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Zeitung << 2/2009 << Alex, ein offener Kanal in Berlin


Alex, ein offener Kanal in Berlin
Gespräch mit Anneke Plass

Autorin: Viktória Kóger

ALEX, der frühere Offene Kanal Berlin (OKB) steht für alle Bürger und Bürgerinnen Deutschlands, vor allem aber Berlin-Brandenburgs offen, um ihre eigenen Medienbeiträge zu produzieren und ihre Meinung zu einem bestimmten Thema zu äußern. Für den Inhalt müssen sie die Verantwortung selbst tragen. Das Angebot an Offenen Kanälen ist relativ groß in Deutschland. Die jungen Leute, die einen Fernseh- oder Radiobeitrag machen möchten, aber kein Equipment oder keine eigenen Aufnahmegeräte haben, können sich bei einem offenen Kanal ausprobieren. Das Angebot beim OKB, heute ALEX genannt, ist viel umfangreicher als in einer kleinen Stadt, generell muss man aber leider sagen, dass diese Ausstrahlmedien nicht so bekannt sind.
Deshalb führte das GeMa ein Interview mit Anneke Plass, die für die Öffentlichkeitsarbeit beim ALEX zuständig ist. Seit einem Jahr gibt es eine zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit beim ALEX. Früher war das nur bedingt möglich. Eine studentische Mitarbeiterin hat ca. 20 Stunden pro Woche in diesem Bereich gearbeitet. Mit Anneke Plass wurde eine feste Kraft eingestellt, die für die interne und externe Kommunikation zuständig ist, Pressemitteilungen schreibt und Netzwerke knüpft. Dank Anneke Plass hat ALEX zahlreiche Freunde auch bei Twitter, Facebook und Myspace.

Warum hat der Kanal einen neuen Namen bzw. ein neues Image gebraucht?
ALEX ist eine Einrichtung der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb). Früher waren Offene Kanäle die einzige Möglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger, der Öffentlichkeit im Rundfunk zu begegnen. Heutzutage ist das Internet die allerwichtigste und allerschnellste Plattform, Meinungen zu verbreiten. Die MaBB hat deswegen 2007 eine Umfrage durchgeführt, um herauszufinden, wie der OKB bei den Bürgern ankommt. Ziel war es zu wissen, ob es sich lohnt den Kanal weiterhin anzubieten.
Das Ergebnis war überraschend: Es zeigte, dass der Name OKB bei vielen fast unbekannt war oder dass die Menschen mit ihm ein schlechtes Image verbanden. Ständige Wiederholungen von nicht besonders aussagekräftigen Sendungen und krisiliges Bild auf dem Fernseher hat die negative Einstellung der Befragten nur verstärkt. Es wurde überlegt, ob man das Angebot des OKB überhaupt erhalten soll. Die Entscheidung war letztendlich, dass der OKB weitergeführt soll, allerdings unter der Voraussetzung einer völligen Umstrukturierung und eines neuen Images bzw. eines neuen Namens. Volker Bach, der neue Leiter von ALEX, kommt aus der Film- und Fernsehproduktion. Unter seiner Leitung wurde der neue Name gefunden. ALEX ist ein vielseitig besetzbarer Name, mit dem man sich leicht identifizieren kann und der keine Initial-Abkürzung ist wie der OKB. Berlin ist bunt, groß und multikulturell, deshalb war der Name ALEX ein Volltreffer. ALEX ist subjektiv, man kann damit eine männliche oder eine weibliche Person verbinden. Der Name wird nämlich für beide Geschlechter benutzt. Alexandra oder Alexander, kurz Alex. Da es sich um einen Fernsehsender in Berlin handelt, fällt dem Zuschauer auch sofort das mächtige Symbol Berlins, der Alexanderplatz ein.
Das neue Image von ALEX ist, dass - bei offenem Zugang - bei ALEX jeder Medien erleben und selbst gestalten kann. ALEX ist eine trimediale, par­ti­­zi­pa­ti­ve Bürgermedienplattform. Das Programm wird im Fernsehen, im Radio und im Internet ausgestrahlt. Jeder ist willkommen. Dort können alle hinkommen, alle können etwas produzieren und zeigen, dass wir alle gleich sind. Später kam das mit Hilfe der Mitarbeiter entwickelte Logo dazu und so entwickelte sich das ganze Corporate Design. Auf der Basis des Corporate Design haben dann Werkstudenten Trailer und Plakate entwickelt.

Wie ist die Medienproduktion beim ALEX?
Es ist ein absoluter Vorteil von ALEX, dass es hier keinen Druck von außen gibt, dass hier keine Quote gefordert wird. Hier funktioniert bzw. produziert man nicht nach einer Wirtschaftslogik. Wenn man Lust hat auszuprobieren, wie zum Beispiel ein Magazin zu Videospielen gemacht wird, kann man jederzeit ALEX aufsuchen. Wenn es klappt, ist es gut, wenn nicht, ist es auch nicht so schlimm. ALEX ist die richtige Plattform, um in die Profiwelt zu starten. Man weiß ja nie, wer von uns ein Talent in sich entdeckt und später Radiomoderator wird.

Was sind die wesentlichen Unterschiede zum früheren OKB?
Ein wesentlicher Unterschied ist zum Beispiel, dass wir eine Programmstruktur haben. So etwas gab es früher nicht. Eine Programmstruktur bedeutet, dass thematisch und formaltechnisch ähnlich aufgebaute Sendungen gebündelt werden. Eine Programmstruktur bedeutet, dass thematisch und formaltechnisch ähnlich aufgebaute Sendungen hintereinander ausgestrahlt werden. Es gibt Programmflächen, die immer in derselben Zeit in der Woche gesendet werden. Dadurch wird eine Transparenz und Wiedererkennbarkeit für die Mitarbeiter, vor allem aber für das Publikum erzeugt, was ein großer Vorteil ist. Der offene Zugang ist weiterhin erhalten geblieben, jeder kann senden, aber die „Medienmacher” und Mitmacher denken in erster Linie an das Publikum und wollen, dass das Publikum den Sender attraktiv findet. Die Programmfläche für Jugend und Schule läuft beispielsweise immer montags, dienstags und mittwochs zu einer bestimmten Zeit.

Wie bewusst nutzen Jugendliche diese Möglichkeit, eigene Beiträge zu erstellen?
Es gibt zwei Schülerredaktionen beim ALEX. Im Radio ist es „Hörsturz“ und im Fernsehen „Volltreffer“. Die Themen sind völlig unterschiedlich, es gibt gesellschaftskritische Themen, viele Kinder- und Jugendbeiträge. Kinder interviewen Bundestagsabgeordnete, nehmen an verschiedenen Veranstaltungen teil und stellen Fragen. Sport, Gesundheit, Hobbys und aktuelle Themen wie die Schweinegrippe sind natürlich im Programm vorhanden. Außerdem wird über Diskussionen in Berlin berichtet, z.B. über das Bebauen von Flächen mit neuen Gebäudekomplexen. Manchmal können auch Kinder sehr kritisch sein. Kinder sind überhaupt besonders engagiert. Bei uns können sie lernen, wie man mit der Kamera umgeht, wie man ein Mikro hält, wie man ein Interview führen kann. Sogar den On-Air Designern, die die Trailer im Fernseher machen, können sie helfen.