungen würden einem auch viel helfen. Und warum es nützlich ist, Fremdsprachen zu lernen? Er hat mir mit einer Frage geantwortet: „Ist es denn kein schönes Gefühl, wenn du zum Beispiel ein Fernsehgerät oder sogar ein neues Shampoo ohne ungarische Textbeilage oder Etikett kaufst und die Gebrauchsanweisung beziehungsweise die Zutaten trotzdem verstehen kannst?“