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Zeitung << 2/2007 << Paul van Dyk
Paul van Dyk
Der beste DJ der Welt ist ein Deutscher
Autor: Norbert Korom
Diesen ehrenvollen Titel bekam der deutsche Paul van Dyk zweimal nacheinander. Erstmal im Jahre 2005, und dann 2006 wurde er von DJ MAG zum König der elektronischen Musik gewählt. Trotz alledem bleibt er stets auf dem Boden der Tatsachen, was ihn sehr sympathisch macht.
Die Leser des englischen DJ Magazins wählen seit 1997 jedes Jahr „The World’s No. 1. DJ”. Die Fans können ihre fünf Lieblings-DJs in einer bestimmten Reihenfolge nennen. Wer die meisten Stimmen bekommt, gewinnt den Wettbewerb (ein ungarischer DJ, Andro, hat 2006 den 146. Platz erreicht). Paul van Dyk hat solche Namen wie Sasha, John Digweed, Tiësto oder Deep Dish hinter sich gelassen.
Biographie
Der 36-jährige DJ und Produzent, dessen Musik ich erstmal Ende der neunziger gehört habe, wurde in Berlin geboren, wo er auch heute lebt. Als Jugendlicher hörte er immer Westradio, von dem er die Musik aufnahm und dann auf seinen Hauspartys spielte. Damals gab es solche Clubs wie heute nicht. Die Musik von The Smiths und New Order inspirierten ihn. Als DJ spielte er erstmal vor Publikum im März 1991 im Berliner Club Tresor. Eigene Musik machte er auch schon. Mit einem Freund gründete er Visions of Shiva, deren erste Produktion „Perfect Day” war und mit der er in Deutschland berühmt wurde. Hier beginnt seine beispiellose Karriere.
1993 wurde sein Remix von Humate „Love Stimulation” der Clubhit des Jahres. Ein Jahr später erschien sein erstes Album „45 RPM”. Damals spielte er schon als Resident-DJ im legendären E-Werk. Er hat weltberühmte DJs wie Sasha oder John Digweed eingeladen. Das zweite Album „Seven Ways” erschien 1996.
1998 kam der internationale Durchbruch mit dem Single „For an Angel”, der die deutschen und auch die ausländischen Verkaufscharts eroberte. Im nächsten Jahr gründete Paul seinen eigenen Musikverlag, Vandit Records. Er gab damit jungen, talentierten und noch unbekannten Künstlern die Möglichkeit sich der Öffentlichkeit zu zeigen. Auch als Remixer war er schon weltbekannt und machte u.a. für Justin Timberlake, Depeche Mode oder U2 solche Bearbeitungen.
Seinen Stil zu definieren ist schwierig. Die meisten bezeichnen Dyk als Trance-DJ, aber damit ist er nicht einverstanden: „Ich mache keine Trance-Musik. Ich mag es nicht, wenn Musik in Kategorien gepresst wird. Ich mache elektronische Musik. Das ist meine Sprache.” Paul überrascht seine Fans immer wieder: Am 3. Oktober 2005 führte er mit Peter Heppner die Single „Wir sind wir” zum Festakt der Deutschen Einheit in der Caligarihalle mit dem Deutschen Filmorchester auf. Dann schrieb er einen Soundtrack zum Film „Zurdo”. Dafür bekam er den „mexikanischen Oscar” von der Academia Mexicana de Artes y Ciencias. 2005 wurde „Nothing But You” zum „Best Progressive House Track”, und Paul zum „Best Global DJ” in Miami gewählt. Sein viertes Album „Reflections” wurde in der Kategorie „Best Electronic Album” bei den Grammy Awards in Los Angeles nominiert.
Im August 2007 erschien „In Between”, das fünfte Album von Dyk, dass, laut Kritikern, ein Meilenstein in der Geschichte der elektronischen Tanzmusik ist. Er hat u.a. mit Jessica Sutta (Pussycat Dolls) oder mit Rea Garvey (Reamonn) auf diesem Album gearbeitet.
Die Musik von Dyk ist kreativ („Wir sind wir”) und rhythmisch („Nothing But You”), und zu ihr kann man sehr gut tanzen. Die Lieder sind meistens auf Englisch gesungen, die auch sehr inhaltsvoll sind. Die meisten elektronischen „Lieder” haben nur ein- oder zweizeilige Texte, die immer wiederholt werden, aber bei Dyk ist es anders. Nicht nur die Musik, sondern auch die Texte sind sehr wichtig, um eine gute elektronische Musik zu erschaffen. Meine Partyerfahrungen zeigen, dass solche Tracks, die einen guten, inhaltsvollen Text haben, sehr erfolgreich sind. Es ist phantastisch, wenn Hunderte von Clubfans ein Lied zusammen singen. Ich kann mir nur vorstellen – leider war ich nicht da –, was für eine Party am 15. September 2007 in der Budapester SYMA Aréna stattgefunden haben muss, als Paul sein neues Album „In Between” präsentierte.
Nicht nur DJ
Paul van Dyk war der erste Deutsche und der erste Künstler aus dem Bereich elektronischer Musik, der von den Kampagnen-Trägern für „Rock the Vote” (die amerikanische Organisation zum Schutz der freien Meinungsäußerung und die politische Aufklärung) gewählt wurde. Bisher haben sich damit nur amerikanische Musiker wie Mary J. Blige, Puff Daddy oder Lenny Kravitz beschäftigt. Er engagiert sich in verschiedenen sozialen Projekten und Organisationen, zum Beispiel unterstützt er Pro Asyl, die Deutsche Kinderhilfe Direkt und die Berliner AIDS Hilfe. Er hilft Akanksha, die die Schulausbildung von Kindern in Indien finanziert. 2006 gründete er „Rückenwind”, die in Armut lebenden Jugendlichen in Berlin hilft. Noch in diesem Jahr bekam Paul den Verdienstorden des Landes Berlin vom Bürgermeister Klaus Wowereit für sein politisches und soziales Engagement.
Paul van Dyk ist ein guter Mensch, und der beste DJ der Welt und trotzdem bescheiden: „Ich bin auch gewachsen. Aber trotzdem weiß ich, wo ich stehe, und was mir wirklich etwas bedeutet.”
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