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Zeitung << 1/2007 << Berlin macht süchtig
Berlin macht süchtig
Neue Möglichkeit durch Erasmus
Autor: László Kecskeméti
Berlin hat viele Gesichter. Punk und Techno treffen auf Beton und Glaspaläste. Leider konnte ich nur einen Teil davon kennen lernen in den fünf Monaten, die ich da mit einem Erasmus-Stipendium an der Humboldt-Universität zu Berlin im Wintersemester 2006 verbrachte, aber ich versuchte das Beste daraus zu machen. Es ist fast unmöglich, all die Erlebnisse in Wörter zu fassen.
Immer noch müde von der Reise wollte ich am zweiten Tag all den Papierkram erledigen, noch vor meiner Immatrikulation. Klingt einfach, leider schaute ich aber nicht auf meinen Kalender: 3. Oktober. Tja, es war der Tag der Einheit, also war alles geschlossen. Ich ging in die Stadt und fand mich schnell im Tiergarten auf einem riesigen Fest mit einer halben Meter langen Wurst in der einen und einem Berliner Kindl in der anderen Hand wieder. Ich habe mich sofort in Berlin verliebt. Nein, ich war nicht Verliebt in Berlin sondern umgekehrt (bei einigen Drehtagen war ich aber dabei).
Die Leute im Studentenheim waren sehr freundlich und hilfsbereit. Wir wohnten schließlich alle in einer fremden Stadt. Man kann sich vorstellen, was sechzig Erasmusstudenten aus verschiedenen Ländern in einem Wohnheim anstellen können. Jedes Wochenende gab es eine Party, auf der die Nationen ihre Ess- und Trinkgewohnheiten vorstellten. Natürlich haben wir Ungarn an einem Abend auch stundenlang gekocht und die Bewohner mit echtem Palinka vertraut gemacht. Der Teamgeist war meiner Meinung nach sehr entwickelt, was auch eine Reise nach Polen beweist, an der die Hälfte der Heimbewohner, also dreißig Leute, teilnahmen.
Von der Universität war ich schwer beeindruckt. Es gab nicht nur Projektoren in jedem Seminarraum, sondern sie wurden auch immer benutzt. Das neue Gebäude am Hegelplatz war auch überwältigend. Als es uns am ersten Tag gezeigt wurde, waren die Wände noch nicht trocken, so neu war es. In diesem modernen Gebäude hausen die Germanisten, also trieb ich mich da ziemlich oft herum. Ich versuchte so viele verschiedene Kurse zu belegen wie möglich. Im Seminar Fremdvertraut untersuchten wir die Einflüsse verschiedener Sprachen auf das Deutsche und in der Vorlesung Dimensionen Grammatischer Variationen wurden die Sprachen der Welt und ihre linguistischen Zusammenhänge unter die Lupe genommen. Die mündliche Prüfung dazu stellte sich als eine echte Herausforderung heraus, da sie von Professor Manfred Krifka abgenommen wurde, der Professor für allgemeine Sprachwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und Direktor des Zentrums für allgemeine Sprachwissenschaft, Typologie und Universalienforschung in Berlin ist. Am Institut für Neuere Deutsche Literatur besuchte ich ein Seminar über Eco und versuchte mich auch mit sehr interessanten literarischen Texten in der Vorlesung Ökologische Wunsch- und Warnschriften in Deutschland seit dem späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart auseinanderzusetzen.
Da mein Zweitfach Anglistik ist, habe ich auch drei Lehrveranstaltungen in diesem Bereich belegt. In dem Seminar English as L1 and L2 in Multilingual Countries wurden nicht nur verschiedene englische Dialekte aus Afrika untersucht, sondern auch welche aus Asien. Robinson Crusoe und Moll Flanders konnte ich detailliert in dem Seminar Daniel Defoe kennen lernen. Mein Lieblingskurs war die Vorlesung über die Kulturgeschichte von London.
In Berlin gab es immer was zu erleben. Während meines Aufenthalts in der Stadt fand auch die Berlinale statt. Leider musste ich mich gerade auf meine Prüfungen vorbereiten, aber auch das konnte mich nicht davon abhalten Robert De Niro und Matt Damon einmal live zu erleben. Ich hatte auch das Vergnügen den No.1 DJ der Welt, Paul van Dyk spielen zu hören. Bei seinem Auftritt erlebte ich, wie die Berliner wirklich feiern können, bis sieben Uhr, als die Sonne schon aufging. Das Wichtigste ist, dass in Berlin immer etwas los ist, diese Stadt schläft nie. Kurz gesagt, Berlin macht süchtig!
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