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Zeitung << 1/2009 << Ein spezielles Angebot für meinen Sohn


Ein spezielles Angebot für meinen Sohn
In Liebe für Mama, In Liebe für Papa

Autorin: Anita Romsics

„Wenn du brav bist, dann werde ich aus der Bibliothek etwas Spezielles direkt für dich ausleihen!” – versuche ich mit meinem ungeborenen Sohn irgendwie einen Pakt zu schließen.
Unter „brav” verstehe ich, dass er abwartet, bis das liebe Mütterli (das bin ich) mit ihrer Diplomarbeit fertig ist. Dann „darf” er kommen, ein bisschen Geduld muss er noch haben. Meine früheren Argumente über Loyalität und Fairness waren nicht motivierend genug, wahrscheinlich hat er mich nur ausgelacht und getreten. Trotz aller kommunikativen Störungen verstehen wir uns perfekt.
Er ist mein braves Söhnchen, trotzdem zähle ich die Tage. Mal sehen. Wenn ich schon mein Wort gegeben habe, dann ist ein Pakt ein Pakt. Deswegen leihe ich ein Büchlein aus. Ich lese es kurz durch. Dann sehe ich, dass dieses Angebot ein „Doppelpäckchen” ist. Sie sind zu zweit. Es gibt nicht nur den Liebes-Mütterli-Band, sondern versteckt daneben auch einen „Vater-Band”. Super! Dann nehme ich beide, trotzdem habe ich Vorurteile.
Ich möchte wetten, dass nur sehr wenige Studenten wissen, dass es in der Somogyi-Bibliothek in Szeged eine ganze Ecke für Eltern gibt, die deutschsprachige Märchenbücher für ihre Kinder ausleihen möchten. Das sind nicht unbedingt „triviale” Märchenbücher, es gibt auch Werke, die klassische Werte vermitteln. Wie zum Beispiel die Grimmschen Märchen, die manchmal aus unser Kindheit auftauchen. Vielleicht sind sie doch unbekannt, es kann nämlich vorkommen, dass unsere Mutter oder Großmutter die kürzere Version erzählt hat. Kurze Wiederholung zur Erinnerung: z.B. Der Wolf und die sieben jungen Geißlein, Rotkäppchen, Die goldene Gans, Frau Holle. Das war die „BA-Stufe”, jetzt kommt die „MA-Stufe”: Rumpelstilzchen, Die kluge Bauerntochter, König Drosselbart.
Die zwei ausgewählten Büchlein gucken mich fast wie das „Doppelte Lottchen” an und hocken stolz in meiner Umhängetasche. Sonst sind sie sehr praktisch, innerlich-äußerlich zuckersüß. Auf den ersten Blick dachte ich, dass es sich bei diesem Werk nur um ein Taschenbuch mit komischen Figuren, die von Kindern stammen, handelt. „Papa” auf dem Vorspann sieht genauso aus, wie ein Barbar. Das liebe Mütterli ähnelt einem Clown.
Inhaltlich gehört dieses Werk selbstverständlich nicht zum „art noir”, anders gesagt zur Kategorie Krimi. Es ist ein Sammelband von Zitaten, die von Kindern stammen. Sie sind manchmal wirklich sehr kritisch. Trotzdem klingt die Schimpfe irgendwie auch wie Melodien. Diese Worte oder Sprüche machen einfach gute Laune, die sehr ernsten Gesichter verwandeln sich in Grimassen. Lachen wäre schon zu viel, aber Lächeln gibt es immer.
Mütter werden geliebt und gebraucht. Das will dieses kleine, herzliche Büchlein mitteilen, das ausschließlich von Kindern geschrieben und illustriert wurde. Dazu gehört ein besonders entzückendes Büchlein zum Lob der Väter. Die Väter und Mütter verdienen es, einmal auf diese Weise ausgezeichnet zu werden. Hier heißt es: Ich danke dir…


Zitate aus dem Buch In Liebe für Mama:

„Meine Mutti ist wirklich nett, aber ich kann sie nicht ausstehen, wenn sie mir scheußliche Medizin gibt” (Michael, 9 Jahre alt)

„Meine Mutter hat die unglaublichste Stimme, wenn sie schreit, aber das sind meistens Worte, die man nicht drucken kann. Ich werde nicht in Details gehen.” (Daniel, 9 Jahre alt)

„Meine Mutter haßt es, mich zu schimpfen.” (Simon)

„Wenn ich mein Zimmer aufräumen soll, stopfe ich Sachen unter’s Bett. Ich kann mir nicht denken, woher sie weiß, daß sie da sind.” (Rachel, 6 Jahre alt)

„Ich denke, daß Mamas manchmal stören.” ( Malcolm, 8 Jahre alt)

Zitate aus dem Buch In Liebe für Papa:

„Ein Papa ist jemand, der fernsehen kann, während er schläft.” (Claire, 12 Jahre alt)