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Zeitung << 2/2007 << Erasmus-Stipendium in Dresden


Erasmus-Stipendium in Dresden
Ein Semester an der Technischen Universität

Autorin: Judit Toltyan

Es war der 1. Oktober 2007, als in Dresden an der Technischen Universität das Wintersemester 2007/2008 begann. Als Erasmus-Studentin hatte ich vieles zu erledigen und nicht zuletzt die neue Umgebung kennen zu lernen.

Ein nützlicher Tipp ist, sich vor dem Studienbeginn einen Tutor per Internet zu suchen, der sowohl bei der Unterkunft als auch zum Studium wichtige Informationen geben kann. Zum Glück habe ich vor meiner Abreise eine Tutorin gefunden, die gerne zu meiner Verfügung stand. Wir haben uns an einem Wochenende alle wichtigen Uni-Gebäude angeschaut und sind dann in die Innenstadt gefahren, um die Wahrzeichen von Dresden zu entdecken.
Die alte Innenstadt von Dresden ist einen Spaziergang wert. Die während des Zweiten Weltkriegs zerstörte evangelische Frauenkirche wurde 2005 aus den Ruinen wieder aufgebaut. Sie gilt als beliebtes Symbol Dresdens. Den Fürstenzug aus Meißner Porzellanfliesen, den Zwinger mit Kunstsammlungen (u.a. mit der Gemäldegalerie Alte Meister und mit dem Historischen Grünen Gewölbe) oder die Semperoper muss man unbedingt besichtigen. Über die Augustusbrücke gelangen wir in die Neustadt, wo der Goldene Reiter auf dem Neustädter Markt ein beliebter Treffpunkt ist. Mit diesem Denkmal wird August der Starke von Sachsen geehrt. Auch der Regierungsbezirk befindet sich auf dem rechten Elbufer.
In den folgenden Wochen hatte ich noch vieles zu erledigen. Zuerst musste ich mich immatrikulieren. Das ist aber nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. Die Registrierung beim Einwohnermeldeamt, die Eröffnung eines Kontos, die Einzahlung des Semesterbeitrags und die Krankenversicherung gehören zu den Schritten, die man unbedingt erledigen muss, um seinen Studentenausweis bekommen zu können. Als Ersti (Erstsemestler) musst du dich auch bei der Universitätsbibliothek einschreiben. Diese wird in Dresden SLUB (Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden) oder einfach „Bibo“ genannt. Es gibt die sogenannten elektronischen Semesterapparate. Sie enthalten die wichtigsten Unterlagen und die Pflichtlektüren zu den einzelnen Kursen.
Der nächste Schritt ist die Einschreibung in die Kurse. Da ich in Szeged im letzten Semester bin, suche ich hier vor allem Quellen für meine Diplomarbeit im Themenbereich Jugendsprache. Mein erstes Referat habe ich eben über die Wortbildung der Jugendsprache gehalten. Meine Erfahrungen waren positiv, da die deutschen Studenten ziemlich aktiv waren. Es gab nämlich auch solche jugendsprachlichen Wörter, deren Bedeutung sie nicht kannten und so konnte ich ihnen auch mal etwas Neues sagen. Nicht nur Studenten aus Sachsen besuchen diesen Kurs, sondern einige kommen aus Hannover oder aus Berlin. Das erste, was wir festgestellt haben, war, dass es auch innerhalb der Jugendsprache regionale Unterschiede gibt. Dieser Kurs ist für mich eine große Hilfe. Einerseits lerne ich die Sprache der Jugend kennen (wie die Studenten sprechen, welche Ausdrücke sie in der Wirklichkeit verwenden), andererseits verarbeiten wir Literatur zu diesem Thema im Rahmen von Vorträgen. Dank der guten technischen Ausrüstung der Seminarräume, halten wir die Vorträge meist mit Hilfe eines Projektors. Die Handouts und Protokolle sind weitere Bestandteile des Unterrichts. Am Ende darf „das Klopfen auf dem Tisch“ nicht fehlen. Der akademische Applaus gehört zur Hochschulkultur.
Ich besuche auch die Kurse, die speziell für Ausländer gehalten werden. Diese finde ich deshalb gut, weil wir die Grammatik anhand vieler Materialien üben. Nicht zuletzt können wir in bestimmten Themenbereichen einen kurzen Vortrag über unser Land halten. Ich habe einen kurzen Überblick über die ungarischen Parteien gegeben. Sich mit Studenten verschiedener Nationen zu treffen, finde ich sehr interessant und was uns verbindet, ist die deutsche Sprache. Wir lernen jeden Tag etwas Neues. Erasmus-Studenten haben auch die Möglichkeit Fremdsprachen zu lernen. In dem Multimedialen Sprachlernzentrum stehen den Studenten verschiedene CD-ROMs kostenlos zur Verfügung. Ich habe einen Spanisch-Kurs gewählt, der von einer Muttersprachlerin gehalten wird. Durch die Transfererscheinungen kann man gut betrachten, wie die Deutschen denken. Ein weiterer nützlicher Kurs ist die Deutsche Geschäftskommunikation. Wir beschäftigen uns in diesem Seminar mit der richtigen Gestaltung und Formulierung von Briefen. Daneben wird uns beigebracht, wie man sich richtig für eine Arbeitsstelle bewerben soll.
Für Studenten in Deutschland sind Printmedien vieler Art erhältlich. Ich konnte z.B. die „Sächsische Zeitung“ zwei Wochen lang kostenlos lesen. Die Uni-Zeitschriften Unicum, Audimax und die CAZ (Die Campus-Zeitung inkl. Spiegel-Ei) mit den aktuellen Speiseplänen der Mensen erhalten wir per Post, um im Bilde zu bleiben. Das sogenannte „Welcome-Paket“ dient auch als guter Start im Studium.
Der Weihnachtsmarkt in der Adventzeit blickt auf eine lange Tradition zurück. Der Striezelmarkt öffnet dieses Jahr zum 573. Mal seine Pforten; damit ist er der älteste Weihnachtsmarkt Deutschlands. Wie ich neulich erfahren habe, stammt die Aufstellung des Weihnachtsbaumes ursprünglich aus dieser Region. Die typischsten Backwaren wie der Dresdener Christstollen und die Dominosteine, die Holzkunst aus dem Erzgebirge (das Räuchermännchen, der Nussknacker, die Weihnachtspyramide) sind wichtige Bestandteile des Marktes und tragen zu der Festlichkeit bei.
Obwohl das Semester noch nicht zu Ende ist, habe ich schon viele Erfahrungen gesammelt, die für meine Zukunft nützlich sind. Die praktische Lebensgestaltung der Deutschen gefällt mir gut und es freut mich, dass ich die Gelegenheit bekommen habe, als Stipendiatin an einer deutschen Universität zu studieren und mich in Dresden einzuleben.