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Zeitung << 1/2010 << Erasmus macht mutig


Erasmus macht mutig
Stipendienmöglichkeiten für Studium in Deutschland

Autorin: Mónika Hevesi

Wer schon mal erlebt hat, dass ein Studium in Deutschland gar nicht unmöglich ist, bekommt vielleicht Lust, auch Weiteres zu unternehmen, wie es mir passiert ist. Hier folgt also eine kleine Zusammenstellung über die weiteren Stipendienmöglichkeiten als Erasmus.

Erasmus war für mich nicht nur ein buntes Abenteuer, es war vielmehr eine Art Inspiration und ein Wegweiser, was meine Zukunftspläne betrifft (vgl. den Artikel Impressionen aus Göttingen, der Stadt von Gänseliesel in diesem Heft). Ich konnte dank des flexiblen Systems die deutschen Lehrveranstaltungen meinem Interesse nach frei wählen. So ist es passiert, dass ich meine Kenntnisse in meinen Lieblingsthemen wie Sprachvariation und -wandel oder Sprachunterricht an einer der besten Universitäten Deutschlands vertiefen konnte. Meine Dozenten/innen machten mich auf Fragen und Forschungsrichtungen aufmerksam, die ich zu Hause nur schwierig hätte entdecken können, wie zum Beispiel die speziellen Probleme der Migrantenkinder und ihre Sprachförderung oder die „neue Dialektologie“, die unter anderem die modernen Gruppensprachen und die Großstadtdialekte erforscht.
Diese Bereiche gehören in das Blickfeld der angewandten Linguisten. Aber wie könnte ich angewandte Sprachwissenschaft studieren? Und wo? In Ungarn findet man nur beschränkte Möglichkeiten, weil es um ein kleines Land geht, die deutschen Unis sind aber zu teuer, sich ein neues Studium leisten zu können. Also soll ich meine schönen neuen Pläne aufgeben? Nein – antworteten meine Göttinger Freunde, die zufällig fast alle ungarische DAAD-Stipendiaten waren… Mit ihren Ideen begann also meine Forschung.

DAAD – Deutscher Akademischer Austauschdienst
Es ist vielleicht das beliebteste deutsche Stipendium für Ungarn, weil es (unter anderem) ein komplettes Aufbau- oder Masterstudium in Deutschland finanziert. Es wird eine monatliche Stipendienrate von 750 Euro dafür gezahlt. Wenn an der Gastuniversität allgemeine Studiengebühren anfallen, werden die Stipendiaten und Stipendiatinnen entweder von den Gebühren befreit oder der DAAD übernimmt diese bis zu einer Höhe von 500 Euro pro Semester. Zu Studien- und Forschungszwecken bietet die Organisation 260 Euro pro Studienjahr. Eine Reisekostenpauschale von 225 Euro wird auch gezahlt.
Dieses Stipendium ist für Graduierte aller wissenschaftlichen Fächer zugänglich. Es wird aber zuerst nur für ein akademisches Jahr vergeben. Eine Verlängerung ist aber möglich, falls der Stipendiat/die Stipendiatin eine gute Leistung nachweist. Die Bewerber/innen sollen gute Deutschkenntnisse nachweisen, Ausnahmen sind bei englischsprachigen Studiengängen möglich. Ein großer Vorteil ist, dass zur Zeit der Bewerbung keine Immatrikulation an einer deutschen Universität erforderlich ist. Das Stipendium ist von religiösen und politischen Einstellungen unabhängig.

Stiftung der Deutschen Wirtschaft: Grundförderung
Dieses Stipendium bietet das Studienförderwerk Klaus Murmann. Das Hauptziel der Organisation ist die Förderung unternehmerischen Denkens und Handelns in sozialer Verantwortung. Das Stipendium ist aber auch für Graduierte geisteswissenschaftlicher Fächer und für Lehramtsstudierende erhältlich. Finanziert wird ein Aufbau- oder Masterstudium in Deutschland.
Die Höhe des ausgezahlten Stipendiums hängt vom Einkommen der Eltern ab, der Förderhöchstsatz ist 525 Euro pro Monat. Ein einkommensunabhängiges Büchergeld (80 Euro pro Monat) und unter bestimmten Bedingungen ein Familienzuschlag (155 Euro pro Monat) wird zusätzlich gezahlt. Die Bewerber sollen an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule immatrikuliert und nicht älter als 30 Jahre sein. Für Bewerber der EU-Länder sind Deutschkenntnisse auf Mittelstufen-Niveau vorausgesetzt. Das Stipendium ist von religiösen und politischen Einstellungen unabhängig.

Katholischer Akademischer Ausländer-Dienst: Osteuropaprogramm
Bei diesem Stipendium ist kirchliches Engagement vorwiegend erforderlich. (Ähnliche Programme existieren auch bei anderen christlichen Konfessionen, zum Beispiel bei dem Evangelischen Studienwerk, siehe: www.evstudienwerk.de.) Gefördert werden unter anderem Nachwuchswissenschaftler/innen, die „zu Forschungsaufenthalten bzw. Aufbaustudien nach Deutschland kommen“. Die Laufzeit ist maximal 3 Jahre. Nachwuchswissenschaftler/innen bekommen 720 bis 820 Euro pro Monat. Wichtig ist die Voraussetzung, „dass die Stipendiaten nach Abschluss der Förderung in ihr Heimatland oder ein anderes osteuropäisches Land zurückkehren… Sonst gilt das Stipendium als Darlehen und muss zurückgezahlt werden.“

Hertie-Stiftung / Studienstiftung des deutschen Volkes: Studienkolleg zu Berlin
„Das Studienkolleg zu Berlin möchte den europäischen Führungsnachwuchs für seine künftigen Aufgaben in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Kultur und Verwaltung wichtige Kenntnisse über Ziele und Werte Europas mitgeben.“ Das Programm fördert Studierende aus ganz Europa, die ein auf europäische Themen ausgerichtetes Exzellenzprogramm durchlaufen, während sie an einer Berliner oder Brandenburger Universität studieren. Um den Studienplatz an der gewählten Uni müssen sie sich selbstständig bewerben.
Die Laufzeit ist ein Jahr. Die Bewerber/innen dürfen nicht älter als 28 Jahre sein. Studierende aller Fachrichtungen können gefördert werden, falls sie ihr Grundstudium abgeschlossen haben. Die Stipendiaten und Stipendiatinnen bekommen 600 Euro pro Monat. Diese Summe ist elternunabhängig. Zur Unterstützung der Projektarbeiten wird 400 Euro gezahlt. Ausländische Teilnehmer/innen bekommen einmalige Mobilitätspauschale in Höhe von 1000 Euro.
Dies sind nur einige von vielen Möglichkeiten. Einige Bundesländer bieten auch eigene Stipendien wie Hessen, Bayern, Baden-Württemberg oder Rheinland-Pfalz. Politisch engagierte Studierende finden zahlreiche Organisationen, die sich um den europäischen wissenschaftlichen Nachwuchs kümmern, wie zum Beispiel die liberale Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.
Auch wenn die Bewerbung kompliziert zu sein scheint, es lohnt sich, mehr als eine Organisation auszuwählen, um deine Chance zu verbessern. Nichts ist unmöglich, aber du musst den ersten Schritt tun. Viel Glück!