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Zeitung << 2/2010 << Zweisprachige Schwierigkeiten


Zweisprachige Schwierigkeiten
Probleme des Deutschunterrichts im Tömörkény Gymnasium

Autoren: Márk Besír, Szabolcs Nuszpl

Sprachen zu erlernen, ist ziemlich schwer, sagen die meisten, die schon Fremdsprachen begegnet sind. In zweisprachigen Schulen ist dieses Problem natürlich größer, dort braucht man einen speziellen Lehrplan, der es ermöglicht, sich nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch verschiedene Fächer auf Deutsch auf einem hohen Niveau anzueignen.

Da wir auch ein zweisprachiges Gymnasium besucht haben, sind wir schon den Problemen begegnet, die die befragten Lehrer_innen erwähnten. Die zwei größten Probleme sind der Mangel an Fachlehrbüchern in deutscher Sprache und der Mangel an Lehrkräften. Einerseits stehen die Lehrbücher nur auf Ungarisch zur Verfügung, und wenn sie doch übersetzt sind, sind sie unheimlich teuer. Ein übersetztes Geschichtsbuch kostet ca. 13000 Forint, wie uns Frau Lénárd mitteilte. Natürlich kann nicht von jeder Schülerin oder jedem Schüler erwartet werden, so viel Geld für ein Buch auszugeben. Das verlangt natürlich eine andere Unterrichtsmethode. Um dieses Problem zu lösen, versuchen die Lehrer_innen aus den ungarischen Büchern so viel wie möglich selbst zu übersetzen, sie teilen den Schüler_innen den übersetzten und zu erlernenden Stoff aus, der auch eine Liste der fremden Fachwörter beinhaltet.
Andererseits gibt es wenige Lehrer_innen, die zum Beispiel Biologie auf Deutsch unterrichten können. Dazu kommt noch, dass man in Biologie kein Abitur ablegen muss, deshalb gibt es unter den Schüler_innen wenig Interesse an diesem Fach. Und ein weiterer möglicher Grund für die Uninteressiertheit kann die schwere Fachsprache sein, die auch auf Ungarisch schwer zu lernen bzw. lehren ist, gar auf Deutsch, äußert sich Frau Stájer.
Ein weiteres Problem ist, dass die Schüler_innen das Gymnasium mit unterschiedlichen Deutschkenntnissen anfangen. Deshalb ist es eine große Herausforderung für die Lehrer_innen, die Stunden so aufzubauen, dass sich die Schüler_innen nicht langweilen, aber auch Schritt halten können.
Trotz der auf den ersten Blick nicht so rosigen Lage ist eine Entwicklungstendenz auf dem Gebiet deutschsprachiger Fachbücher zu sehen. Heute sind z.B. schon die Geschichtsbücher von Miklós Száray in deutscher Sprache erreichbar, bzw. die Anthologie für den deutschen Literaturunterricht (Band I und II), die übrigens in Pécs zusammengestellt wurde. Zum Beispiel werden im Ungarndeutschen Bildungszentrum (UBZ) in Baja beide Bücher gern benutzt. Was die mangelnden Lehrkräfte betrifft, kann man über eine eindeutige Entwicklung nicht sprechen. Leider gibt es immer noch wenige Lehrer_innen, die die Fachsprache beherrschen.
Was an dieser Lage vielleicht etwas ändern könnte, ist das Treffen der Lehrkräfte der deutschsprachigen Schulen in Ungarn, wo sie diese Probleme besprechen bzw. ihre Meinungen, Erfahrungen und Lösungsvorschläge einander mitteilen können. Früher gab es schon solche Foren, aber in den letzten Jahren wurden sie leider vernachlässigt, wie wir erfahren haben. Hoffentlich wird jemand in der nahen Zukunft die Initiative ergreifen, diese Tradition in Ungarn wieder ins Leben zu rufen.
Autoren der Rubrik „Zweisprachige Schulen”: