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Zeitung << 2/2008 << Die olympischen Spiele in Peking 2008
Die olympischen Spiele in Peking 2008
Alles dreht sich um China – Bericht aus Kassel
Autor: Albert Knecht
Der Fakt, dass China Tag für Tag einen ständig wachsenden Einfluss auf den Weltmarkt, aber auch auf unser Leben hat, ist spürbar. China ist zu einer Weltmacht geworden, und es hat auch das Recht zur Organisierung der Olympiade bekommen. Am 08.08.08 war es soweit: die Olympischen Spiele in Peking haben angefangen. Der Zeitpunkt war auch kein reiner Zufall; dreimal die Nummer 8. Für die Chinesen repräsentiert dieses Datum ein ewig andauerndes Glück, aber was meinen die anderen Völker der Welt? Ein „globaler“ Bericht eines Szegeder Erasmus-Studenten aus Kassel.
Am 06.10.08. bin ich in der deutschen Stadt Kassel angekommen. „Während meines Erasmus-Stipendiums versuche ich meine Deutschkenntnisse zu verbessern und auch andere Leute kennen zu lernen.“ Dies war mein „roter Faden“, an den ich mich halten wollte. Nach zwei Monaten kann ich sagen, dass ich mit mir zufrieden bin. Mein Deutsch hat sich verbessert, und ich habe ca. 80 Erasmus-Studenten fast aus jeder Nation getroffen und mit ihnen Freundschaft geschlossen, wodurch ich neue Perspektiven kennen gelernt habe.
Es gibt eine „Riesen-Parallele“ zwischen meinem Stipendium und der Olympiade. Die Möglichkeit zum Auslandsstudium steht sehr vielen Studenten zur Verfügung. Daraus folgt, dass sich internationale Studenten an einem gewissen Ort zu einem gewissen Zeitpunkt (in meinem Fall: Kassel, 2008/2009) treffen.
Unsere Nationalität, Religion und noch viele Sachen mögen unterschiedlich sein, aber eins ist sicher: Wir kamen deshalb nach Deutschland, um unser Deutsch zu verbessern, um die deutsche Kultur zu erleben und nicht zuletzt, um ein bisschen frei zu sein. Bei der Olympiade kommen die Sportler aus aller Welt zu demselben Ort, wo die Olympischen Spiele veranstaltet werden, mit dem Ziel, sich miteinander zu messen und herauszufinden, wer die Nr. 1 sein wird.
Aus diesem Grund durfte ich mir die Möglichkeit nicht entgehen lassen: Ich habe viele internationale Studenten über die diesjährige Olympiade befragt, was sie dazu meinen, dass ausgerechnet China – wo die Menschenrechte stark missachtet werden und es beinahe keine Demokratie gibt – das Recht zur Organisierung dieses „globalen Events“ gegeben wurde. Gleichheit, Fairplay, gegenseitige Toleranz. Das Idealbild von Olympia. Werden diese auch in die Praxis umgesetzt oder bleiben sie für ewig eine Theorie?
Die meisten Befragten (vgl. den Kasten) finden es merkwürdig, dass China auf einmal so viele Medaillen (ganz genau: 51 Gold, 21 Silber, 28 Bronze) in so vielen Sportarten gewonnen hat. Das finden sie auf jeden Fall seltsam, denn es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass die Chinesen sehr hart trainiert haben, aber eine andere Tatsache ist, dass sie zu Hause waren. Aus diesem Grund ist es auch nicht ausgeschlossen, dass bei einigen Sportarten geschummelt wurde. Auf jeden Fall wurde bisher nichts bewiesen, oder durfte eigentlich gar nichts bewiesen werden. Aber sicherlich gibt es einen Grund, warum eigentlich China das Recht zur Organisierung vergeben wurde.
China bekam die Organisierung der Olympiade
Insgesamt bewarben sich zehn Städte um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2008: Bangkok, Havanna, Kairo, Kuala Lumpur, Sevilla, Osaka, Toronto, Paris, Istanbul und der Favorit Peking. Peking setzte sich am 13. Juli 2001 auf der 112. IOC-Sitzung in Moskau gegen Toronto, Paris, Istanbul und Osaka durch. Nachdem die Spiele an Peking vergeben wurden, erklärte am 17. Juli 2001 der stellvertretende Ministerpräsident Li Lanqing: „Der Gewinn der Olympiabewerbung für 2008 ist ein Beispiel für die internationale Anerkennung der sozialen Stabilität Chinas, des wirtschaftlichen Fortschritts und des gesunden Lebens des chinesischen Volkes.“ Hat sich das IOC bedroht gefühlt, da China schon eine Weltmacht ist? Vielleicht hat China es wirklich verdient, seine Fähigkeit unter Beweis zu stellen, aber es ist auch nicht ausgeschlossen, dass die Vergabe zur Organisierung der Olympiade „rein politisch“ war.
Vorbereitungen der Olympischen Spiele in China
In China werden die Journalisten, die über „die Wirklichkeit“ schreiben, ins Gefängnis gesperrt oder auch körperlich gequält. Das Internet ist auch stark zensiert. Die Leute, die der Regierung widersprechen, werden auch bestraft. Und nicht zuletzt: China wird im Jahre 2009 zum Nr. 1 CO2-Emittent der Welt werden, wenn sie gegen die gravierenden Umweltprobleme, welche global sind, nichts unternehmen.
Die Volksrepublik China hat 40 Milliarden Dollar in Sportstätten und Infrastrukturprojekte investiert. Wegen des Baus der Olympiastätten mussten sehr viele Einwohner – bis heute sind keine genauen Zahlenangaben vorhanden – zwangsumsiedeln werden oder sie wurden Obdachlose.
Am 10. April 2006 gab die Pekinger Stadtverwaltung bekannt, dass im Hinblick auf die Olympischen Sommerspiele 2008 mehr als 70 lokale Gesetze und Verordnungen erlassen werden, um nicht erwünschte Personen von der Stadt fernzuhalten. Betroffen waren Einwohner ohne eine Wohnberechtigung für Peking, Wanderarbeiter, Bettler und Menschen mit geistigen Behinderungen.
Die Regierung in China hat zwar erreicht, dass Peking zu einem fast idealen Bild wurde, aber um welchen Preis? Die Methoden waren zu streng, meine ich, aber anders hätte es nicht gehen können. Leider. Ich als Betrachter bin ein bisschen verlegen, denn ich weiß nicht, was ich im Falle Chinas denken soll. Lassen wir mal das Thema offen. Daten, Fakten und auch Meinungen sind gegeben. Jeder sollte für sich entscheiden, was er/sie von China denkt.
Persönliche Meinung
Ich persönlich bin davon fest überzeugt, dass bei den Olympischen Spielen bei einigen Sachen geschummelt wurde, und was Politik angeht, gab es dort sicherlich auch Verheimlichungen. Aber wo gibt es so etwas nicht? Überall findet man dasselbe. Nur das Ereignis ist immer anders.
Ich meine, dass die Olympiade gar nicht so global und recht ist, wie viele das denken. Es wird immer eine Ungleichheit herrschen zwischen den Ländern der Welt. Daraus folgt, dass kleine Staaten – und dazu gehört auch Ungarn – nie die Möglichkeit dazu bekommen werden eine Olympiade zu organisieren, wodurch sie sich ein sehr gutes Image schaffen könnten. Dabei ist aber die Olympia global.
Ich meine, dass in Athen nur deshalb die Olympischen Spiele stattfanden, weil der Gedanke des Olympias von den Griechen stammt und die Olympischen Spiele der Antike immer in Athen, zur Verehrung des Hauptgottes Zeus veranstaltet wurden. Seit 1896 wird das Organisierungsrecht der Olympischen Spiele immer an große und einflussreiche Städte vergeben, die sowieso bekannt sind. Das finde ich ungerecht.
Als Schlussfolgerung könnte man sagen, dass es in dieser Welt, fast keine Sachen gibt, die nichts mit Medien aber hauptsächlich nichts mit Geld zu tun hätten. Das ist ein Fakt des 21. Jahrhunderts und wir alle sind Teile dieses globalen Kreislaufs...
Meinungen von Erasmusstudenten in Kassel zu den Olympischen Spielen in Peking 2008
Sasha Andreevski aus Mazedonien meint, dass die Spiele gut organisiert waren und die ganze Eröffnungszeremonie – obwohl sie ziemlich lang dauerte – sehr schön war. Was Politik angeht, ist es eine ganz andere Sache. Er sagt, dass es Politik überall auf der ganzen Welt gibt, und wo es Politik gibt, dort gibt es auch immer Geheimnisse und Schattenseiten, die verheimlicht werden. Jetzt war China aktuell, die ganze Welt hat China angeschaut, weshalb auch ihre Politik im Vordergrund stand. Er meint, dass es ziemlich schade ist, dass die Menschenrechte missachtet werden, aber nur durch Diktatur könne 1/6 der Weltbevölkerung regiert werden. Hierbei sollten auch die Menschen nicht als Individuum, sondern als Teil einer Gesellschaft fungieren. Dadurch erlangen die Chinesen sehr viel, aber der Preis ist hoch: die Personen haben keine Rechte – meint Sasha.
Magdalena Korulczyk aus Polen sagt, dass sie nur deshalb die Olympiade ansah, weil Sport sie interessierte und natürlich auch Sportler aus Polen beteiligt waren. Sie weiß auch, dass man in China keine Rechte hat und es keine Demokratie gibt, aber können wir dagegen etwas unternehmen? – fragt sie. Eigentlich könne man dagegen protestieren, aber man erreiche nicht so viel damit. Geld ist gleich mit Macht! Und China hat diese. Alles dreht sich um Geld – sagt Magda.
Rashid Al Sakiti aus Oman sagt, dass es sehr schlecht ist, dass nicht die Sportler und ihre Leistungen bei der Olympiade im Vordergrund stehen, sondern die Politik. Natürlich geht es nicht um Menschenrechte. Viele Sportler weltweit haben die Teilnahme abgelehnt, weil sie wussten, dass andere Menschengruppen in China unterdrückt und sogar getötet werden. Der Hauptgedanke der Olympischen Spiele widerspricht stark diesen „Tätigkeiten“ – sagt Rashid.
Oystein Nass Andresen aus Norwegen ist ein richtiger Experte in diesem Themenbereich. Er interessiert sich für Politik, und Sport mag er auch. Obwohl einige Sportler aus Protest nicht teilgenommen haben, waren all die Profis dabei. Ihnen wurde die Aufgabe gegeben, dass sie nur ihren Job machen sollen und nichts weiter. Diese Tatsache ist an sich nicht gut – meint Oystein.
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