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Zeitung << 1/2009 << Wegen der Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!


Wegen der Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!
Neue Deutsche Filme im Grand Café

Autorin: Anita Romsics

Wenn jemand zufällig oder geplant im März 2009 im Szegeder Grand Café vorbeischaute, hat er oder sie sicher fast wortwörtlich einen Kulturschock bekommen. Etwas war in der Luft, oder die Organisatoren waren „zu begeistert”, weil diese paar Wochen fast nur deutsche Filme behandelten. Unabhängig voneinander lief ein Projekt, wo monatlich im Rahmen des Goethe-Instituts moderne deutsche Filme gezeigt wurden, zum Beispiel konnte man am 5. März den Film „Im Juli” anschauen. Danach gab es vom 12.-14. März die sogenannten Filmtage, wo das Repertoir wirklich sehr breit war.
Zuerst konnte ich nicht wählen, weil die Titel irgendwie immer geheimnisvoll klangen. Danach habe ich den Inhalt direkt nachgeschlagen, aber dann hatte ich noch immer eine sehr schwere Aufgabe. Wie eine mit Obst gefüllte Schale oder wie ein Becher mit Rieseneiscremedekoration. Es lockt uns. Trotzdem, wenn wir das Ganze nehmen, dann bekommen wir vielleicht eine Überdosis, mit Ausnahme der absoluten Filmfanatiker. Letztendlich musste ich mit mir selbst einen Pakt schließen. Ich nehme drei oder maximal vier, es reicht. Trotzdem habe ich „Nebenwirkungen” bekommen.
Die erste Überraschung war, dass Absurdistan (Regie: Veit Helmer, 2008) nicht synchronisiert war, ich meine nicht auf Deutsch synchronisiert. Die Originalsprache war Russisch, und der Film hatte französische Untertitel. Die Organisatoren haben mich beruhigt, dass das doch ein „echter deutscher” Film sei, wahrscheinlich weil der Regisseur Deutscher ist, und in diesem Film spricht man sowieso nicht so viel, so dass es sich lohnt, auch wenn man die beiden „Sprachen gar nicht versteht”. Ok, mal schauen. Anderthalb Stunden lang habe ich nur hineingeguckt und versucht, irgendwie der Geschichte zu folgen. Ich habe es geschafft. Es war wirklich lustig. Die Geschichte spielt etwa im Jahre 2000 in der Türkei: Die Wasserleitung ist kaputt, und ein ganzes Dorf hat kein Wasser. Die Frauen klagen, die Männer machen nichts, deswegen bekommen sie ein Ultimatum von den Frauen: kein Wasser, kein Sex mehr! Trotzdem passiert noch lange nichts. Die Frauen führen wirklich einen Kampf. Und gerade eine männliche „Jungfrau” repariert dann die Wasserleitung. Die Verlobten können wieder glücklich sein. Happy End.
Die zweite Überraschung war Jerichow (Regie: Christian Petzold, 2008), der sich auch zum Teil mit Türken beschäftigt. In diesem Fall war der Film auf Deutsch. Am Anfang war er relativ monoton, aber am Ende fühlt man wirklich eine Katharsis. Es ist eine schöne Geschichte über die Liebe und natürlich voll mit Konflikten: Eine verheiratete Frau, die unglücklich ist, ein Alkoholiker und ein ehemaliger Soldat bilden die Ecken des Liebesdreiecks.
Vielleicht war der interessanteste Film Krabat (Regie: Marco Kreuzpaintner, 2008). Das ist ein Fantasyfilm mit schwarzer Magie und Junggesellen aus einer Mühle, die nicht verliebt sein dürfen. Wieso nicht? Denn wenn die Gesellen ein Mädchen hätten, dann würden sie gleich die Mühle verlassen wollen. Dieser „Vertrag” ist lebenslang gültig, von hier kann man nicht so leicht weglaufen. Wenn jemand weg will von dem Einfluss der Magier, dann muss er mit seinem Leben dafür bezahlen. Trotz aller Verbote verlieben sie sich und trotzdem sterben sie nicht am Ende. Der Böse muss scheitern, und die Kraft der Liebe ist stärker, als… was weiß ich, aber sicher stärker als „schwarze Magie”, wenn es die denn gibt.
Die weiteren Filme waren harmloser. Es gab mehrere Dokufilme zum Beispiel über das Schaffen von Wim Wenders (Regie: Marcel Wehn, 2007), oder über die Tätigkeiten der deutschen Regisseure in letzter Zeit, praktisch innerhalb der letzten hundert Jahre (Auge in Auge – Eine deutsche Filmgeschichte. Regie: Hans Helmut Prinzler, 2008.). Am 18. März konnte man am Projekt „Kurz und Gut” teilnehmen. Das waren Kurzfilme von deutschen Regisseuren. Für günstige 400 Forint konnte man eine ganze Nacht mit Filmen verbringen.
Der März 2009 war also im Grand Café bezüglich neuer deutscher Filme ziemlich programmreich. Man konnte dabei auch die Nebenwirkungen dieses dichten Programms kennen lernen. Es kamen aber nicht sehr viele Filmfanatiker zu dieser Zeit ins Grand Café. Die Termine könnten beispielsweise schuld daran sein. Die meisten Filme liefen nämlich am Nachmittag, und in der absoluten „Kinozeit” stand der amerikanische Film „Das wunderbare Leben von Benjamin Button” auf dem Programm. Die motiviertesten Liebhaber der deutschen Filme waren allerdings trotz der ungünstigen Zeit auch nachmittags da.