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Zeitung << 1/2007 << Der Österreichische Stammtisch in Szeged


Der Österreichische Stammtisch in Szeged
Ein Forum für Liebhaber von Österreich

Autor: András Horváth

Vortrag von Markus Kóth über das GeMa
Am 15. Mai 2007 hielt der muttersprachliche Chefredakteur Markus Kóth im Rahmen einer Sitzung des Österreichischen Stammtisches in Szeged einen Vortrag über das Zeitungsseminar unter dem Titel „Sprachübung einmal anders, die Journalisten der Germanistik Szeged“. Das Ereignis fand im Szegeder Hotel Novotel statt. Unsere studentische Chefredakteurin Emília Bata und ich begleiteten unseren Dozenten als Vertreter der Journalistengruppe zu der Sitzung.
Es waren nicht sehr viele Leute dabei, aber sie hörten dem Vortrag mit viel Interesse zu. Der Vortragende stellte ihnen das Seminar und das GeMa ausführlich vor. Er begann am Anfang der Zeitung, der mit dem Anfang seiner Tätigkeit an der Uni Szeged zusammenfällt. Er verfolgte seit der ersten Ausgabe des GeMa von 2001 bis heute alle Ereignisse und Entwicklungen der Zeitung persönlich, so sammelte er inzwischen in diesem Bereich viele Erfahrungen. Er sprach unter anderem über die ständige Veränderung der Teilnehmerzahl des Seminars, über den Ablauf unserer Lehrveranstaltung, aber auch über Probleme mit den Artikeln, wobei er in erster Linie das wortwörtliche Abschreiben von Quellen herausstrich. Außerdem erhielten die Teilnehmer einen Überblick über die sechs Jahre der Zeitung und des Wesens einer außergewöhnlichen Sprachübung in der Germanistik. Alle Teilnehmer bekamen dabei natürlich auch Exemplare der Zeitung, die sie im Laufe des Referats interessiert durchblätterten und gerne nach Hause mitnahmen. Unter den Teilnehmern war auch Frau Dr. Márta Baróti-Gaál von der Uni, ein Gründungsmitglied des Österreich-Stammtisches in Szeged, und der österreichische Honorarkonsul Dr. Tamás Sulyok, der als Vorsitzender des Stammtisches für die Organisation des Vortrages zuständig war. Mit ihm unterhielt ich mich über die Geschichte der Österreich-Stammtische in Ungarn.

Die Geschichte der Österreich-Stammtische in Ungarn
Herr Dr. Tamás Sulyok, Rechtsanwalt und Österreichischer Honorarkonsul, empfing mich sehr freundlich am Österreichischen Konsulat in Szeged und erzählte mir von den Stammtischen der Auslandsösterreicher.
Seit der politischen Wende der 80er-90er Jahre existiert in Mittel- und Osteuropa eine Kette von Österreich-Stammtischen, hauptsächlich auf dem Gebiet der ehemaligen Österreich-Ungarischen Monarchie. Die Geschichte begann aber bereits in den 80er Jahren, als sich das Ministerium für ausländische Angelegenheiten in Wien mit der Frage der Aufstellung einer Stammtischkette auseinandersetzte. Die Idee wurde aber vernachlässigt, und nach der Wende wurde die Initiative des Auslandsösterreicher Weltbundes (AÖWB) zum Träger der Idee. Der Weltbund hat jedes Jahr eine Generalversammlung, auf der die Lage und Entwicklung der Stammtische immer ein Punkt der Tagesordnung ist. Wie Herr Sulyok erzählt, seien die Stammtische keine formalisierten Institutionen, sondern sozusagen Österreich-Freundschaftskreise. Daraufhin hätten sie keine politische Bedeutung und seien von den jeweiligen österreichischen Regierungen und Parteien unabhängig. „Der Stammtisch ist für Leute, die sich als Österreicher fühlen“, formuliert der Konsul. Die Mitglieder selbst brauchen keine österreichischen Staatsbürger zu sein, die meisten sind nur sozusagen Herzensösterreicher oder haben starke Beziehungen zur österreichischen Kultur. Die Funktionen und Tätigkeiten der Stammtische sind sehr verschieden und hängen mit der Mitgliedschaft zusammen. Als Beispiel nimmt er Fünfkirchen, wo wegen des starken wirtschaftlichen Einflusses Österreichs auf den meisten Tagungen wirtschaftliche Vorträge gehalten werden. Hier in Szeged geht es eher um kulturelle Themen, aber es gab auch hier etwas Wirtschaftliches: zum Beispiel Georg Kapus, Leiter des Österreichischen Weltbundes, hielt voriges Jahr einen Vortrag darüber, wie Österreich im Ausland verkauft wird, also über die Lage des Landes­tourismus. Auch der ehemalige Vorsitzende des Szegeder Stammtisches, János Fehéregyházy (daneben ehemaliger Geschäftsführer des Siemens Österreich in Ungarn) sprach einmal über die Tätigkeit von Siemens in Ungarn.
Der Stammtisch in Szeged trat am 12. Juni 2001 der Stammtischkette bei. Unter den fünf Begründern findet man neben Herrn Sulyok auch Frau Dr. Márta Baróti-Gaál, die damals als Leiterin des Lehrstuhls für österreichische Literatur und Kultur die Universität vertrat. Wegen der geringen Teilnehmerzahl an der Sitzung vom Mai 2007 fragte ich Herrn Sulyok nach der Mitgliederzahl des Stammtisches: Da es ein ganz freier Freundschaftskreis sei, gäbe es keine Liste der Mitglieder. Falls sie die Mitglieder registrieren würden, dann müssten sie die Organisation innerhalb eines Vereins führen. Schätzungsweise bilden also 10-15 Leute den Freundeskreis. Das möge seines Erachtens damit zusammenhängen, dass das wirtschaftliche Dasein Österreichs in Szeged ganz gering sei.
Was die kulturelle Seite betrifft, hat der Stammtisch auch Mitglieder von der Uni. Er hat zum Beispiel sehr gute Kotakte zum Leiter des Lehrstuhls für österreichische Literatur und Kultur, zu Herrn Prof. Dr. Károly Csúri. Es gibt sogar Ereignisse, wo sie gemeinsam auftreten oder zusammenarbeiten.
Der Stammtisch kommt nicht regelmäßig zusammen, mindestens aber ein- oder zweimal im Jahr. Der Vorsitzende hat doch vor, im nächsten Jahr mehrere, mindestens 4-5 Sitzungen pro Jahr zu organisieren. Er meint, dass dabei das Schwierigste sei, wirklich gute Vorträge zu haben und dafür Referenten zu finden.
Schließlich war ich darauf gespannt, ob heute noch Organisationen ohne Finanzierung existieren können. Der Stammtisch ist eine davon, er hat nämlich keine Kosten. Die Organisation machen die Leute selbstständig, ohne dafür Geld zu bekommen. Diejenigen, die die Vorträge halten, verlangen auch kein Geld dafür.
Durch dieses Gespräch konnte ich einen Freundeskreis in Szeged kennen lernen, der viel mehr Aufmerksamkeit verdient.