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Zeitung << 1/2007 << Deutschland im Dienst des Teufels


Deutschland im Dienst des Teufels
Die propagandistischen Nazifilme

Autorin: Tünde Boda

Die Epoche, in der die Nazis fast den ganzen Kontinent beherrschten, war eine der traurigsten der Geschichte von Europa. Da erhebt sich die Frage, wie es ihnen gelingen konnte, Europa mehr als zehn Jahre hindurch in Angst und Schrecken zu halten.

Die Nazis wendeten alle Mittel an, um ihre Ideologie zu verbreiten. Dazu dienten auch die propagandistischen Filme. Alle Nazifilme waren mehr oder weniger Propagandafilme, sogar die reinen Unterhaltungsfilme, die die Aufmerksamkeit der Gesellschaft von der Realität der politischen Probleme ablenken sollten. Die Nazis verwirklichten ihre Filmpropaganda durch zweierlei Filmtypen. Einerseits durch regionale Filmnachrichten, zum Beispiel über den Blitzkrieg im Westen, andererseits mit Hilfe des Feldzugsfilms, der für den ganzen Abend galt, z.B. „Feuertaufe“. Dieser Film beschäftigt sich mit dem Feldzug in Polen. Ein anderer mit dem Feldzug in Frankreich. Die Herstellung der Filmnachrichten wurde am Anfang des Kriegsausbruchs verallgemeinert und vereinheitlicht. Unmittelbar nach dem Kriegsausbruch bietet das Deutsche Propagandaministerium alles auf, um Filmnachrichten effektvoll zu machen, und ordnet an, die Filmnachrichten überall ins Reich an demselben Tag vorzuführen. Damit konnten sie den Binnenmarkt leicht kontrollieren. Um die anderen Länder zu erreichen, übersetzten sie die Filme in 16 Sprachen. Drei Grundsätze kamen in diesen Filmen zur Geltung. Sie mussten wirklichkeits­treu sein. Sie enthielten keine inszenierten Szenen, sondern an der Front gemachte Aufnahmen, die eine dokumentarische Ansicht boten, so konnten die Zuschauer als Augenzeugen an den Ereignissen teilnehmen. Reale Dokumente wurden gezeigt, mit deren Hilfe die Authentizität noch verstärkt werden sollte. Außerdem war noch wichtig, dass die Filmnachrichten immer länger waren, damit eine ähnliche Wirkung wie bei der Aussprache mit Hilfe von ständigen Wiederholungen erreicht wurde. Aber man darf auch nicht die Schnelligkeit außer Betracht lassen. Die Filmnachrichten mussten die Geschehnisse so schnell wie möglich illustrieren, deshalb wurden die Negative mit Flugzeugen transportiert. Zugunsten der besseren Unterstützung wurden die Filmnachrichten parallel zu Frontinterviews gemacht. In den Propagandafilmen sind zahlreiche und raffinierte Griffe zu finden. Die NSDAP wusste, wie man die drei filmischen Möglichkeiten (Kommentar, Ton und Bild) verwenden muss. Oft wurden beispielsweise bildliche Darstellungen verwendet. Die Bilder braucht man nicht zu kommentieren, sie sprechen für sich, existieren selbständig. Sie vermögen unmittelbar auf das Unterbewusste zu wirken: Die ständige Bewegung der Kamera überzeugt die Zuschauer von der dynamischen Kraft der Nazis. Die Bewegung symbolisiert auch die Kontrolle. Auch physiognomische Eigenschaften im Gegensatz zueinander wurden dargestellt, z.B. Gesicht eines Afrikaners und eines deutschen Soldaten. Obwohl die Illustration bevorzugt wurde, ist sie unbestimmt und verallgemeinernd, deshalb ist die deutsche Kriegsführung eigentlich nicht informativ. Aber sie brauchen nicht zu informieren, ganz im Gegenteil: Sie „helfen” den Zuschauer zu verwirren. Sie manipulieren die Leute damit, dass Informationen zurückgehalten werden. Aus diesen „irrtümlichen” Bildern der Menschen entstanden die Stereotypien. Die Musik spielt noch eine riesengroße Rolle. Die Wirkung wird dadurch noch vertiefert.
Dieses Zeitalter war die Epoche der blutigen Diktatur und der Herrschaft der Anti-Vernunft und hinterließ eine tiefe Spur in Europa. Wie im Brief Thomas Manns an Klaus Mann zu lesen ist: ”Die Anti-Vernunft ist damit verquickt, dadurch auch das Politische, Faschistische, und damit das traurige Schicksal Deutschlands”.