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Zeitung << 1/2007 << Die Deutsche Botschaft Budapest zu Gast in Szeged


Die Deutsche Botschaft Budapest zu Gast in Szeged
Besuch von Dr. Michael Geisler an der Pädagogischen Fakultät der Universität Szeged

Autorin: Katalin Varga

Im Rahmen eines Sprachpraxis-Seminars besuchte Dr. Michael Geisler vom Referat für Wirtschaft und Soziales der Deutschen Botschaft Budapest am 21. März 2007 Studenten des Lehrstuhls für deutsche Sprache und Literatur der Juhász Gyula Hochschule. Nach einem einführenden Vortrag über die Struktur der Deutschen Botschaft Budapest und ihre Abteilungen stand der Botschaftsreferent den Studenten in einem Interview, geführt von Katalin Varga und Norbert Filus, Rede und Antwort. Da das Interview fast zwei Stunden lang dauerte, können wir hier nicht das ganze Interview abdrucken, sondern Fragen und stark gekürzte Antworten, die wir für interessant halten.

Wie viele Abteilungen hat die Botschaft?
Es gibt die politische Abteilung, die Rechts- und Konsularabteilung, das Referat für Wirtschaft und Soziales, das Referat für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (ELV), das Wissenschaftsreferat, die Kulturabteilung und die Presseabteilung.

Wer kommt zur Botschaft und mit welchen Anliegen?
Zum Beispiel Deutsche, die in Ungarn geheiratet haben und die Änderung ihres Familienstandes bekannt geben möchten oder einen Pass brauchen. Und natürlich auch Journalisten oder Wirtschaftsunternehmen.

Wann wende ich mich als Ungar oder Ungarin an die deutsche Botschaft?
Man kann sich immer an die Botschaft wenden. Man kann persönliche Fragen stellen oder man findet uns im Internet unter www.budapest.diplo.de. Hier kann man sich über die Botschaft informieren. Auf dieser Webseite findet man auch die Öffnungszeiten, die Adresse, die Telefonnummer und Informationen über die Aufgaben und Tätigkeiten der Botschaft. Wenn Sie uns persönlich aufsuchen möchten, dann finden Sie das Gebäude der Botschaft in der Úri utca in Budapest.

In welchen Bereichen gibt es Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Ungarn?
Es gibt eine aktive Zusammenarbeit. Die Zusammenarbeit ist auf dem Gebiet der Wirtschaft besonders aktiv. Es gibt in Ungarn insgesamt circa 7000 Firmen, die einen Deutschlandbezug haben. Es gibt Unternehmen, bei denen der Chef Deutscher ist. Ein anderer Bereich ist der Bildungsbereich. Hier gibt es sehr viele Partnerschaftsabkommen zwischen Deutschland und Ungarn. Es gibt z.B. das Goethe-Institut in Budapest oder das Collegium Hungaricum in Berlin. Die Deutschen können dort hingehen, um Ungarisch zu lernen.

Ich habe gelesen, dass das Kulturreferat den Kultur- und Bildungsaustausch mit Ungarn fördert und koordiniert und die in Ungarn tätigen deutschen Kultur- und Bildungssituationen unterstützt, z.B. den Deutschen Akademischen Austauschdienst. Was bedeutet das?
Der DAAD ist eine Institution in Bonn, die die Beziehung im Hochschulbereich den Austausch von Studenten und Dozenten zwischen Deutschland und dem Ausland, koordiniert. Diese Behörde ist dem Auswärtigen Amt nachgeordnet.

Die Kulturabteilung beschäftigt sich mit den Ungarndeutschen. Wissen Sie vielleicht, wie viele Ungarndeutsche es in Ungarn gibt?
Ungefähr 60.000, die ursprünglich vor allem aus Süddeutschland (Bayern und Baden-Württemberg) gekommen sind.

Haben sich die Aufgaben der Botschaft verändert, seit Ungarn zur Europäischen Union gehört?
Ja, die haben sich in der Tat sehr verändert. Das lässt sich an den Aufgaben des Wirtschaftsreferats gut zeigen. Wir beschäftigen uns mit Außenwirtschaftsförderung, mit der Donau-Kommission und europapolitischen Fragen. Der dritte Punkt ist dazugekommen.

In diesem Jahr übernahm Deutschland den Vorsitz der EU-Ratspräsidentschaft. Einen Schwerpunkt im Programm der Präsidentschaft bildet die Wirtschaft. Was bedeutet das? Was möchte Deutschland verändern oder weiterführen?
Es gibt zwei große Themen: eines ist die Lissabonstrategie und das andere die gemeinsame europäische Energiepolitik. Die Lissabonstrategie ist eine langfristige wirtschaftspolitische Strategie der Europäischen Union, die 2000 in Lissabon ins Leben gerufen wurde und besagt, dass die Europäische Union bis 2010 zum wettbewerbfähigsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt aufgebaut wird. Das ist eine Zielstellung. Die Energiepolitik beschäftigt sich unter anderem mit der Bekämpfung des Klimawandels. Die Auswirkungen merken wir auch z.B. bei der Erhöhung der Durchschnittstemperaturen in den letzten Jahren.

Wie kann man Botschafter werden?
Man muss sich zunächst beim Auswärtigen Amt bewerben, wenn man noch nicht 31 Jahre alt ist und ein Studium absolviert hat. Anschließend muss man einige Jahre dort arbeiten und wird, wenn man Glück hat, mit ca. 55 Jahren zum Botschafter ernannt.

Wie sieht in der Regel Ihr Tagesablauf aus?
Fixpunkt ist morgens das gemeinsame Treffen, die Auswertung der aktuellen Themen. Ansonsten ist jeder Tag ganz verschieden.

Gefällt Ihnen diese Lebensform?
Ja. Alle drei Jahre wechselt man die Arbeitsstelle, somit ist es nicht langweilig. Ich mag in Ungarn arbeiten. Ich habe jetzt in Ungarn seit 1,5 Jahren gearbeitet und habe auch Lust, noch in verschiedenen Ländern zu arbeiten.

In welchen Ländern möchten Sie gern arbeiten?
Ich habe keinen speziellen Wunsch.

Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Dr. Michael Geisler für seinen freundlichen und äußerst informativen Nachmittag an unserer Pädagogischen Fakultät.