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Ein Ausflug nach Wien
Aus dem Tagebuch einer reisenden Studentin
Autorin: Mónika Hevesi
28. März 2008, Freitag
Ich hatte nur drei oder vier Stunden geschlafen und keine Lust aufzustehen. Mein Handy wurde aber immer lauter und lauter. Na gut, dachte ich, ich muss den Zug erreichen. Ich war rechtzeitig da, und konnte Ancsa ganz leicht finden, aber die anderen waren noch nicht da. Bei der Abfahrt saßen Viki und Robi neben uns. Wir aßen unser Frühstück und unterhielten uns über die unterschiedlichsten Themen. Wir merkten gar nicht, dass wir die Grenze schon passiert hatten: niemand war auf unsere Papiere neugierig. Ich wurde wegen unserer nahenden Ankunft von Minute zu Minute immer aufgeregter, und ich fragte Robi immer wieder, ob ich das oder das auf Deutsch richtig sage. Es war nämlich meine erste, selbst organisierte Reise in ein deutschsprachiges Land.
Als wir ankamen, musste ich einfach lächeln, und alles schien mir von Anfang an wunderbar. Ich benahm mich ganz bestimmt kindisch, weil ich mich über alle Aufschriften freute, die ich lesen konnte. Alles war so wie eine Schulaufgabe: Hör- und Leseverstehen überall, und ich fand diese gar nicht schwer. Wir fanden uns ganz gut zurecht und nach nur wenigen Umwegen fanden wir unsere Jugendherberge. Das Zimmer war noch nicht fertig, aber wir konnten endlich unsere schweren Reisetaschen abstellen. Das Gepäck war dort in Sicherheit und wir besuchten gleich ein Café in der Mariahilferstraße.
Wir bestellten Kaffee und Tee bei einer jungen Kellnerin, natürlich auf Deutsch, dann sagte sie uns plötzlich auf Ungarisch: „Ihr seid ja Ungarn!“ Sie bemerkte nämlich die Aufschrift auf Robis T-Shirt: Universität Szeged. Wir lachten über diese unerwartete Situation, und fingen an, in unserer Muttersprache zu plaudern. Während des Gesprächs machten wir einige Fotos von ihr, dann durften wir sie aber nicht länger aufhalten.
Nach dem Caféhausbesuch gingen wir zurück in die Jugendherberge und bekamen endlich unser Zimmer. Es war einfach eingerichtet, aber sauber, und es hatte ein separates Bad. Wir blieben aber nicht lange dort: Wien wartete auf uns.
Unser erstes Ziel war der Stephansdom. Wir spazierten um den Dom herum, machen Fotos, bewunderten die schönen Straßen mit den zahlreichen Läden und überlegten, ob wir eine Fahrt mit einem Fiaker machen sollten, aber wir empfanden es als zu teuer. Wir begegneten inzwischen einigen Break-Tänzern und einer lebenden Metallstatue, die zur Musik von einem silbernen Tonbandgerät tanzte. Robi und Viki machten noch eine Antiquariat-Tour in den benachbarten Straßen, und ich folgte ihnen mit Ancsa stundenlang treu. Am Ende hatte ich genug von den staubigen Büchern, aber ich fand ein großes Schaufenster voller alter Teddys, und meine kindliche Seele wurde wieder befriedigt. Unterwegs zu der Jugendherberge kauften wir Süßigkeiten, vor allem natürlich Mozart-Kugeln, und stießen zufällig auf „The House of Villeroy & Boch“, mit vielen schönen Porzellanen. Diese Firma war für die GeMa-Gruppe von einem Ausflug nach Hódmezõvásárhely schon bekannt, wir sahen damals allerdings nur Sanitärwaren mit diesem Markenzeichen.
29. März 2008, Samstag
Am zweiten Tag mussten wir früh aufstehen, weil ich Konzertkarten kaufen wollte. Gleich nach dem Aufstehen zertrat ich meine nagelneue Brille, und ich musste sie reparieren lassen. Die zwei Mädchen begleiteten mich in die Skodagasse, zu dem Ticketbüro das leider geschlossen war. Wir hatten noch etwa zwei Stunden bis zur Öffnung des Ladens. Wir konnten nichts Besseres tun, als in die Mariahilferstraße zurückzufahren. Unterwegs ließ ich endlich meine Brille reparieren, dann traf sich die ganze Gruppe mit unserem ehemaligen österreichischen Lektor, Herrn Kóth in einem Café. Wir führten ein nettes Gespräch mit ihm bei Kaffee und Tee, und Robi machte ein Interview mit ihm. Nach dieser Unterhaltung gingen wir zurück in die Skodagasse, um meine Konzertkarten für ein Konzert der Band In Extremo zu kaufen, diesmal mit Erfolg. Unser nächstes Ziel war das Schloss in Schönbrunn, und damit wurde auch der Traum von Ancsa erfüllt.
Da ich mich sehr für Geschichte interessiere, fand ich das Schloss auch spannend, aber nicht so sehr wie Ancsa und Viki. Sie waren ganz fasziniert vom Schloss, ich genoss das Spazieren im Park mehr. Ancsa erkletterte mit mir auch den großen Hügel, um den Neptunbrunnen und die Gloriette zu sehen. Anschließend kosteten wir auch den berühmten Apfelstrudel.
Wir besuchten auch ein Einkaufszentrum. Dort konnten wir aber nur etwa eine halbe Stunde shoppen, weil um sechs Uhr alle Läden unerwartet geschlossen wurden. Ancsa war sehr traurig, aber wir konnten sie mit dem Besuch des Wiener Riesenrades im Prater aufheitern. Das Rad war ein einmaliges Erlebnis für uns alle: das Panorama, Wien mit den Lichtern der Nacht war wunderschön.
30. März 2008, Sonntag
Die Uhren wurden in der Nacht auf Sommerzeit umgestellt, was wir vergessen hatten. Deswegen verließen wir unser Zimmer am Sonntag zu spät. Zum Glück bemerkte das niemand und wir konnten unsere Reisetaschen bis zur Abreise in der Jugendherberge hinterlassen. Die letzten Stunden verbrachten wir mit Bummeln in der Stadt: wir machten eine Straßenbahn-Tour, dann kauften wir etwas zum Essen, und warteten auf unseren Zug. Die Reise nach Szeged war sehr lang und anstrengend, unsere Erlebnisse boten aber gute Themen zur Unterhaltung.
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