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Zeitung << 1/2008 << Junge Dichterinnen Europas


Junge Dichterinnen Europas
Der Übersetzungswettbewerb wird zur Tradition

Autor: Mihály Arany

Zum zweiten Mal wurde der Wettbewerb „Der junge Dichter Europas” auch für Deutsch lernende Schüler der Grund- und Mittelschulen vom Europe Direct Informationszentrum, der József-Katona-Bibliothek in Kecskemét und dem Institut für Germanistik der Universität Szeged organisiert.

Diesmal erwarteten die Organisatoren die Übersetzungen aus vier Komitaten: Komitat Jász-Nagykun-Szolnok, Békés, Csongrád und Bács-Kiskun. Die Verkündung der Ergebnisse fand in der József-Katona-Bibliothek am 3. März 2008 statt. Die Preisrichter waren wie voriges Jahr Institutsleiter Dr. Géza Horváth und Dr. Attila Bombitz, Dozent des Lehrstuhls für Österreichische Literatur und Kultur. Die jungen Dichterkandidaten konnten auch diesmal aus drei Gedichten wählen oder sich mit allen drei erproben: Zwei Eimer sieht man ab und auf… von Friedrich Schiller, Hugo Hofmannsthals Reiselied und Kinderlied von Günter Grass. Die Zahl der Teilnehmer stieg erheblich im Vergleich zum Wettbewerb des vorigen Jahres: Statt der 49 jungen Übersetzer des Jahres 2007 reichten dieses Jahr 127 Kandidaten insgesamt 195 Nachdichtungen ein, 24 Bewerber haben alle drei Gedichte übersetzt. Die jüngsten Kandidaten besuchen die 5. Klasse. Die Übersetzungen bewertete Géza Horváth mündlich vor den Teilnehmern, der die jungen Übersetzerkandidaten ermunterte: Er sehe an den Arbeiten, dass viele von den Bewerbern vom Geist des literarischen Übersetzens ergriffen waren. Man sollte diese Lust behalten, auch wenn man an diesem Wettbewerb für die Arbeit keinen Preis bekommt. Zweifache Fähigkeit fordere die Literaturübersetzung über die Sprachkenntnisse hinaus: Auf der einen Seite verlangt sie eine künstlerische Begabung, auf der anderen Seite eine ernste wissenschaftliche Vorbereitung – betonte der Institutsleiter. Die besten Übersetzungen geben wir in unserer Beilage bekannt.


Einen absoluten ersten Preis errang Veronika Király durch die erfolgreiche Übersetzung aller drei Gedichte. Sie ist Schülerin des Karolina-Gymnasiums in Szeged (Karolina Óvoda, Általános Iskola, Gimnázium, Alapfokú Mûvészetoktatási Intézmény és Diákotthon). Zur Zeit des Wettbewerbs besuchte sie die 11. Klasse, ihre Bewerbungsarbeit wurde von ihrer Deutschlehrerin Zsófia Dely betreut.

Wie bist du auf die Idee gekommen, an dem Wettbewerb teilzunehmen?
Meine Deutschlehrerin hat mich auf diesen Wettbewerb aufmerksam gemacht, wir haben die Gedichte praktisch als Hausaufgabe bekommen. Danach konnten diejenigen, die Lust bekommen hatten, die Arbeiten einreichen.

Und warum hast du persönlich es eingereicht?
Ich habe gedacht, das ist eine Herausforderung, und meine Lehrerin hat bestätigt, dass die Übersetzungen nicht schlecht gelungen sind. Ehrlich gesagt, ich war überrascht, als ich das Ergebnis erfahren habe.

Welche Methode hast du bei der Übersetzung verwendet?
Zunächst habe ich mir eine „Spiegelübersetzung” gemacht, ich habe die Zeilen frei nacheinander aufgeschrieben, dann habe ich von meinem Bruder, der Italienisch studiert und etwas von Literatur versteht, gute Vorschläge bekommen, worauf ich bei der Übersetzung der Gedichte achten sollte. Meine Deutschlehrerin hat dann noch einige Teile der Übersetzungen markiert, die ich ihrer Meinung nach noch überarbeiten sollte.

Was war deine Motivation? Hast du das Deutsche gern?
Ja, ich mag die Sprache sehr, ich möchte sogar später Deutsch als Fach, wahrscheinlich an der Universität Pázmány, studieren. Am liebsten mag ich die Grammatik, und auch Übersetzungen – obwohl ich bisher keine Gedichte übersetzt habe. Ich habe es aber besonders genossen, diese Texte für den Wettbewerb zu übersetzen. Ich habe mich intensiv mit den Texten beschäftigt und mir ständig den Kopf über manche Verse zerbrochen. Dann ist mir endlich eine gute Lösung eingefallen, die in die Zeile gepasst hat und sich auch gereimt hat – dieser Prozess hat der Arbeit einen Reiz gegeben.

Wie haben dir die Gedichte gefallen? Hast du ein Lieblingswerk? Bei der Preisverleihung hast du Schillers Gedicht in deiner Übersetzung vorgelesen.
Ja, das war kein Zufall, das Gedicht von Schiller hat mir besonders gut gefallen, aber die beiden anderen waren auch gut.

Wie verhältst du dich zur Literatur im Allgemeinen?
Ich mag die Literatur, sehr gerne lese ich Gedichte, obwohl ich momentan noch genügend Pflichtlektüre zu lesen habe. Neulich habe ich beispielsweise Dostojewskijs Schuld und Sühne gelesen, das hat mir auch sehr gefallen.





Den ersten Preis für die Übersetzung des Schiller-Gedichtes errang Anna Sárkány. Sie bewarb sich als Schülerin elfter Klasse vom Kalvinistischen Gymnasium in Kecskemét (Kecskeméti Református Gimnázium). Ihr Deutschlehrer heißt Zoltán Kovács. „Ich habe in meiner Schule von diesem Wettbewerb gehört. Zuerst habe ich eine Rohübersetzung gemacht, dann habe ich begonnen, das Gedicht in Verse zu setzen. Meine ungarischen Übersetzungen hat meine Mutti gelesen, aber sie kann kein Deutsch sprechen” – sagt Anna über ihre „Übersetzungsmethode”. Sie liest gern, vor allem Romane von Magda Szabó und Mór Jókai, aber sie liest auch gern Gedichte von Babits und Vörös­marty. Sie möchte die Universität besuchen, und wahrscheinlich das Fach Ungarisch studieren.

Die Siegerin des Hofmannsthal-Gedichtes ist Petra Szvath, die bei der Bewerbung die 10. Klasse mit erweitertem Sprachunterricht des Ferenc-Verseghy-Gymnasiums in Szolnok besuchte. Sie beschäftigt sich erst seit ein paar Jahren mit dem Dichten. „Meine Deutschlehrerin, Éva Kaid, die meine Neigung zur Dichtung kennt, hat mich zum Einreichen der Bewerbung bewogen, sie hat meine Übersetzungen durchgelesen und begutachtet” – meint Petra.
Es erschienen schon früher Gedichte von ihr im Schulblatt Diáktoll, bei dem sie auch als Redakteurin tätig ist. In ihrer Freizeit liest sie gerne Belletristik und zeitgenössische ungarische Literatur (Körkép, Szép versek, Esõ (ein lokales literarisches Blatt), Kortárs usw.). Sie möchte an der Semmelweis-Universität in Budapest studieren und Ärztin werden, aber sie will auch ihre Beziehung zur Dichtung weiterhin bewahren.
Noémi Plattner, die mit ihrer Grass-Übersetzung den ersten Platz erreicht hat, war zur Zeit des Wettbewerbs Schülerin zwölfter Klasse im János-Bolyai-Gymnasium in Kecskemét, ihre Deutschlehrerin heißt Aranka Megyesiné Vikor. Sie lernt seit langem Deutsch und schreibt oft für lokale Zeitungen (natürlich auf Ungarisch) Artikel, darum hat sie angefangen, sich mit den Gedichten zu beschäftigen. „Die ersten drei Strophen habe ich schnell fertig gemacht, die weiteren waren schwieriger, dies lässt sich meines Erachtens in meiner Übersetzung auch erahnen” – gibt Noémi zu. Sie liest sehr gern, obwohl eher auf Ungarisch. Heutzutage sind Remarque, Jenõ Rejtõ und Vavyan Fable die Lieblingsautoren der jungen Dichterkandidatin. Auf Deutsch liest sie lieber Zeitungen, wie beispielsweise Topic. Sie will Deutsch als Fremdsprache weiterlernen, aber vor allem möchte sie Psychologie studieren – entweder in Szeged oder an der ELTE in Budapest.