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Zeitung << 2/2008 << Ein Landstrich jenseits der Puszta


Ein Landstrich jenseits der Puszta
Neuer Reiseführer über Westungarn

Autor: András Horváth

„Wussten Sie, dass das Wort Kutsche seinen Ursprung in einem westungarischen Dorf hat? Wussten Sie, dass der heilige Martin als Sohn eines römischen Soldaten in Westungarn geboren wurde? Wussten Sie, dass in Vértesszõlõs der älteste Menschenknochen Mitteleuropas aus der Erde geholt wurde?“ Auf der Suche nach den genauen Angaben können Sie neugierig im 384-seitigen Reisehandbuch von Barbara Reiter und Michael Wistuba blättern. Diese Fragen stehen nämlich auf dem Cover des Bandes, und reißen den Leser zusammen mit den schönen Titelbildern sofort mit. Dass sich dann diese Veranlassung zu einer Reiseinspiration entwickelt, dafür soll der Inhalt sorgen.

Das kürzlich erschienene Reisehandbuch „Westungarn“ vom Michael Müller Verlag in Erlangen führt strukturell wie inhaltlich die Traditionen des früher hier bereits vorgestellten Reiseführers über Budapest weiter (GeMa 2/2007). Das neue Buch gliedert sich in drei Teile. Die ersten 70 Seiten liefern ein allgemeines geographisches, geschichtliches und kulturelles Bild über die Region. Außerdem vermittelt der Band Informationen für Touristen zu Reise- und Übernachtungsmöglichkeiten sowie die wichtigsten kulinarischen Angebote Ungarns.
Der Inhalt entspricht vollkommen der heutigen Wirklichkeit bzw. dem aktuellen Stand. Kein Detail von Belang bleibt den Lesern vorbehalten, soll es um die Möglichkeit einer romantischen Eisenbahnfahrt im Gemencer Wald gehen, oder um die heruntergekommenen Bahnhöfe und uralten Waggons der Ungarischen Bahn. Abgeschlossen wird dieser allgemeine Teil durch ein Kapitel mit allem Wissenswerten über Ungarn, wie etwa Feiertage, Geld, Literatur, aber auch die Sprache. Können Sie erraten, wie viele Deutsche, Österreicher und Schweizer jährlich durch Zahnärzte in Nordwestungarn ihre Zähne behandeln lassen? Oder wie ein Deutscher das Recht erhalten kann, in Ungarns Wäldern auf die Jagd gehen zu können? All solche Einzelheiten tragen zu einem umfangreichen Ungarnbild ausländischer Touristen bei, und haben demgemäß einen Platz im Reisebuch.
Im Hauptteil des Bandes werden die verschiedenen Regionen Westungarns der Reihe nach dargestellt, bis der Leser am Ende seiner gedanklichen Reise in Budapest ankommt. Die Haltepunkte dabei sind die Kleine Tiefebene und Mittel-Transdanubien; der größte See Mitteleuropas, der Plattensee; die Hügellandschaft Alpenvorland; Südwestungarn mit Pécs, zugleich Kulturhauptstadt Europas 2010, und die Ortschaften am Westufer der Donau. Behandelt werden im Buch nur die aus touristischer Sicht bedeutenden Örtlichkeiten. Es ist nämlich keine Aufgabe eines Reiseführers, der sich vor allem an ausländische Reisende richtet, alles bis zu den kleinsten Dörfchen mit einer Kirche und einer Hauptstraße als Touristenattraktion vorzustellen.
Die einzelnen Artikel enthalten genaue Informationen zur gegebenen Stadt bzw. Landschaft: Angaben zur geographischen Lage und Geschichte, dann Tipps zur Anreise, Übernachtung und Essen. Den Großteil des Abschnittes bildet die Beschreibung der Sehenswürdigkeiten bzw. der angebotenen Freizeitaktivitäten. Interessanterweise wird auch Budapest, die zuletzt behandelte Region nach demselben Muster vorgestellt. Jedoch wird bei der Hauptstadt auf die Abgrenzung Westungarns vom restlichen Land verzichtet, und beide Stadtteile westlich und östlich von der Donau werden natürlich präsentiert.
Am Ende des Buches gibt es ein kurzes Kapitel mit dem Titel „Etwas Ungarisch“, in dem einige grundlegende Ausdrücke auf Ungarisch aufgezählt sind. Ergänzt wird diese Tabelle mit einer Erklärung zum ungarischen Alphabet und zur Aussprache.
Für ein gutes Reisebuch sind Fotos guter Qualität eine Voraussetzung. Hier werden die einzelnen Artikel mit passenden und aktuellen Bildern illustriert. Der Leser hat dabei das Gefühl, als würde er das Beschriebene live erleben.
Ähnlich wie im Budapest-Reisebuch werden einige Besonderheiten und praktische Informationen durch einen gelben Kasten hervorgehoben. Sie enthalten oft weiterführende Internetadressen, aktuelle Preisangaben oder machen unter anderem auf Veranstaltungen in den kommenden Jahren aufmerksam. Diese jeweilige Aktualität soll man sich als Reisender immer vor Auge halten, und der Verlag soll dafür sorgen, dass den Touristen regelmäßig eine überarbeitete Auflage zur Verfügung steht.
Ich als in Nordwestungarn gebürtiger Leser kann dieses Reisebuch allen gern empfehlen, die in Zukunft diese Gebiete Ungarns bereisen wollen. Eine Wanderung in den schönen Berglandschaften, ein Urlaub am Plattensee oder eine Entdeckungstour in den alten Städten lohnt sich unbedingt. Wer Ungarn einfach mit der Puszta gleichzusetzen neigt, macht einen großen Irrtum. Wenn man diesen Reiseführer in die Hand nimmt, kann man sich selbst davon überzeugen. Dieser Band ermöglicht darüber hinaus eine leichte und einfache Reisevorbereitung, und bietet schon vor Ankunft ein tolles Leseerlebnis.