Startseite | Impressum | Zeitung | Beiheft | Archiv nach Autoren | Archiv nach Rubriken








Zeitung << 2/2009 << Englisch oder Deutsch? Beides – aber wie?


Englisch oder Deutsch? Beides – aber wie?
Gedanken über notwendige Fremdsprachen

Autor: Árpád Miskolci

Als wir uns zum letzten Mal mit meinem ehemaligen Deutschlehrer unterhalten haben, klagte er mir sein Problem mit den heutigen Schülern: Nur wenige wollen Deutsch lernen. Damals haben wir entweder Deutsch oder Englisch gelernt, und nur einige Französisch. Die deutsche und die englische Gruppenzahl waren circa gleich, aber jetzt ist es – wie er mir berichtet hat – absolut typisch, dass die Schüler als erste Sprache das Englische wählen. Und als zweite wollen sie auch nicht unbedingt Deutsch. Außerdem gibt es noch ein Problem: wenn man mit dem Englischen anfängt, ist es viel schwerer danach Deutsch zu lernen. Er kämpft wirklich jeden Tag mit seinen Anfängern, weil das Deutsche nicht so flexibel ist wie das Englische. Seiner Erfahrung nach werden diese Schüler die deutsche Sprache nie beherrschen, sie entscheiden sich später lieber dazu, eine weitere Fremdsprache zu lernen und mit Deutsch aufzuhören.

Deutsch- und Englischkenntnisse in Ungarn
Das Bildungsbehörde in Ungarn (Oktatási Hivatal) hat eine Statistik über die Sprachprüfungen veröffentlicht: Im Jahr 2009 gab es fast dreimal so viele Sprachprüfungsversuche für Englisch (93.066) als für Deutsch (35.292). Interessant ist, dass die dritthäufigste Sprachprüfung in Esperanto gemacht wird und das Französische mit 3.519 erst auf dem vierten Platz steht. Im Jahr 2000 war der Unterschied noch nicht so groß, die Englischprüfung wollten da „nur“ anderthalb so viele ablegen als die Deutschprüfung. Das heißt statistisch: Englisch 25.052, Deutsch15.481.
Die Tendenz ist klar: Immer mehr Menschen halten das Englische für wichtiger als das Deutsche. Das kann man auch verstehen, da wir überall hören, dass die Weltsprache das Englische ist.
Aber wie lohnt es sich zu lernen, wenn man beide beherrschen möchte? Tatsache ist, dass man heute unbedingt über Englischkenntnisse verfügen sollte, denn die Computersprache ist Englisch, und durch das Internet können wir wirklich alle Informationen nur dann bekommen, wenn wir Englisch können. Und wenn man im Ausland eine Stelle annehmen will, kann man das ohne Englisch meistens nicht tun, da bei vielen Firmen die innere Kommunikation auf Englisch läuft – und dies nicht nur im englischsprachigen Ausland.

Deutsche Firmen in Ungarn
Die deutschen multinationalen Firmen breiten sich sehr gerne in Ost- und Ostmitteleuropa aus und sind natürlich auch in Ungarn anwesend. Nehmen wir zum Beispiel Aldi, Lidl, Audi oder unzählbare Logistikunternehmen. Bald kommt auch das Unternehmen Mercedes nach Ungarn. Mercedes investiert in der ungarischen Stadt Kecskemét mehr als 800 Millionen Euro in ein neues Werk. Das bedeutet 2500 neue Arbeitsplätze. Die Mitarbeiter müssen aber über Deutschkenntnisse verfügen. Wenn man bei Lidl oder Aldi einen guten Job finden möchte, ist die oberste Bedingung, dass man über ein Diplom und eine deutsche Sprachprüfung verfügt. Die Kecskeméter wollen nun einen neuen deutschsprachigen Kindergarten und eine Grundschule gründen, wo nicht nur die Kinder der deutschen Mitarbeiter von Mercedes lernen können, sondern auch die der ungarischen. Das kann sowohl für die Kinder als auch für die Deutschlehrer eine gute Perspektive sein.

Deutsch UND Englisch
Ich persönlich habe mit der deutschen Sprache als Zehnjähriger angefangen und dann – vier Jahre später – meinen Englischunterricht begonnen. Deutsch hat eine wirklich strenge Struktur, und wenn man diesen Aufbau beherrscht, kann man mit dem Englischen ganz gut vorankommen.
Obwohl das Englische die wichtigste Weltsprache ist, kann ich nach meiner eigenen Erfahrung vorschlagen zunächst mit dem Deutschen anzufangen und danach das Englische zu lernen. So hat man größere Chance beide zu beherrschen, was heutzutage ein absolut grundlegender Vorteil ist, nicht nur bei der Arbeit, sondern auch im Alltag.